WWF Zukunftswahl-Check analysiert Wahlprogramme zur Bundestagswahl

Der WWF Deutschland hat heute seinen Zukunftswahl-Check zur Bundestagswahl 2025 veröffentlicht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die meisten Parteien bleiben beim Klima- und Naturschutz weit hinter den Notwendigkeiten zurück. Besonders auffällig: CDU/CSU und SPD haben ihre Ambitionen im Vergleich zur letzten Bundestagswahl (Link) deutlich zurückgeschraubt.

"Klima- und Naturkrisen bedrohen unsere Lebensgrundlagen – sauberes Wasser, fruchtbare Böden, stabile Ökosysteme. Diese Wahl entscheidet über den Kurs der nächsten vier Jahre. Jede Stimme bei dieser Wahl ist deshalb eine Stimme für oder gegen unsere Zukunft", sagt Heike Vesper, Vorständin des WWF Deutschland. "Wir brauchen eine Regierung, die den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas vorantreibt, 80 Prozent Erneuerbare bis 2030 umsetzt und massiv in klimafreundliche Technologien investiert. Dazu muss die Schuldenbremse reformiert werden. Mit einem starken Ausbau des öffentlichen Verkehrs und dem Klimageld sorgen wir dafür, dass alle vom nachhaltigen Wandel profitieren."

Der WWF Zukunftswahl-Check macht die oft schwer verständlichen Wahlprogramme transparent und zeigt, was sie konkret für Klima und Natur bedeuten. Die Analyse der drei großen demokratischen Parteien zeigt deutliche Unterschiede: Während Bündnis 90 / Die Grünen das mit Abstand ambitionierteste Programm vorlegen, fallen CDU/CSU und SPD deutlich ab. Die Union setzt in der Klimapolitik fast ausschließlich auf den CO2-Preis, will das Gebäudeenergiegesetz abschaffen und den Kohleausstieg verzögern. Die SPD bekennt sich zwar zu den Klimazielen, bleibt aber bei konkreten Maßnahmen vage. Einzig die Grünen legen ein schlüssiges Gesamtkonzept vor – von der Energie- über die Gebäude- bis zur Verkehrswende, sowie der Etablierung einer echten Kreislaufwirtschaft.

Im Umgang mit der Artenkrise und dem Naturschutz verschärfen sich die Unterschiede noch: Die Union will den Schutzstatus des Wolfs herabstufen und plant, Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Küstennatur abzuschaffen. Die SPD bleibt hier blass – zu zentralen Themen wie Wildnisgebieten, Wolfsschutz oder konkreten Maßnahmen zur Renaturierung sagt sie wenig oder gar nichts. Die Grünen hingegen legen das umfassendste Naturschutzprogramm vor: Sie wollen mehr Wildnisgebiete ausweisen, zehn Prozent der deutschen Meeresfläche unter Schutz stellen und Flüsse wieder naturnah gestalten. Als einzige Partei erkennen sie die zentrale Bedeutung der neuen Biodiversitätsstrategie an und wollen sie gesetzlich verankern.

Auch bei den kleineren Parteien zeigen sich deutliche Unterschiede: Die Linke setzt sich ehrgeizige Ziele wie Klimaneutralität bis 2040 und fünf Prozent Wildnisflächen, bleibt aber bei der Umsetzung in Teilen vage. Das neu gegründete BSW bekennt sich zwar zum Pariser Klimaabkommen, lehnt aber eine schnelle Klimaneutralität ab und lässt beim Naturschutz fast alles offen. Die AfD leugnet den menschengemachten Klimawandel und will aus dem Pariser Abkommen aussteigen.

Einiges überrascht und ist besorgniserregend: Die CDU/CSU wollen das selbst eingeführte Lieferkettengesetz wieder abschaffen und prüfen die Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwerken. Die FDP lehnt einen Kohleausstieg vor 2038 komplett ab – trotz der Unwirtschaftlichkeit von Kohlestrom. Und das BSW will zwar am Deutschlandticket festhalten, aber gleichzeitig den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor rückgängig machen. "Diese widersprüchlichen Positionen zeigen, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen, wofür die Parteien wirklich stehen", betont Vesper.

Hintergrund

Der vollständige WWF-Zukunftswahl-Check steht unter www.wwf.de/zukunftswahl-check bereit.

Die Übersichtsgrafik des WWF Zukunftswahl-Check gibt es hochauflösend PNG-Datei (Link) und als PDF-Datei (Link) zum Download.

Grundlage der Bewertung sind die Wahlprogramme der untersuchten Parteien für die Bundestagswahl 2025; bei der AfD basiert die Bewertung auf dem Programmentwurf, da ein endgültiges Wahlprogramm zum Zeitpunkt der Analyse noch nicht vorlag. Die AfD ist ein rechtsextremistischer Verdachtsfall und stellt demokratische Grundwerte in Frage. Deswegen stellen wir sie separat von den demokratischen Parteien dar.

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz