Sie sind so faszinierend wie geheimnisvoll: Je nach Wissenschaftler gibt es noch zwischen sechs und acht Flussdelfinarten auf unserer Erde, alle sind vom Aussterben bedroht. Zuhause in den größten Flüssen Südamerikas und Asiens, führen sie ein Leben im Verborgenen – und sind gleich einer ganzen Flut von Gefahren ausgesetzt. Doch eine einfache wie bahnbrechende Erfindung kann die intelligenten Tiere vor einem qualvollen Tod bewahren.

Flussdelfine sind durch verschiedene Faktoren bedroht © WWF-Brazil / Adriano Gambarini
Flussdelfine sind durch verschiedene Faktoren bedroht © WWF-Brazil / Adriano Gambarini

In den weit verzweigten Flüssen des Amazonas- und Orinoco-Beckens in Südamerika leben – oft in unzugänglich sumpfigem Gebiet und noch wenig erforscht – die größten aller Flussdelfine mit der vielleicht auffälligsten Färbung: Rosa Flussdelfine werden die Amazonas-Flussdelfine oder Botos auch genannt, da sie sich mit zunehmendem Alter tatsächlich hellrosa färben. Verschiedene Mythen und Sagen ranken sich um die bis zu 180 Kilogramm schweren und zweieinhalb Meter langen Tiere. Aber die Gefahr ist groß, dass sie bald endgültig zur Legende werden. Denn ihre Bestände nehmen stetig ab.

Die Flüsse sind nicht mehr, was sie einmal waren

Die Eingriffe in die Flusssysteme, in denen die Delfine leben, sind enorm. Staudämme und Wasserkraftwerke zerschneiden die Lebensräume der Tiere, trennen Populationen voneinander und lassen Männchen nicht mehr zu Weibchen finden. Die Bestände können sich damit nur schwer vermehren und sind anfälliger für Krankheiten. Dazu kommt eine großflächige Verseuchung der Flüsse mit Quecksilber: Das Nervengift wird bei der Goldsuche eingesetzt, um das Edelmetall aus dem Schlamm zu waschen, schädigt Natur und Menschen schwer und reichert sich in den Delfinen am Ende der Nahrungskette besonders an. Bereits in der Muttermilch der Kälber kann das Gift in hoher Konzentration nachgewiesen werden.

Immer wieder verstricken sich Flussdelfine außerdem in den Netzen örtlicher Fischer, ersticken darin qualvoll oder werden als Konkurrenten um die Nahrung und aus Rache für zerrissene Netze getötet.

Wie wir den Flussdelfinen helfen können

Fangen von Flussdelfinen mit einem Netz © Adriano Gambarini / WWF-Brazil
Fangen von Flussdelfinen mit einem Netz © Adriano Gambarini / WWF-Brazil

Flussdelfine unterscheiden sich von ihren Verwandten in den Meeren. Die Flüsse, in denen sie leben, sind oft voller Sedimente und oft trübe, das schränkt die Sicht der Flussdelfine ein. Deshalb haben sie ein umso besser ausgebildetes Echolotsystem. Damit orten sie Fischschwärme als Nahrung – auch wenn diese sich in einem Fischernetz befinden!

Das feinmaschige Netz hingegen können die Delfine nicht erkennen. Es wird für sie zur tödlichen Falle. Doch wie die kann man die Delfine daran hindern, sich der verlockenden Ansammlung von Fischen in den Netzen zu nähern? Die Lösung liefern sogenannte Pinger: Kleine elektronische Schallgeräte, die an den Netzen befestigt werden und abschreckende akustische Signale aussenden.

Erfolg in Asien

In einem Pilotprojekt am Fluss Mahakam im indonesischen Teil Borneos konnten die Pinger bereits wirksam eingesetzt werden und schützen nicht nur die dort lebenden Irawadi-Delfine, sondern verbessern zugleich die Lebensgrundlage der Fischer: Dank der Warngeräusche kam kein einziger Flussdelfin mehr in einem Netz zu Tode und die Fangmengen der örtlichen Fischer stiegen fast um das Doppelte.

„Ganz so leicht lassen sich die Delfine im Amazonasgebiet leider nicht abschrecken“, erzählt Daphne Willems, Leiterin einer länderübergreifenden WWF-Initiative zum Schutz der Flussdelfine, von einer ihrer Expeditionen. „Die Pinger wirken zwar, aber wir müssen noch herausfinden, welche Anzahl an Geräten und Art von Geräuschen hier den größten Erfolg versprechen.“

Es muss viel passieren

Viel Forschung ist auch noch nötig, um die Flussdelfine und ihre Wanderwege besser kennenzulernen und genau zu verstehen, was die Delfine bedroht – oder um beispielsweise ihre Quecksilberbelastung eindeutig nachweisen und politisch aktiv werden zu können.

Wie gut oder schlecht es den Flussdelfinen geht, ist letztlich ein Indikator dafür, wie es um die Flüsse und Natur ihrer Lebensräume insgesamt bestellt ist. Der WWF erforscht die letzten und doch noch so geheimnisvollen Flussdelfine mit Hilfe von Satelliten, Drohnen, Besenderungen und Blutproben. Der WWF schützt ihre Lebensräume über alle Ländergrenzen hinweg im gesamten Verbreitungsgebiet und mindert gleichzeitig die konkreten Bedrohungen vor Ort. „Die Pinger sind dafür ein extrem wichtiges Instrument“, so Dirk Embert vom WWF Deutschland. „Denn der sinnlose Tod vieler Delfine in den Fischernetzen kann und muss so schnell wie möglich aufhören.“

Mit dem Kauf von weiteren Pingern, können sofort weitere Delfine davor bewahrt werden, qualvoll in einem Fischernetz zu ertrinken. Der WWF kann außerdem seine Versuche ausweiten und örtliche Fischer in den verschiedenen Amazonasländern unterstützen, die Delfine und ihre eigene Lebensgrundlage zu schützen.

Um langfristig die Zukunft der einzigartigen Flussdelfine zu schützen, haben wir die „River Dolphin Rivers“-Initiative ins Leben gerufen. Die Initiative hat zum Ziel, bis 2030 den Rückgang der Flussdelfine in Südamerika und Asien zu stoppen und die am stärksten betroffenen Bestände wiederherzustellen. Gezielt geht die Initiative gegen die drei größten Bedrohungen vor: nicht nachhaltige Fischerei, Wasserkraft und Infrastruktur sowie Umweltverschmutzung.

Helfen Sie dem WWF, die gefährdeten Flussdelfine zu schützen, damit die schönen, sensiblen und wichtigen Tiere nicht für immer verschwinden!

 

Werden Sie aktiv und schützen die Flussdelfine

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