Vietnam verbindet Tradition und Moderne, beherbergt genauso vielfältige Kulturen wie Landschaften und besticht abseits touristischer Pfade mit einem ungeheuren Artenreichtum.

Doch Vietnam gehört auch zu den Ländern der Welt, die den meisten Plastikmüll in unsere Meere eintragen. Deshalb führte unsere Protectorenreise 2018 in das aufstrebende, südostasiatische Land. Die WWF Protector:innen leisten einen unentbehrlichen Beitrag zum Schutz einiger der wertvollsten Flecken unserer Erde und haben alle zwei Jahre Gelegenheit, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen.

Unsere Protectorenreisen kratzen nicht an der Oberfläche. Sie bieten tiefe Einblicke in die jeweilige Ökoregion, ihre Besonderheiten und die WWF-Arbeit vor Ort. Dafür sorgt unter anderem Thomas Werner, selbst Protector und Mitglied WWF Philanthropie-Teams. Im Folgenden berichtet er hautnah von den Eindrücken aus Vietnam.

Auf zum „Hotspot“ des Plastikmülls

Zwölf neugierige Protector:innen starteten ihre Reise mit mir in Ho-Chi-Minh, der größten Stadt Vietnams. Annähernd zehn Millionen Einwohner leben hier. Die vielfältigen Herausforderungen wurden uns sofort klar: eine dynamisch wachsende Bevölkerung mit Plastikmüll und vielen Motorrollern. Das Thema Plastikmüll hat sich beim WWF zu einem Schwerpunkt entwickelt. Aus nur zehn Flüssen weltweit gelangen rund 90 Prozent des gesamten Plastikmülls in unsere Meere. Dazu gehört der Mekong, der gewaltige asiatische Strom, der in Vietnam ins Meer mündet. Das wollten wir uns näher ansehen und fuhren zum Flussdelta des Mekong, der zu den weltweit am stärksten verschmutzten Flüssen gehört.

Lokale Sensibilisierung für den Artenschutz

Produkte auf einem Wildtiermarkt © Tom Svenson / WWF Sweden
Produkte auf einem Wildtiermarkt © Tom Svenson / WWF Sweden

Einen zweiten Schwerpunkt bildeten die Themen Wilderei-Bekämpfung und alternative Einnahmequellen für die Bevölkerung. Wir besuchten eine Bärenstation, wo Kragenbären inzwischen unbehelligt leben, nachdem die illegale Praxis des Abzapfens von Gallenflüssigkeit bei lebenden Bären unterbunden wurde. Ihr natürliches Kletterverhalten haben diese Tiere leider verloren, was uns nachhaltig erschütterte. Auf unserem Rückweg vernahmen wir eigenartige Gesänge aus dem dichten Wald und lauschten überrascht dem morgendlichen Begrüßungsritual der Gibbons. Faszinierend!

Naturschätze und traditionelle Musik

Auch die beeindruckende Natur des Landes und zumindest einige der unzähligen, schützenswerten Tier- und Pflanzenarten Vietnams bekamen wir zu Gesicht. So gingen wir zum Beispiel im Tram Chim-Nationalpark auf Vogelbeobachtung.

Mit Booten und von Beobachtungstürmen aus konnten wir vielfältige Tierarten durch unsere Ferngläser entdecken. Übernachtet haben wir in den neuen Hütten eines Ökotourismus-Dorfes, mit dem sich Einheimische eine alternative Einnahmequelle zur bisherigen Jagd auf Wildtiere erschlossen haben. An einem eindrucksvollen Abend mit den Dorfältesten hörten wir auf exotischen Holzinstrumenten traditionelle Musik. Mutige unter uns tanzten mit der lokalen Bevölkerung ums Lagerfeuer und lernten völlig neue Dinge aus der heimischen Kultur.

Bei einem unserer Spaziergänge in der Umgebung unserer Unterkunft entdeckten wir einen kleinen Affen, der als Haustier gefangen gehalten wurde. Wir machten unseren vietnamesischen WWF-Kollegen Quoc darauf aufmerksam. Er schaltete die zuständigen Behörden ein und veranlasste die Befreiung des Tieres. Es gibt also auch auf diesem Gebiet noch viel zu tun.

Kulturprogramm und Büroarbeit

Nach Fahrten durch die waldbedeckte Mitte Vietnams besichtigten wir kulturelle Schätze wie die Laternenstadt Hội An und die Kaiserstadt Hué. Dort besuchten wir nicht nur Kaisergräber und starteten zu einer Trekkingtour, sondern statteten auch dem WWF-Büro in Hué einen Besuch ab. Hier erhielten wir in einer Fragerunde Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge der täglichen Naturschutzarbeit.

Unser vielfältiges Programm fasste einer der Reisenden so zusammen: „In Vietnam konnten wir beeindruckende, unberührte Naturschätze sehen. Aber auch die negativen Seiten eines sich rasant entwickelnden Landes. Dennoch sollten wir bei uns selbst anfangen, wenn wir etwas verändern wollen.“ Die Teilnehmer:innen tauschten sich auch lange nach unserer Rückkehr noch darüber aus, wie sie ihren Alltag nachhaltiger und vor allem „plastikfreier“ gestalten können. Ein schönes Ergebnis einer gemeinsamen Reise.

Von Thomas Werner, WWF-Philanthopie Team

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Claudia Bierhoff © Heidi Scherm
Claudia Bierhoff © Heidi Scherm

Claudia Bierhoff

Schwerpunkte: Global ProtectorLiving Planet Club

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„Allein können wir so wenig tun; zusammen können wir so viel machen.“
(Helen Keller)