„Amazonas der Weltmeere“ wird das Korallendreieck wegen seiner Artenvielfalt auch genannt. Selbst das größte Tier der Erde, der Blauwal, kommt hier vor. Und auch seltene Arten wie der gefährdete Dugong zählen zu den Bewohnern. Es ist die artenreichste Meeresregion der Welt – zumindest im Moment noch. Denn Einflüsse wie Überfischung, Klimawandel und Tourismus bedrohen das fragile Ökosystem. Dazu kommen Unmengen von Plastikmüll, die von den umliegenden Ländern aus ins Meer gelangen.
Leuchtende Korallenbänke und gigantische Fischschwärme, mächtige Mantarochen und winzige Meeresschnecken: Die Unterwasserwelt im Korallendreieck ist beeindruckend. Das Meeresgebiet im Indopazifik erstreckt sich über sechs Millionen Quadratkilometer und umfasst sechs Länder: Indonesien, Malaysia, Papua-Neuguinea, die Philippinen, die Salomonen und Osttimor. Es ist Heimat für mehr als 3000 Fischarten, 600 Korallenspezies und sechs der sieben existierenden Meeresschildkrötenarten.
Wertvoller Lebensraum für gefährdete Arten
Fischerei und Tourismus im Korallendreieck
Rund 350 Millionen Menschen leben hier. Für 120 Millionen Bewohner bildet das Korallendreieck ihre unmittelbare Lebensgrundlage. Viele beziehen ihr Einkommen aus der Fischerei oder aus dem wachsenden Tourismus-Sektor. Denn das Korallendreieck ist eines der fischreichsten Gebiete im Pazifik. Und damit auch ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Gleichzeitig ist es die „Speisekarte“ der Region. Viele Menschen ernähren sich von dem, was die Korallenriffe hergeben. Der zunehmende Plastikmüll bedroht daher neben der Natur auch die Existenz vieler Menschen.
Das Problem: Umweltsünder in Südostasien
Rund 8 Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Weltmeeren. Der größte Teil dieser Masse stammt aus südostasiatischen Ländern. Laut Studien sind fünf Nationen für mehr als die Hälfte des Plastikmülls im Meer verantwortlich. Und zwar China, Indonesien, die Philippinen, Thailand und Vietnam. Zwei dieser fünf Länder liegen im Korallendreieck, die übrigen in unmittelbarer Nähe. Daher landet in dieser Region besonders viel Plastikmüll in der Umwelt.
Plastikmüll verfängt sich im Korallendreieck
Die geologischen Gegebenheiten sorgen dafür, dass viel von dem Müll, der im Meer landet, auch hier bleibt. Denn in den unzähligen Lagunen des Korallendreiecks gibt es wenig Strömung. Ein großer Teil der Plastikabfälle wird daher nicht ins offene Meer getragen. Er bleibt innerhalb der Korallenriffe gefangen. An einstigen Traumstränden bietet sich daher schon heute oft ein trauriger Anblick. Und Taucher bringen teilweise schockierende Bilder von ihren Ausflügen zurück. Denn immer mehr Plastiktüten, PET-Flaschen und Styropor-Teile verschmutzen das Unterwasserparadies.
Hauptursachen für Plastikmüll im Korallendreieck
Es wird zu viel Plastik verbraucht
Es kommen zu viele Plastikverpackungen und Wegwerfartikel auf den Markt. Nach einmaligem Gebrauch landen diese meist direkt im Müll. Plastiktüten sind auf Märkten allgegenwärtig. Und Wasser wird meist in Einwegflaschen verkauft. Auf den Philippinen zum Beispiel besteht fast ein Viertel des gesamten Abfalls aus Plastik. Das ist Weltrekord.
Das Abfallsystem ist oft schlecht ausgebaut
In vielen südostasiatischen Ländern wird zu wenig Müll gesammelt und verwertet. In abgelegenen Regionen und auf kleinen Inseln gibt es oft überhaupt kein geregeltes Abfallsystem. Müll landet in der Natur und somit auch im Meer. Indonesien zum Beispiel produziert die zweitgrößte Menge an Plastikmüll weltweit nach China. Allein von hier aus gelangen jedes Jahr zwischen 0,5 und 1,3 Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer. Ein weiteres Problem sind ungeschützte Müllhalden. Von ihnen kann Plastik bei Überflutungen weggeschwemmt oder verweht werden und im Meer landen. 17 der 50 größten Deponien der Welt befinden sich in Asien.
Die Küstenregionen sind dicht bebaut
Die Bevölkerung der Länder im Korallendreieck wächst. Es wird viel gebaut, und gerade die Küstengebiete sind meist dicht besiedelt. In den boomenden Städten entsteht immer mehr von Menschen verursachter Müll. Durch die Nähe zum Wasser können die Abfälle auch leicht ins Meer gelangen.
Intensive Schifffahrt sorgt für viel Müll im Meer
Fischerei und Handel prägen die Region. Viele Schiffe durchqueren das Korallendreieck, um Waren zu den großen Häfen Südostasiens zu transportieren. Leider werden teilweise noch immer Abfälle von Bord illegal ins Meer gekippt. Auch verloren gegangene oder ausrangierte Fischereiausrüstung wird zur Bedrohungen für die Tierwelt.
Die Folgen der Plastikflut im Korallendreieck:
1. Plastikmüll - eine weitere Bedrohung für die Korallenriffe
In den letzten vier Jahrzehnten wurden bereits 40 Prozent der Riffe im Korallendreieck zerstört. Mehr als drei Viertel der verbleibenden Korallen gelten als bedroht. Die Vielzahl der negativen Einflüsse – ob Klimawandel, Überfischung oder Plastikmüll – belastet die Riffe zunehmend. Wissenschaftler schätzen, dass im Jahr 2030 nahezu alle Riffe im Korallendreieck in Gefahr sein werden, wenn die derzeitige Entwicklung anhält.
2. Korallensterben bedeutet Artensterben
Die Folge wäre ein massenhaftes Korallensterben, das das gesamte Ökosystem im Korallendreieck ins Wanken bringen würde. Denn mit den Korallen geht auch der Lebensraum für viele andere Meereslebewesen verloren. Viele kleine Fische leben im Schutz der wogenden Weichkorallen. Andere Arten ernähren sich von Korallen. Es wäre der Anfang vom Ende für die Vielfalt in diesem marinen Biotop.
3. Existenzgrundlage vieler Menschen bedroht
Die Zerstörung der Unterwasserwelt hat zudem Auswirkungen auf viele Menschen in der Region. Ein großer Teil der Bewohner des Korallendreiecks lebt direkt oder indirekt von der Fischerei. So kommt etwa die Hälfte des gesamten Thunfisch-Absatzes im West- und Zentralpazifik aus dem Korallendreieck. Geschätzter Umsatz pro Jahr: zwei Milliarden US-Dollar. Viele Familien ernähren sich zudem von den Fischbeständen in den Riffen. Auf den Salomonen zum Beispiel betrifft das 80 Prozent aller Haushalte. Gehen die Bestände zurück, bedeutet das für viele den Verlust ihrer Lebens- und Nahrungsgrundlage.
4. Urlauberzahlen könnten sinken
Auch die Tourismusbranche in der Region ist durch die Entwicklung bedroht. Das Verschwinden der faszinierenden Artenvielfalt unter Wasser wäre für sie fatal. Denn kommen weniger Taucher und Strandurlauber, gehen Arbeitsplätze und wichtige Einnahmen verloren. Besonders stark betrifft das die beliebten Urlaubsinseln auf den Philippinen oder in Indonesien.
5. Korallenriffe als natürlicher Schutzwall gehen verloren
Die schwindenden Riffe sind auch eine Gefahr für die Bewohner der Küstenregionen im Korallendreieck. Denn fast die Hälfte der gesamten Küstenbereiche der Region wird bislang durch die Riffe geschützt. Die Korallenbänke wirken wie ein natürlicher Schutzwall. Ohne sie wären ganze Ortschaften am Meer Naturgewalten wie Wind und Erosion ausgesetzt. Ein nicht unwesentlicher Faktor in einer Region, die oft von tropischen Stürmen und Taifunen betroffen ist.
Die Lösungsansätze für die Plastikkrise im Korallendreieck:
Das Plastikmüll-Problem im Korallendreieck in den Griff zu bekommen, ist keine leichte Aufgabe. Allein die Größe des Meeresgebietes ist eine Herausforderung. Eine weitere Schwierigkeit: Sechs Nationen müssen sich auf gemeinsame Maßnahmen einigen. Doch ein Anfang ist gemacht. Institutionen wie die Coral Triangle Initiative tragen dazu bei, dass das wertvolle Ökosystem besser geschützt wird. Damit das Erfolg hat, muss sich auf vielen Ebenen etwas ändern:
- Plastikmüll reduzieren: Der Verbrauch von Plastik muss sinken. Höhere Steuern auf Einwegprodukte können dabei helfen. Auch Verbote von Artikeln wie Plastiktüten können dazu beitragen, dass weniger Plastikmüll entsteht.
- Alternativen fördern: Viele Verpackungen lassen sich vermeiden oder durch umweltverträglichere Varianten ersetzen. Dafür muss es Anreize wie steuerliche Vergünstigungen geben.
- Bessere Abfallentsorgung: Der Müll im Korallendreieck muss zu 100 Prozent gesammelt und verwertet werden. Die Recycling-Quote muss steigen. Und es muss ein Kreislaufsystem für Plastikmüll entstehen.
- Strafen für Müllsünder: Illegale Müllentsorgung, zum Beispiel in der Schifffahrt, muss stärker geahndet werden. Dafür braucht es verbindliche Gesetze und Regelungen.
- Verantwortung einfordern: Und zwar von Unternehmen, die Plastikprodukte oder -verpackungen herstellen oder in Umlauf bringen. Sie müssen dazu gebracht werden, weniger Einwegartikel herzustellen oder anzubieten. Und sie müssen die Kosten der Entsorgung und Verwertung von Verpackungsabfällen übernehmen, so wie es in Deutschland und anderen europäischen Ländern schon gesetzlich geregelt ist.
- Meeresschutzgebiete einrichten: Bislang stehen nur 16 Prozent der Riffe im Korallendreieck unter Schutz. Nur 1 Prozent von diesen wird von Experten als effektiv bewertet. Es müssen mehr Regionen den Status des Meeresschutzgebietes erhalten. Und es muss besser kontrolliert werden, dass Restriktionen in diesen Gebieten eingehalten werden.
- Bewusstsein stärken: Die Menschen im Korallendreieck brauchen mehr Informationen über die Auswirkungen von Plastik auf die Natur. Auch die korrekte Entsorgung von Plastikmüll kann man lernen. Aufklärungskampagnen können dazu beitragen, dass ein stärkeres Umweltbewusstsein entsteht.
- Verhalten verändern: Jeder Einzelne kann etwas für den Schutz des Korallendreiecks leisten. Indem man Verpackungen vermeidet und angebotene Mehrweglösungen nutzt. Wichtig ist es auch, Müll zu sammeln und - wo die Möglichkeit besteht - zum Recycling zu geben. Zusätzlich kann man an Strand-Reinigungsaktionen teilnehmen und so helfen, die Strände von Plastikmüll zu befreien.
Noch ist das Korallendreieck eines der wichtigsten marinen Ökosysteme der Welt. Aber wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt. Denn das Korallendreieck ist durch Plastikmüll und andere schädliche Einflüsse stark bedroht. Hoffnung gibt, dass sich Riffe von Schäden erholen können. Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass diese einzigartige Unterwasserwelt mit ihrer Artenvielfalt erhalten bleibt.
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