Die Baunach ist ein Zufluss des Mains nördlich von Bamberg. Sie ist ein potentielles Aalgewässer und gilt als „Fischvorranggewässer“, also ein Gewässer, das für den Erhalt der Fischbestände in Bayern wichtig ist.
Mehrere Barrieren in der Baunach verhindern nicht nur die Wanderung des Aals; insgesamt leiden die Fischbestände unter den vielen unüberwindbaren Hindernissen. Der Mittelgebirgsbach ist nach offiziellen Bewertungen nur in einem „mäßig guten ökologischen Zustand“. Nach EU-Recht muss sich die Situation bis 2027 verbessern.
Der WWF macht den Anfang und entnimmt in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Kronach ein nicht mehr genutztes Wehr an der Baunach. Auf dass die Gewässerlebewesen wieder frei wandern können!
Freier Fluss für die Baunach: Weg mit dem Leucherhofwehr!
Leucherhofwehr-Rückbau schafft sechs Kilometer freie Baunach
Durch eine Kooperation des WWF Deutschland und des WWA Kronach wurde im September 2021 das „Leucherhofwehr“ an der Baunach zurückgebaut. Damit wurden etwa sechs Kilometer frei fließende Gewässerstrecke in dem potentiellen Aalgewässer gewonnen.
Landwirtschaft und die Wasserstauung beeinträchtigen die Baunach
Die Baunach windet sich über 54 Kilometer von ihrer Quelle im Fränkischen Schichtstufenland bis zu ihrer Mündung in den Obermain nördlich von Bamberg.
Trotz der teils intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen im Einzugsgebiet konnten hier viele wertvolle Biotope erhalten werden; und in den fünf ausgewiesenen Natura-2000-Gebieten finden sich seltene Arten wie etwa der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous), ein Schmetterling der auf extensive Wiesenflächen mit dem Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) als wichtigem Nahrungsspender und Brutplatz angewiesen ist. In der Baunach selbst kommen weitere seltene Tiere wie die Bachmuschel (Unio crassus) und schützenswerte Kleinfische wie die Bachschmerle (Barbatula barbatula) und der Schneider (Alburnoides bipunctatus) vor.
Trotz ihres teils unverbauten Verlaufs ist die Baunach durch Einträge von Feinsedimenten und Pflanzenschutzmitteln aus den umliegenden Äckern und Wiesen beeinträchtigt sowie durch sogenannte Querbauwerke, die den Flusslauf unterbrechen. Vor allem Wehre zur Wasserkraftnutzung und Bewässerung der Wiesen finden sich im Abstand von wenigen Kilometern. Sie stauen das Wasser auf, wodurch sich Nährstoffe ablagern und sich das Gewässer unnatürlich stark erwärmt. Vor allem aber sperren sie die Fische, Amphibien und Insektenlarven in kleinen Teilstücken der Baunach ein, wie ein Käfig einen Vogel. So können die Fische nicht mehr zu ihren Laichhabitaten wandern, aber auch ungünstige Habitate nicht mehr verlassen, um in geeignete Bereiche zu wandern.
Rückbau des Leucherhofwehrs durch Spendenaktion
Das „Leucherhofwehr“ ist ein altes Wiesenbewässerungswehr das, knapp unterhalb der Mündung der Baunach in den Main gelegen, für Wassertiere, die flussaufwärts wandern möchten, eine unüberwindbare Barriere darstellt. Der ursprüngliche Besitzer des Wehres war eine Wässer- und Wiesengenossenschaft. Ihr fällt eigentlich die Aufgabe zu das Wehr durchgängig zu gestalten bzw. es zurückzubauen, nachdem es nicht mehr genutzt wird. Die Genossenschaft hat sich jedoch mittlerweile aufgelöst, niemand fühlte sich verantwortlich für das funktionslose Wehr im Fluss.
Erst durch eine Spendenaktion des WWF Deutschland wurden die Mittel bereitgestellt, mit Hilfe derer das WWA Kronach den Rückbau angehen konnte. Es verbleibt aktuell nur noch ein nicht durchgängiges Wehr, das die Wanderung von Fischen von der Baunach in den Main verhindert. Der WWF bleibt dran – denn auch hier könnte sich die Möglichkeit ergeben, das Wehr mittelfristig zu entfernen.
Vorfahrt für Fische
Durch den Rückbau werden sechs Kilometer frei fließende Flussstrecke erzeugt. Da in der Baunach potentiell auch der Aal vorkommt, ist der Fluss Fischvorranggewässer, das heißt, hier sollten alle Barrieren vorrangig durchgängig gestaltet oder entfernt werden. Welche Erfolge der Rückbau für die schon jetzt häufigen Fischarten wie den Schneider und die Bachschmerle bringt, wird ein Monitoring in Kooperation mit der Fischereifachberatung Oberfranken zeigen.
Doch auch der Mensch profitiert unmittelbar, wenn überflüssige Barrieren in den Flüssen entfernt werden. Sie stellen gerade bei Hochwasser ein Sicherheitsrisiko dar, weil teilweise gefährliche Strömungen entstehen oder bereits baufällige Bauwerke beschädigt und weggespült werden können.
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