- Umweltministerin kündigt Hochwasserschutz-Gesetz an
- WWF: Schwammprinzip für Städte und Landschaften
- Bauvorhaben in Überschwemmungsgebieten stärker kontrollieren
Der WWF Deutschland begrüßt die Ankündigung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, bis Ende des Jahres ein neues Hochwasserschutzgesetz zu verabschieden. Dieses Gesetz soll dazu beitragen, Anpassungsmaßnahmen wie Deichrückverlegungen in Deutschland schneller umzusetzen. Doch der WWF fordert mehr als nur beschleunigte Verfahren: Eine ambitionierte, naturbasierte Strategie zum Hochwasserschutz und zur Klimaanpassung müsse im Zentrum stehen, um die wachsenden Gefahren durch Extremwetterereignisse wirksam zu bekämpfen, so der Naturschutzverband. Es brauche daher einen verpflichtenden Nachweis der „Hochwasserpositivität“ bei allen Bauvorhaben.
„Es muss sichergestellt werden, dass jedes Bauprojekt nicht nur das Hochwasserrisiko vor Ort nicht erhöht, sondern idealerweise sogar reduziert“, sagt Dr. Ruben van Treeck, Wasserexperte des WWF Deutschland. Dies kann zum Beispiel durch Maßnahmen wie Versickerungsflächen erreicht werden, die das Wasser speichern und so die Hochwassergefahr mindern. „Wir brauchen in Deutschland mehr Schwammstädte und -landschaften“, so van Treeck. „Urbane Regionen und unsere menschengeprägten Kulturlandschaften müssen zu Wasserspeichern werden. Das hilft gegen Hochwasser genauso wie gegen Dürre und Trockenperioden.“
Ein weiteres Anliegen des WWF ist die strengere Bewertung von Bauvorhaben in ausgewiesenen Überschwemmungs- und Risikogebieten. Obwohl es rechtliche Vorgaben gibt, die das Bauen in solchen Gebieten einschränken, werden in der Praxis oft Ausnahmen zugelassen. „Angesichts immer häufiger auftretender Extremwetterereignisse müssen diese Ausnahmen strenger gehandhabt werden, um das Risiko für Mensch und Natur zu minimieren“, fordert van Treeck. „Notwendig dafür ist ein systemisches Umdenken; wir dürften die Natur nicht mehr als Gegner begreifen, den wir besiegen müssen, sondern müssen sie zu unserem Verbündeten machen.“
Der WWF fordert, dass das neue Hochwasserschutzgesetz nicht nur eine schnelle Umsetzung bestehender Maßnahmen ermöglicht, sondern auch eine langfristig angelegte, ambitionierte Klimaanpassungsstrategie für Deutschland verfolgt. Diese sollte sicherstellen, dass integrative und naturbasierte Lösungen aus der nationalen Wasserstrategie bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden. Naturnahe Hochwasserschutzmaßnahmen, wie die Rückverlegung von Deichen und die Wiederanbindung von Auen, sind von entscheidender Bedeutung. Sie geben dem Wasser den nötigen Raum und schaffen gleichzeitig wertvolle Lebensräume für die Natur“, erklärt van Treeck. Häufig führe dies jedoch zu Konflikten bei der Flächennutzung. „Die Natur braucht mehr Raum, damit sie ihre regulierende Funktion für den Wasserhaushalt übernehmen kann“, betont van Treeck. Nur so könne eine langfristig wirksame Prävention gegen Hochwasser gewährleistet werden.