Die EU-Kommission hält an dem geplanten Anwendungsstart der EU-Verordnung für Entwaldungsfreie Produkte (EUDR) zum 30. Dezember 2024 fest. Der WWF zeigt sich daher irritiert anlässlich der heutigen Presseinformation des Bundesagrarministers Cem Özdemir, in der er erneut die Verschiebung der Anwendung der geplanten EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten fordert. Thorsten Steuerwald, Wald-Campaigner des WWF sagte:
„Es ist ein fatales Zeichen, dass Minister Özdemir sich im Namen der Bundesrepublik wiederholt für einen Aufschub der Anti-Entwaldungsverordnung in Richtung EU-Kommission ausspricht, einen Meilenstein des Green Deals und der europäischen Biodiversitätsstrategie. Entwaldungsfreie Lieferketten sind ein wichtiger Hebel, um die importierte Naturzerstörung für unseren Konsum zu verringen und damit Klimawandel und Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken. Die Verordnung ist bereits seit eineinhalb Jahren in Kraft. Jetzt will die Bundesregierung scheinbar den Weg des geringsten Widerstands einschlagen und dringende Aufgaben in die Zukunft verschieben.
Doch der Zeitpuffer, den plötzlich alle einbauen möchten, verkennt die Realität: Die drängendsten Menschheitsprobleme Klimawandel und Artensterben vertragen keinen weiteren Aufschub. Alle 90 Sekunden verschwindet allein für EU-Importe wie Soja, Palmöl oder Kautschuk eine Waldfläche der Größe eines Fußballfeldes. Rückzieher sind auch gegenüber den Unternehmen verantwortungslos, die sich auf die Anwendung der Verordnung vorbereitet haben und Verbindlichkeit und Planungssicherheiterwarten können.
Der WWF fordert, dass sich der Bundesminister für eine fristgerechte Anwendung der EUDR einsetzt und entsprechende Signale an die Kommission aus Deutschland sendet."
In einem bereits Mitte August veröffentlichten Faktencheck stellte zudem ein Bündnis aus Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, INKOTA, Oro Verde, ROBIN WOOD, Südwind und WWF klar, dass die EUDR „keine übermäßige bürokratische Belastung“ darstellt und entlarvte zehn häufige Falschaussagen und Missverständnisse zur EUDR.
Allein zwischen 1990 und 2020 gingen weltweit rund 420 Millionen Hektar Wald – fast so viel wie die Fläche der Europäischen Union – verloren. Rund 90 Prozent der weltweiten Entwaldung wird laut FAO durch die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen hervorgerufen. Der neue EU-Gesetzesrahmen soll die globale Abholzung von Wäldern und die Zerstörung von Lebensräumen verhindern helfen.