Es ist rund 24-mal so groß wie Deutschland und bedeckt fast die Hälfte Südamerikas – Brasilien ist ein Land der Superlative. Dort steht der größte Regenwald, fließt der wasserreichste Fluss, liegt die artenreichste Savanne. Riesig ist auch die Zerstörung der Natur, vor allem des Regenwaldes. Doch es wurden auch beachtliche Naturschutzerfolge erreicht. Sie könnten aber wieder zunichte gemacht werden – durch eine maßlose Wirtschaftspolitik.
Deutschland passt rund sechsmal in Brasiliens Schutzgebiete. Über ein Viertel des Landes ist geschützt. Fast vier Fünftel des brasilianischen Amazonas-Regenwalds stehen noch und der Kahlschlag konnte in den letzten zehn Jahren erheblich verringert werden. Circa 80 Prozent ihrer Stromproduktion sei grün, behaupten die Brasilianer, da sie aus Wasserkraft gewonnen wird. Und auch sozial läuft es nicht schlecht. Etwa 30 Millionen Brasilianer – rund 15 Prozent der Gesamtbevölkerung – könnten laut offizieller Prognose im 21. Jahrhundert der extremen Armut entkommen. Also ist alles auf einem guten Weg? Wird Brasilien seinen Bürgern zu einem würdigen Leben verhelfen, ohne seine Natur zu opfern?
Die riesige, unerschlossene Wildnis weckte enorme Begehrlichkeiten auf Land, Rohstoffe und Energie. Und so wurde der Versuch, Wirtschaftswachstum zu generieren, ohne die Umwelt zu zerstören, bereits in der zweiten Amtszeit von Präsident Luiz „Lula“ da Silva ab 2007 aufgegeben. In seiner Amtszeit wurden immerhin 49 Naturschutzgebiete ausgewiesen, unter Präsidentin Dilma Rousseff seit Beginn ihrer Amtszeit 2011 bis Januar 2014 kein einziges mehr.
Weil von der Savanne des Cerrado erst ganze drei Prozent unter Schutz stehen, wurde die Hälfte der natürlichen Vegetation bereits vollständig gerodet. Vom Küstenregenwald, der Mata Atlantica, sind bis heute mehr als 90 Prozent vernichtet. Brasilien hat bereits in den letzten drei Jahrzehnten 45.000 Quadratkilometer Schutzgebiete verloren – und bestehende Reservate werden immer wieder von illegalen Holzfällern, Goldgräbern, Farmern, Fischern und Jägern heimgesucht.
Durch die wirtschaftliche Erschließung Brasiliens dürfen keine weiteren ökologischen und sozialen Verwerfungen entstehen. Die Proteste gegen die Verschwendung beim Bau der Fußballstadien haben den Politikern in Brasilien bereits gezeigt: Größenwahn auf Kosten der Menschen wird nicht länger hingenommen. Darauf setzt der WWF auch im Naturschutz. Mit unserer beharrlichen Öffentlichkeitsarbeit machen wir klar: Nur grün hat Brasilien eine Zukunft.
Der WWF tritt dem Ausverkauf bereits geschützter Naturregionen und der Missachtung der Rechte indigener Völker entschieden entgegen – und versucht, nachhaltige Alternativen für den Raubbau zu zeigen.
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