WWF warnt vor weiteren Angriffen auf den Artenschutz in der EU

Die Europäische Kommission hat heute einen Vorschlag zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) vorgelegt. Dieser Vorschlag folgt der Entscheidung, dem Wolf im Rahmen der Berner Konvention einen niedrigeren Schutzstatus zu verleihen. Die Änderung trat am 6. März 2025 in Kraft und stieß auf breite Kritik von Naturschutzexperten und Umweltorganisationen. Zwar haben sich die Wolfspopulationen dank des strengen Schutzes über drei Jahrzehnte in vielen Teilen Europas erholt, dennoch ist der Erhaltungszustand des Wolfes unter den FFH-Kriterien weiterhin nicht als „günstig“ zu beurteilen. Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland warnt ausdrücklich vor weiteren Angriffen auf den Artenschutz in Europa und insbesondere auf die FFH-Richtlinie als dessen Herzstück. 
 
„Der Vorstoß der EU-Kommission gegen den Wolf ist ein gefährlicher Präzedenzfall, da die Kommission vom Prinzip abweicht, Entscheidungen auf wissenschaftlicher Grundlage zu treffen. Artenschutz wird damit zum politischen Spielball und droht in den Strudel populistischer Strömungen zu geraten. Die EU-Kommission will die Herabstufung, wie zuvor in der Berner Konvention erfolgt, nun auch in der FFH-Richtline ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse vollziehen. Die nächste reguläre FFH-Status-Bewertung durch die Mitgliedsstaaten steht im Laufe dieses Jahres an und sollte vor jedem weiteren Schritt dringend abgewartet werden“, sagt Dr. Sybille Klenzendorf, Programmleiterin für Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF Deutschland. 
 
„Dieses offenkundig politisch motiviert Vorgehen schwächt das Vertrauen in europäische Institutionen, die eigentlich auf Basis solider wissenschaftlicher Erkenntnisse handeln sollten“, so Klenzendorf.  
 
Eine Lockerung des Schutzstatus und der damit beabsichtigte leichtere Abschuss von Wölfen wird sich zudem nicht als effektives Mittel zur Verringerung von Schäden bei Weidetierhaltern erweisen. Eine Studie zum Wolfsmanagement in der Slowakei zeigt, dass solche Maßnahmen keine signifikanten Verbesserungen bringen. Für sogenannte Problemwölfe, die trotz hoher Zäune oder Behirtung Nutztiere reißen, gibt es bereits jetzt rechtskonforme Regelungen zum Abschuss. „Das wirksamste Mittel zur Verringerung von Nutztierrissen bleibt ein effektiver Herdenschutz. Es ist entscheidend, gezielt und unbürokratisch in die Unterstützung von Weidetierhaltern zu investieren, um Konflikte mit Wölfen zu minimieren, anstatt auf undifferenzierte Jagd zu setzen, die das Problem nur verschärfen kann“, sagt Klenzendorf weiter.  
 
Seit mehr als drei Jahrzehnten hat die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie Hunderte von europäischen Arten und Lebensräumen geschützt. Arten wie der Wolf und der Iberische Luchs wurden dank der Richtlinie vor dem Aussterben bewahrt. Der WWF Deutschland fordert die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament auf, die Integrität der Habitat-Richtlinie zu schützen und allen Versuchen zu widerstehen, sie zu schwächen.   

 

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz