Waldbrände in Brasilien vernichten überwiegend unberührten Regenwald – Dürre verschärft die Lage für Menschen und Tiere

  • Amazonas: 53 Prozent der Feuer wüteten in bislang unberührtem Regenwald
  • Daten bestätigen: Waldbrände kriminelles Mittel der illegalen Waldrodung
  • Im Bundesstaat Amazonas sind 330.000 Menschen von extremer Dürre betroffen

Berlin, 13.09.2024: Der Amazonas befindet sich im Würgegriff von massiven Waldbränden und extremer Dürre. Der größte Regenwald der Erde ist das zweite Jahr in Folge von anhaltender Trockenheit betroffen. Die wichtigsten Flüsse der Ökoregion erreichen teilweise ihre niedrigsten Pegelstände seit Beginn der Messreihen vor über 40 Jahren. Hinzu kommen die anhaltenden schweren Waldbrände. 2024 waren bis zum 10. September bereits mehr als 83.000 Feuerausbrüche verzeichnet worden die höchste Zahl in diesem Zeitraum seit 16 Jahren. Roberto Maldonado, Leiter des Bereichs Lateinamerika beim WWF Deutschland, warnt: „Der Amazonas nähert sich dem Kipppunkt, was den Verlust an Waldfläche angeht. Wird dieser überschritten, könnte sich ein Großteil des Regenwaldes in eine Savanne verwandeln – mit katastrophalen Folgen für das globale Klima und die Artenvielfalt.“

53 Prozent der im August im Amazonas verzeichneten Brände konzentrierten sich in sogenanntem Primärwald, also Urwald. Nur 13 Prozent der Brände traten in kürzlich abgeholzten Gebieten auf. Das zeigen neue Daten des Deter-Systems des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE). „Es wird gezielt bisher unberührter Regenwald in Brand gesetzt. Die Brände werden genutzt, um illegal Land zu erschließen. Das ist ein Milliarden-Geschäft“, sagt Roberto Maldonado. Rund 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes wurden bereits zerstört. Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bei einer zerstörten Fläche von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt in der Region erreicht wird.

Die anhaltende Dürre verschärft die ohnehin katastrophale Situation für Menschen und Tiere im Amazonas weiter. Im Bundesstaat Amazonas sind bereits 330.000 Menschen von der Dürre betroffen, alle 62 Gemeinden befinden sich im Ausnahmezustand. Mehrere Orte laufen Gefahr, isoliert zu werden, da das Haupttransportmittel im Amazonasgebiet Boote sind. Nach Angaben des Nationalen Zentrums für die Überwachung und Warnung vor Naturkatastrophen (Cemaden) waren 358 indigene Gebiete in diesem Biom von Trockenheit betroffen, was 92 Prozent der Gebiete der Region entspricht.

Die niedrigen Pegelstände bedrohen auch die Tiere. Der Wasserpegel des Amazonas Flusses an der Grenze zwischen Peru, Kolumbien und Brasilien war noch nie so niedrig wie im September 2024. Über 2.300 Kilometer vom Atlantik entfernt ist der Wasserstand dort Anfang September 1,35 Meter unter dem Meeresspiegel. Das bedroht die Flussdelfine, die dort leben. In den Seen, die mit diesem Fluss verbunden sind, starben während der Dürre 2023 bereits mehr als 330 Delfine. „Wir befürchten, dass sich diese Tragödie wiederholen wird“, sagt Roberto Maldonado.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Ernährung, Landwirtschaft, Bergbau / Berlin

  • Der Amazonas in Peru © Brent Stirton / Getty Images WWF-Projekte in Südamerika

    Südamerika ist ein Kontinent der Superlative. Hier liegt der größte Regenwald der Erde. Vom Amazonas bis zum Orinoco, vom Pantanal bis nach Galapagos – der WWF ist in Südamerika in vielen Regionen aktiv. Mehr zu den WWF-Projekten in Südamerika