Illegaler Holzeinschlag ist inzwischen weltweit eine der größten Bedrohungen für die Wälder. Ob in Amazonien, in den Regenwäldern Indonesiens oder im fernen Osten Russlands - ein beträchtlicher Prozentsatz des dort geschlagenen Holzes ist illegal. Das heißt, dass bei Ernte, Transport, Einkauf oder Verkauf des Holzes gegen nationale oder internationale Gesetze verstoßen wurde.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

In Russland, dem Land mit den drittgrößten Urwaldflächen, stammen bis zu 50 Prozent des Holzes aus illegalen Quellen. In den Tropen ist der Anteil sogar noch höher. Indonesisches Tropenholz stammt in drei von vier Fällen aus illegaler Quelle. Und im brasilianischen Amazonasgebiet liegt der Anteil sogar bei 80 Prozent.

EU Forest Crime Initiative

Beteiligte Organisationen an der EU Forest Crime Initiative
Beteiligte Organisationen an der EU Forest Crime Initiative

english version >>

Illegaler Holzeinschlag und -handel ist ein wachsendes Problem mit Verbindungen zur organisierten Kriminalität und Korruption. Bezogen auf den Profit stand sie 2017 an erster Stelle der Kriminalität mit natürlichen Ressourcen. Im Jahr 2013 verabschiedete die EU die Europäische Holzverordnung (EUTR), um den illegalen Holzeinschlag zu stoppen. Lücken in der EUTR und Umsetzungsschwächen in den EU-Ländern haben jedoch einen echten Wandel in der Praxis verhindert. Die im März 2019 gestartete „EU Forest Crime Initiative“ (das Projekt) zielt darauf ab, eine wirksame Strafverfolgung zu ermöglichen, indem sie Netzwerke stimuliert, die in der Lage sind, illegalen Holzeinschlag und -handel zu erkennen und darauf zu reagieren. Das Projekt hat einen geografischen Fokus auf vier Exportländer (Bulgarien, Rumänien, Slowakei und Ukraine) und zwei Importländer (Belgien und Frankreich). Die Innovation besteht darin, das Fachwissen von INTERPOL im Bereich der Strafverfolgung mit der praktischen Erfahrung des WWF bei der Unterstützung von Unternehmen zur Vermeidung des illegalen Holzhandels zu verbinden. Das Projekt ist finanziert durch den „Internal Security Fund – Police“ der Europäischen Union.

„Machen Sie mit!“

Sie können zum Beispiel

  • aktiv nachfragen, woher Produkte und Rohstoffe in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld kommen
  • wenn Sie für eine Behörde oder ein Unternehmen arbeiten und dadurch mit Holz oder Umweltkriminalität zu tun haben, können Sie prüfen, ob Forensische Methoden zur Erkennung von  Holzart oder Holzherkunft bei Ihnen angewandt werden können
  • bei Fragen oder Anregungen können Sie sich gerne an das Team Forest Crime beim WWF Deutschland wenden: eu.forestcrime.initiative(a)wwf.de.

Gerade in den waldreichen Regionen der Erde sind die Auswirkungen durch illegalen Holzeinschlag gewaltig: Ganze Waldgebiete werden oft völlig kahl geschlagen und ihre Tier- und Pflanzenwelt vernichtet. Solche Abholzungen werden dann oft als Umwandlung schöngeredet: Der Aufbau von Plantagen muss hier oft als Vorwand herhalten, um die Kahlschläge zu begründen. Hauptverursacher für die Rodung in den Tropen ist die Landwirtschaft (für die Gewinnung von Palmöl und Soja sowie Rinderweiden) und die Umwandlung von Naturwald in Holz-Plantagen für die Zellstoffproduktion.

Doch so verarmen die nährstoffarmen tropischen Böden schnell, so dass die Industrien nach ein paar Jahren wieder neue Waldflächen roden werden.

Abholzung schadet auch dem Menschen

Der Amazonas ist mehr denn je von Abholzung bedroht © Michael Dantas / WWF-Brasilien
Der Amazonas ist mehr denn je von Abholzung bedroht © Michael Dantas / WWF-Brasilien

Unter der Waldvernichtung leidet aber nicht nur die Natur, sondern auch die lokale Bevölkerung, der durch den Wegfall ihrer Hauptunterhaltsquelle oft die Lebensgrundlage entzogen wird. Während die Gewinne aus den illegalen Geschäften nur einigen wenigen Nutznießern zugute kommen, müssen die negativen Folgen aber von der gesamten Bevölkerung getragen werden. Die Volkswirtschaften ganzer Länder erleiden so massive finanzielle Verluste. Doch nicht nur die Menschen in den so genannten Produzentenländern leiden unter der Waldvernichtung, sondern wir alle, egal wo wir sind. Denn die weltweite Walddegradierung und Waldvernichtung trägt weltweit zu 20 Prozent der globalen Kohlendioxidemissionen bei und schädigt zugleich massiv den Wald als Klimaschützer.

Der Anteil des illegalen Holzeinschlags an der globalen Holzproduktion wird auf 20 bis 40 Prozent geschätzt, der wirtschaftliche Schaden durch entgangene Einnahmen für Staat, Industrie und Waldbesitzer auf 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Illegaler Holzeinschlag drückt durch seine Billigangebote (ermöglicht zum Beispiel durch nicht gezahlte Steuern und verhinderte Abgaben, indem die Hölzer als minderwertig deklariert werden) den Holzpreis weltweit um schätzungsweise sieben bis 16 Prozent.

Hinzu kommt der Imageschaden für den Rohstoff Holz und den gesamten Forstsektor. Waldbesitzer und Unternehmen der Holzbranche, die nachhaltig arbeiten und Holz aus legalen oder nachhaltigen Quellen einsetzen, sind einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt. Zwischen 16 und 19 Prozent der Holzimporte in die Europäische Union (EU) stammen nach Angaben einer WWF-Studie aus illegalem Holzeinschlag. Allein in Deutschland kommen zwischen sieben und neun Prozent der Holzimporte aus illegalen Quellen.

Ziel des WWF ist es, überall auf der Welt diesen Raubbau einzudämmen. Hierzu arbeitet der WWF direkt in den Schutzgebieten zur Sicherung von Wäldern – zum Beispiel durch die Einrichtung und Unterstützung spezieller Waldschutz-Patrouillen in Russland oder Indonesien. Gleichzeitig wirkt der WWF auf Änderungen der Gesetzeslage auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene hin und fördert unabhängige Zertifizierungssysteme wie das des FSC, um eine nachhaltige Waldnutzung zu stärken.

Wir benötigen Ihre Hilfe:

Sanitärhiebe können zu unkontrollierten Nutzungsintensitäten führen

Sanitärhiebe (engl. Sanitary logging oder salvage logging) sind außerplanmäßig stattfindende Holznutzungen in Waldbeständen, die zum Beispiel durch Feuer, Überflutung, Sturm, Krankheiten oder Insektenkalamitäten stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diese Nutzungen sind ökonomisch motiviert, um das Holz zu nutzen, bevor es durch die weiterschreitende Schädigung wertlos wird.

Allerdings scheint es, dass Sanitärhiebe als zunehmendes Mittel genutzt werden, um einen nicht mehr nachhaltigen bis zu illegalen Einschlag in gesunde Bestände durchführen zu können.

  • Holz-Fabrik in China © Theodore Kaye / WWF China Rückverfolgung von Holz

    Neben der Förderung vorsorgender Maßnahmen wie Waldzertifizierung durch FSC setzt der WWF auf eine neue Methode zur Rückverfolgung der Holzherkunft. Weiterlesen ...

  • Holzmarkt in China © WWF-US / Zachary Bako WWF-Marktrecherchen im Bereich Holz

    Vor allem Falschdeklarationen der Holzarten kommen immer wieder vor und werfen prinzipielle Fragen nach der Legalität des Produkts und nach der Zuverlässigkeit des Händlers auf. Weiterlesen ...

  • Im Toilettenpapier steckt Wald © WWF / Kurt PRINZREGIONAL Holz und Papier – Nachhaltig genutzt

    Wald steckt da, wo man ihn nicht erwartet: in Toilettenpapier, Schulheften und vielem mehr. Aber jeder kann mit seinem Konsum die ungebremste Wald-Zerstörung verhindern. Weiterlesen ...