WWF kritisiert Pläne zur Aufweichung des Wolf-Schutzstatus: Herdenschutz statt sinnlose Bejagung

Der WWF Deutschland kritisiert die EU-Kommission scharf für ihren Vorstoß, den Schutzstatus des Wolfs im Rahmen der Berner Konvention abschwächen zu wollen. Der WWF befürchtet einen „gefährlichen Präzedenzfall“, der nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse gedeckt sei und im eklatanten Widerspruch zur bisherigen Naturschutzpolitik der EU stehe. Das erklärte Ziel der Kommission, durch eine Lockerung des Schutzstatus Konflikte, um den Wolf zu entschärfen, ist laut WWF nicht haltbar. Matthias Meißner, Bereichsleiter Politik und Biodiversität beim WWF Deutschland fordert die Bundesregierung auf, beim Treffen des Ausschuss der Ständigen Vertreter am Mittwoch, der Vorbereitungssitzung für den EU-Umweltrat, gegen den Vorstoß zu stimmen, oder sich zumindest zu enthalten:

„Eine Änderung der Berner Konvention, die wiederum Voraussetzung für eine Veränderung des Schutzstatus des Wolfs in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie-Richtlinie wäre, ist nicht nur überflüssig. Sie konterkariert auch alle Anstrengungen, einen guten Erhaltungszustand der streng geschützten Art Wolf zu erreichen und ist ein grundsätzlicher Angriff auf den europäischen Artenschutz. Es ist zu befürchten, dass nach dem Wolf auch weiteren `unbequemen´ Arten ihr Schutzstatus entzogen werden soll.

Der Vorstoß der EU-Kommission scheint politisch motiviert. Noch vor zwei Jahren lehnte die EU Kommission einen ähnlichen Vorstoß ab, da eine wissenschaftliche Begründung fehlte. Die nächste Bewertung zum Erhaltungszustand des Wolfs steht 2025 an. In der Europapolitik muss an der guten Tradition festgehalten werden, Entscheidungen faktenbasiert zu treffen, das heißt vor einer Entscheidung ist die anstehende wissenschaftliche Bewertung abzuwarten.

Die Vorstellung, eine Herabstufung des Schutzstatus und eine erleichterte Bejagung des Wolfs könnte die Zahl der Nutztierrisse erheblich verringern, ist ein Irrglaube. Das beweisen Untersuchungen aus der Slowakei und Slowenien. Wer Konflikte bei der Nutztierhaltung lösen will, muss Herdenschutz konsequent betreiben und fördern. Eine Bejagung verhaltungsunauffälliger Tiere, kann zu einer Verschärfung der Situation führen.

Nicht zuletzt biete die bestehende Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bereits jetzt rechtlichen Spielraum, auffällige Wölfe zu bejagen. Diese werden in Deutschland auch genutzt. Zudem hat das Bundesumweltministerium vor Kurzem innerhalb des bestehenden europäischen Rechtsrahmens eine Schnell-Abschussregelung eingeführt, die ein vereinfachtes Verfahren für solche Fälle ermöglicht."

Hintergrund

Studie und Ergebnisse Wolfsmanagement Slowakei:  „Testing a conservation compromise: No evidence that public wolf hunting in Slovakia reduced livestock losses” https://conbio.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/conl.12994

Der WWF ist einer von rund 300 zivilgesellschaftlichen Organisationen, die jüngst eine Resolution gegen die Aufweichung des Schutzstatus des Wolfs unterzeichnet haben: https://wwfeu.awsassets.panda.org/downloads/wolf-protection---joint-statement-september-2024.pdf

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz