Berlin, 13.04.2025: Infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist der Import von Holz aus Russland in die EU seit Juni 2022 verboten. Trotzdem sind in Deutschland noch immer viele Holzprodukte russischen Ursprungs verfügbar. So kommt der WWF Deutschland in einer aktuellen Marktanalyse zu dem Ergebnis, dass Holz-Einwegbesteck im Einzelhandel und der Gastronomie in zwei Dritteln der getesteten Fälle Holz aus Russland enthalten. Die Umweltschützer haben insgesamt 21 Unternehmen untersucht. In 14 Fällen und somit bei zwei Dritteln gab es Treffer, darunter befand sich unter anderem Besteck von McDonald’s, Burger King, Backwerk, Kamps, Starbucks, dm, Rewe oder Subway.
Das EU-Russland-Embargo hat nach Angaben des WWF auch eine wichtige Naturschutzkomponente: In Russland gebe es ein großes Problem mit illegalem Holzeinschlag mit einem Anteil von geschätzten 20 Prozent im Westen und bis zu 50 Prozent im Osten des Landes. Laut WWF legen die Analyseergebnisse den Verdacht nahe, dass in den beanstandeten Fällen gegen das Embargo verstoßen wurde. Dass die Produkte bereits vor Inkrafttreten des Importverbots eingeführt wurden, sei zwar nicht auszuschließen, drei Jahre nach Inkrafttreten des Embargos aber äußerst unwahrscheinlich – insbesondere angesichts der hohen Anzahl der Funde.
Johannes Zahnen, Holzexperte vom WWF Deutschland, kommentiert: „Auch drei Jahre nachdem das EU-Embargo den Import von Holzprodukten verboten hat, sind weiter Holzprodukte aus Russland in großer Zahl in Deutschland erhältlich. Das wirft Fragen auf! Denn bereits im Februar 2025 haben wir im erheblichen Umfang Bauholz und Sperrhölzer russischer Herkunft bei uns gefunden. Der WWF fordert daher dringend strengere Kontrollen und eine konsequente Durchsetzung des Embargos. Auch die Unternehmen sind gefragt: Sie müssen sicherstellen, dass ihre Waren aus legalen Quellen stammen, sonst finanzieren am Ende Verbraucherinnen und Verbraucher unwissentlich den russischen Krieg gegen die Ukraine mit.“
Erste Reaktionen betroffener Unternehmen zeigten, wie wenig diese die eigenen Lieferketten unter Kontrolle haben, so der WWF. Auf Anfragen des Focus Magazins teilten Rewe und McDonald‘s mit, das verwendete Holz sei FSC- bzw. PEFC-zertifiziert und stamme aus Lettland (Rewe) bzw. dem „Baltikum oder Osteuropa“ (McDonald’s). Dies hätten die Lieferanten bestätigt. In beiden Fällen konnte das unabhängige Labor diese Herkunftsregionen jedoch klar ausschließen. „Der Anfangsverdacht, dass wir es mit Verstößen gegen das Embargo zu tun haben, hat sich in diesen beiden Fällen noch einmal verstärkt. Denn Falschangaben bei der Holzherkunft sind ein starkes Indiz für Illegalität“, erklärt Zahnen.
Die WWF Marktanalyse bestätigt Recherchen der Organisation Earthsight. Diese deckte auf, dass seit der Verhängung der Sanktionen täglich etwa 20 Lastwagenladungen illegalen russischen Birkensperrholzes in die EU gelangen. Diese Praxis, die von beteiligten Unternehmen als „Goldgrube“ bezeichnet wird, umfasst die Umgehung von Sanktionen durch Umladung der Waren über Drittländer wie Kasachstan, die Türkei oder China.
Hintergrund:
Die fortschreitende Zerstörung der Wälder weltweit gehört zu den größten Treibern der Erderhitzung und Bedrohungen der Biodiversität. Nur durch einen entschiedenen Schutz der Wälder kann es gelingen, die menschlichen Lebensgrundlagen langfristig zu sichern. Vor diesem Hintergrund führt der WWF Deutschland seit 2009 immer wieder Marktanalysen durch, in denen er unterschiedliche Holz- und Papierprodukte auf Art und Herkunft untersucht. Ziel ist es, Produkte auf dem deutschen Markt zu identifizieren, die im Verdacht stehen, aus nicht-nachhaltigen oder sogar illegalen Quellen zu stammen. Betroffenen Unternehmen, zuständigen Behörden sowie die Öffentlichkeit im Allgemeinen sollen so auf bestehende Missstände aufmerksam gemacht werden.