Man könnte denken, Bären hätten das Sagen in Europa. Auf so vielen Wappen, Fahnen und Siegeln sind sie abgebildet. Braunbären gelten manchem als mystische Wesen, die über den Wald herrschen und dem Menschen zumindest ebenbürtig scheinen. Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Ursus arctos fast überall in Europa beheimatet. Heute gilt er in vielen Ländern als ausgestorben – in Deutschland schon seit mehr als 150 Jahren.

Nach 171 Jahren Abwesenheit wanderte im Mai 2006 erstmals wieder ein Bär nach Deutschland ein. Doch „Bruno“ erlangte nur traurige Berühmtheit: Nach wenigen Wochen wurde er erschossen. Seit 2019 tappt im österreichisch-deutschen Grenzgebiet immer wieder ein Bär in Fotofallen. Auch Deutschland hat er bereits besucht.

Für die Artenvielfalt wäre es ein Gewinn, wenn sich Braunbären dauerhaft in Deutschland niederlassen würde – für manche Menschen vor Ort möglicherweise aber auch eine Herausforderung.

Das Ökosystem braucht die Braunbären

Mit bis zu 150 kg Gewicht und mit einer Schulterhöhe von bis zu 150 Zentimetern (männliche Tiere) sind Braunbären imposante Tiere. Obwohl sie so mächtig sind und zu den großen Beutegreifern zählen, die sich überwiegend von Fleisch ernähren, sind Braunbären die meiste Zeit des Jahres Vegetarier. Sie fressen Wurzeln, Gräser, Kräuter, Beeren und Früchte.

Durch ihre bloße Anwesenheit können sie ihren Wald verändern, indem sie die verschiedensten verspeisten Samen in ihrem Revier verbreiten. Nur etwa ein Drittel der Nahrung der Braunbären besteht aus Insekten, Fischen oder Aas. Auch das Fressen von Aas und das erbeuten von kranken Tieren, ist wichtig für die Gesundheit des Ökosystems.

Braunbären halten übrigens keinen echten Winterschlaf, sondern Winterruhe. Sie haben also auch Wachphasen, in denen sie Kot und Urin abgeben oder Nahrung aufnehmen.

Das macht der WWF zum Schutz der Braunbären

Unsere Hilfe für die Aufzuchtstation ist Teil unseres groß angelegten Engagements für den Erhalt der Braunbären in Rumänien. So sucht der WWF auch den Dialog zu Tierhaltern und Jägern, um die Akzeptanz für Braunbären zu erhöhen. Und wir setzen uns dafür ein, dass die Lebensraumansprüche der Bären bei neuen Infrastrukturprojekten berücksichtigt und grenzübergreifend neue Wanderkorridore geschaffen werden.

Wo leben Braunbären?

Acht Bärenarten gibt es: Amerikanischer Schwarzbär, Kragenbär, Braunbär, Eisbär, Lippenbär, Malaienbär, Brillenbär und Großer Panda. Von den acht Bärenarten sind die Braunbären am weitesten verbreitet. Sie haben sich an verschiedene Lebensräume angepasst: von Wäldern, über subalpine und alpine Tundra bis hin zu Wüsten und Halbwüsten. Braunbären leben im nordwestlichen Nordamerika, in Skandinavien, in Süd- und Osteuropa, aber auch in Japan, dem Nahen Osten, China und der Mongolei kommen Braunbären vor. Schon im Mittelalter war der Lebensraum der Bären auf die schwer zugänglichen und noch waldreichen Gebirge beschränkt. Mit der der gnadenlosen Verfolgung und der Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen wurden sie in der Folge vielerorts ausgerottet.

Europas Braunbären leben gefährlich

Während Braunbären noch im Mittelalter in ganz Europa verbreitet waren, sieht man Meister Petz hierzulande nur noch im Zoo. Die größten Bedrohungen für die Braunbären sind fehlende Akzeptanz, die Zerschneidung und der Verlust ihres Lebensraums sowie die Wilderei.

Auf Schwarzmärkten werden für Galle, Fett, Fleisch, Rückenmark und die Tatzen große Summen gezahlt. Obwohl die Jagd in den meisten Ländern verboten ist, sterben immer wieder Bären durch Menschenhand. Ohne unsere Hilfe ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Braunbären in Europa ganz verschwinden.

Die meisten europäischen Braunbären leben in Rumänien. Das große, waldreiche Gebirge der Karpaten bietet einen guten Lebensraum. Doch auch hier lauern viele Gefahren: Wilderer stellen den Bärenmüttern nach und Waldarbeiter treiben mit ihren kreischenden Motorsägen die Bärenmütter in die Flucht. Zurück bleiben hilflose Bärenwaisen, die ohne ihre Mutter keine Chance zum Überleben haben.

Das können Sie für die Braunbären tun

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