Übernutzung nach Plan

Heute hat das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) den aktuellen Flächenentwicklungsplan 2025 veröffentlicht. Dieser regelt den räumlichen und zeitlichen Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland bis 2045. Dazu sagt Axel Krumsiek, Leiter Meeresschutz beim WWF Deutschland:

„Der Flächenentwicklungsplan legt zum ersten Mal konkret fest, wie 70 Gigawatt in der deutschen Nord- und Ostsee installiert werden sollen. Leider vergibt der Plan die Chance, Klima- und Biodiversitätsschutz Hand in Hand umzusetzen und schießt über sein Ziel hinaus. Er sieht eine Bebauung auf einem Viertel der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) vor und beplant dabei auch Gebiete, die für die Natur besonders wichtig sind.   

Der Plan überschreitet sogar die gesetzlichen Ausbauziele bis 2035 und büßt damit Flexibilität ein. So können neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Innovationen in Zukunft kaum mehr in den Ausbau einfließen. Nach der immer gleichen Logik soll die deutsche AWZ weiter bebaut werden, ohne konsequent ökologische Kriterien zugrunde zu legen. Sinnvoller wäre es aus Sicht des WWF, sich stärker am Stromertrag, statt an reinen Kapazitätszielen zu orientieren. Außerdem ergibt es Sinn, in eine bessere Koordination der Raumplanung mit den Anrainerstaaten einzusteigen, um effizienter, flächensparsamer und gleichzeitig umweltschonender zu bauen. Auch aus Wirtschaftlichkeitsperspektive bietet dies Vorteile.

Dagegen hat das BSH richtigerweise keine Beschleunigungsgebiete festgelegt, da die entsprechende Rechtsgrundlage hierfür noch fehlt. Es müssen nun mehr sensible Gebiete rechtssicher ausgewiesen werden, bevor Beschleunigungsgebiete überhaupt ins Spiel kommen. In Beschleunigungsgebieten fallen wichtige Umweltstandards weg.  Der WWF fordert eine an ökologischen Kriterien ausgerichtete Flächenauswahl und Flächenvergabe. Meeresschutzgebiete müssen von Bebauung freigehalten werden. Durch den geplanten Offshore-Ausbau kommen neue Belastungen für die Meere dazu, obwohl sie schon jetzt in einem dramatisch schlechten Zustand sind. Konsequenterweise müssen deshalb auch die Auswirkungen anderer Nutzungsarten wie Fischerei, Schifffahrt oder Rohstoffabbau reduziert werden. Vor dem Hintergrund des massiven Zubaus in den nächsten Jahrzehnten muss der gesamte Ausbau der Offshore-Windenergie grundsätzlich so naturverträglich wie möglich gestaltet werden, wenn wir das Leben in Nord- und Ostsee erhalten wollen.”

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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  • Korallen (Indonesien) © GettyImages Meeresschutz - ohne Meer kein Leben

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