WWF unterstützt Auswilderungsprojekte des Eurasischen Luchses

Karlsruhe/Berlin, 03.04.25 Im Zoo Karlsruhe hat der erste Luchs sein neues „Kurzzeit-Apartment“ bezogen: Das sogenannte Koordinationsgehege soll die Katze auf ihre Auswilderung in die baden-württembergischen Wälder vorbereiten. Der WWF hat gemeinsam mit der Artenschutzstiftung des Zoo Karlsruhe und dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg den Bau des Koordinationsgeheges für zukünftige Luchsauswilderungen unterstützt. Im ca. 5.000 Quadratmeter großen Gehegekomplex mit vier Auswilderungsgehegen außerhalb des Zoogeländes, sollen künftig Auswilderungsprojekte in Baden-Württemberg und ganz Europa unterstützen werden.  Die Gehegeanlage liegt im Tierpark Oberwald abgeschirmt im Wald. Die Anlage enthält vier etwa gleich große Gehege von 1.000 bis 1.500 Quadratmeter. Ein Besucherzaun in 50 Meter Abstand um das Gehege soll Lärm dämmen und verhindern, dass sich Besucher dem Gehege nähern. Angrenzend wurde ein Separationsgehege für den Tiertransfer und tierärztliche Behandlungen gebaut.  

WWF-Expertin Dr. Sybille Klenzendorf freut sich: „Wir sind sehr erfreut über die schnelle Fertigstellung des Koordinatensgeheges für Luchse im Oberwald. Das Gehege wird einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Populationsentwicklung der Luchse in Baden Württemberg, Deutschland und darüber hinaus leisten. Denn trotz des positiven Bestandstrends kehrt der Luchs nach wie vor nur sehr langsam nach Deutschland zurück und jedes Tier, das das die Bestände stützen kann, zählt.“  

Für eine Auswilderung vorgesehene Luchse werden nach ihrem Transfer aus der Zuchteinrichtung (meist ein anderer europäischer Zoo oder Tierpark) mehrere Monate im Koordinationsgehege unter minimalem menschlichen Kontakt gehalten und mit ganzen Wildkörpern gefüttert. Arbeiten der Tierpfleger außerhalb und innerhalb des Geheges werden auf ein absolutes Minimum reduziert, damit eine Gewöhnung an den Menschen konsequent vermieden wird. Vor der Auswilderung werden sie einer medizinischen Untersuchung und einem Verhaltenstest unterzogen. 

Es handelt sich um das zweite Luchskoordinationsgehege in Mitteleuropa. Eine weitere solche Anlage steht im Wildkatzendorf Hütscheroda in Thüringen. Hinsichtlich Luchszucht und Koordinationsgehege kooperiert Baden-Württemberg auch mit anderen Auswilderungsprojekten wie etwa in Thüringen und Sachsen. So werden im Oberwald auch Luchse für eine spätere Auswilderung in anderen Regionen auf eine Auswilderung vorbereitet werden. 

Die Baukosten des Koordinationsgeheges von rund 360.000 Euro werden von der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe, vom WWF Deutschland sowie aus Mitteln des Projekts „Luchs Baden-Württemberg“ bezahlt.

Hintergrundinformationen

Das Projekt „Luchs Baden-Württemberg – Bestandsstützung der Luchsvorkommen in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen“ ist ein Projekt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Kooperation mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg, dem WWF Deutschland und dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe.  

Das Projekt wird zudem durch die HIT-Umwelt- und Naturschutzstiftung und die Luchsinitiative Baden-Württemberg e.V. unterstützt. Auftraggeber ist das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR).  

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für Karpatenluchse wird durch die European Association of Zoos and Aquariums (EAZA) koordiniert.  

Das Projekt wird vom Netzwerk Linking Lynx begleitet, das sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses beschäftigt. Langfristiges Ziel ist es, eine lebensfähige Metapopulation des Karpatenluchses in Europa zu schaffen, welche sich von den Karpaten bis hin zum Jura, den Westalpen und dem Dinarischen Gebirge erstreckt.  

Mehr Informationen zum Luchs und dem Projekt finden Sie im Wildtierportal Baden-Württemberg unter: www.wildtierportal-bw.de 

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin