Die Luft dampft vor Feuchtigkeit. Riesige, alte Bäume und dichtes Blattwerk darunter lassen kaum Sonnenstrahlen bis zum Boden durchdringen. Gorillas und Giraffen, Waldelefanten, Schimpansen, Schlangen, Papageien und tausende weitere Arten finden in unterschiedlichen tropischen Lebensräumen ihren Platz. Viele davon gibt es nur hier: Rund um das Kongobecken Zentralafrikas erstreckt sich nach dem Amazonas das zweitgrößte tropische Urwaldgebiet der Welt und damit auch die zweitgrößte Lunge unseres Planeten.
Gerade hat man ein neues Geheimnis der Waldelefanten gelüftet, gerade das weltgrößte Moor entdeckt. Da droht eine bislang unendlich erscheinende Waldlandschaft Geschichte zu werden: Afrikas Regenwald. Im Herzen des afrikanischen Kontinents liegt einer der größten und wertvollsten Tropenwälder unserer Erde. Noch. Denn schon in wenigen Jahren könnten die letzten großen unberührten Waldflächen verschwunden sein.
Afrikas grünes Herz
Unerschöpfliche Vielfalt
Wenn der Wald droht zu verschwinden
Bis zu 90 Millionen Jahre alt sind die tropischen Wälder Afrikas. Zerstört werden sie innerhalb kürzester Zeit. „Legal wie illegal, mit oder ohne Korruption - der Regenwald wird mehr und mehr genutzt“, so Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland. Afrikas Regenwälder schwinden in bedrohlichem Tempo. Dabei dienen sie als riesige Wasserspeicher, ernähren tausende Menschen vor Ort, haben große Bedeutung für das Weltklima und beherbergen nicht zuletzt seltene Arten wie die Waldelefanten - die wiederum unser Klima schützen.
Waldelefanten helfen beim Klimaschutz
Afrikanische Waldelefanten sind noch wenig erforscht. Zu versteckt leben die kleineren Verwandten der Steppenelefanten in den Dichten des Dschungels. Hier durchstreifen sie Reviere von bis zu 3000 Quadratkilometern und gehören zu den effektivsten Verbreitern von Pflanzensamen in den Tropen. Auch durch ihr Fressverhalten gestalten Waldelefanten den Regenwald – und schützen das Klima, wie man seit kurzem weiß. „Waldelefanten dünnen das Unterholz aus, verschonen aber Bäume mit höherer Holzdichte “, erklärt Susanne Winter. „So können diese Baumarten, die sehr groß werden und viel CO2 speichern, besser wachsen.“ Bis zu 600 Tonnen Kohlenstoff speichert ein Wald pro Quadratkilometer mehr, wenn es dort im Durchschnitt einen Waldelefanten gibt.
Größtes Torfmoor der Erde im Kongobecken entdeckt
Noch mehr CO2 als Wälder speichern Moorflächen pro Hektar. Eine der bedeutendsten dieser Flächen liegt im zentralafrikanischen Regenwald. Erst 2012 hatten Forscher das riesige Torfmoor im Kongobecken entdeckt und dabei sein Ausmaß noch unterschätzt. Inzwischen zeigen Vermessungen: Es ist der größte bekannte Torfmoorkomplex der Erde. Mit fast 150.000 Quadratkilometern ist das Moor größer als England und speichert bis zu 30 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Genauso viel wie der gesamte Regenwald Zentralafrikas. Doch wie der Wald ist auch das Moor in Gefahr, vor allem durch das Abzapfen von Wasser für Landwirtschaft und Plantagen.
Kochtopf und Konzessionen - Was Afrikas Regenwälder bedroht
Es sind die guten klimatischen Bedingungen für Palmöl und Kakao-Plantagen, es sind die wertvollen Hölzer und Bodenschätze, die große Firmen um Konzessionen für die Waldnutzung ringen lassen. Aber es ist auch die Not vor Ort, die den Wald immens bedroht: 90 Prozent des Holzes in Afrika dient der privaten Nutzung als Brennholz. Andere Energiequellen gibt es kaum. Holz und Holzkohle sind oft die einzige Möglichkeit, zu kochen.
- Wenn ich keinen Baum pflanze, wer wird es dann tun?
Eveline Kahindo stellt Tonböden für Öfen her. Für besonders energiesparende Öfen. Sie benötigen nur halb so viel Holz oder Holzkohle wie die Feuerstellen, auf denen die Menschen in Evelines Heimat sonst kochen. Eveline Kahindo wohnt in der Millionenstadt Goma am östlichen Rand des Kongobeckens. Die Bevölkerungsdichte ist hoch, entsprechend der Energiebedarf. Fast 8 Millionen Kubikmeter Holz verbrauchen die Haushalte hier im Jahr. Mehr als die Hälfte davon stammte lange aus dem Virunga Nationalpark – einem der ältesten und artenreichsten Nationalparks Afrikas und Heimat der extrem bedrohten Berggorillas. Vier vom WWF aufgebaute und ausgebildete Frauenkooperativen stellen in der so besonderen wie bedrohten Region Energiesparöfen her, um den Druck auf die Wälder zu nehmen.
Hilfe für die Menschen, Hilfe für den Wald
Ein Viertel der Regenwälder unserer Erde liegt in Afrika. Eines der wichtigsten Mittel zu ihrer Rettung sind Projekte wie die Energiesparöfen in Virunga, die den Menschen vor Ort ein Einkommen bieten, ihre Lebensgrundlagen verbessern und gleichzeitig die Wälder schützen. Der WWF ist in vielen der bedrohten Ökosysteme Afrikas aktiv. Die energiesparenden Öfen sind ein Erfolgsmodell, das es zu verbreiten gilt. Denn eine Zukunft für den Wald ist eine Zukunft für uns alle - und die Waldelefanten.