Fortschritte bei Klimafragen, Nachholbedarf bei anderen umweltbezogenen Risiken

Der WWF zieht in seinem am Montag vorgestellten neuen SUSREG-Jahresbericht eine gemischte Bilanz zur Transformation der Zentralbanken und der Finanzaufsicht: So haben Zentralbanken sowie Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörden weltweit in den vergangenen Jahren zwar Fortschritte bei der Berücksichtigung finanzieller Risiken durch die Klimakrise gemacht, wie der WWF Sustainable Financial Regulations and Central Bank Activities (SUSREG) Tracker 2024 zeigt. Bei anderen umweltbezogenen finanziellen Risiken wie Naturverlust oder Zerstörung von Ökosystemen dagegen sieht der WWF großen Nachholbedarf.  
 

„Tatenlos dem Naturverlust zuzuschauen, sollte für Zentralbanken und Finanzaufsichten ein Tabu sein. Der Planet droht aus dem Gleichgewicht zu geraten. In den kommenden fünf Jahren müssen enorme Anstrengungen unternommen werden, um die Klima- und Biodiversitätskrise abzuwenden. Auch die Banken- und Versicherungsaufsicht muss ihren Beitrag leisten, um die drohenden Krisen abzuwenden und dem Naturverlust Einhalt zu gebieten. Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden sollten hier jetzt und heute entschlossen handeln und alle in ihren Mandaten gegebenen Möglichkeiten ausschöpfen. Auch die Bundesbank muss da klare Signale setzen."

Jochen Krimphoff, Leiter Daten, Instrumente und Methoden der WWF-Initiative „Greening Financial Regulation Initiative“

Wie der diesjährige SUSREG-Bericht zeigt, haben Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörden zwischen 2021 und 2024 Fortschritte bei der Berücksichtigung von Klimafragen gemacht: So stiegen entsprechende Maßnahmen in dem Zeitraum um 18 Prozent (Bankenaufsicht) beziehungsweise 17 Prozent (Finanzaufsichten). Der WWF-Bericht hebt in diesem Zusammenhang die EU, Singapur, Malaysia, Hongkong, Großbritannien und Brasilien positiv hervor. Demnach verpflichtet eine zunehmende Zahl an Aufsichtsbehörden Finanzinstitutionen inzwischen zur Offenlegung ihrer Klimaziele und Transformationspläne entsprechend des Pariser Klimaschutzabkommens.  
 
Allerdings hinkt der Großteil der Geld- und Währungspolitik bei der Einbettung von Klima- und Umweltrisiken hinterher. Nur wenige Zentralbanken, darunter die Bank of England, Banque de France, Monetary Authority of Singapore sowie die Zentralbank Sloweniens haben mittlerweile begonnen, klimaschädliche Kapitalanlagen auslaufen zu lassen. Bei der Bundesbank steht eine klare Stellungnahme noch aus. 
 
Mit Blick auf die unzureichenden Nationalen Klimabeiträge droht eine Erderhitzung um 3°C bis zum Ende des Jahrhunderts. Zugleich könnte der Planet angesichts des zunehmenden Biodiversitätsverlusts verschiedene Kipppunkte erreichen, welche abrupte und unumkehrbare Veränderungen mit sich bringen würden, wie der jüngste WWF Living Planet Report zeigt. 
 
Bei der Berücksichtigung anderer umweltbezogener Finanzrisiken zeigt der SUSREG-Bericht, dass die Zentralbanken in sieben der zehn Länder mit der größten Artenvielfalt in diesem Punkt hinterherhinken. Noch alarmierender ist, dass umweltbezogene Finanzrisiken bei keiner Finanzaufsichtsbehörde dieser zehn Länder berücksichtigt werden. Weil viele Wirtschaftsaktivitäten, welche Naturverlust in diesen Ländern befördern, vom Banken- und Versicherungssektor finanziert und abgesichert werden, sieht der WWF hierin eine besorgniserregende Entwicklung und nennt alarmierende Zahlen: Während Investitionen, die die Klimakrise, den Biodiversitätsverlust und die Schwächung von Ökosystemen verschärfen, sich auf schätzungsweise knapp sieben Billionen Dollar pro Jahr belaufen, kommen Finanzströme für naturbasierte Lösungen auf lediglich 200 Milliarden Dollar pro Jahr. 
 
„Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden tun derzeit viel zu wenig, um die globalen Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen und gefährliche Kipppunkte zu vermeiden, die unserem Planeten und unserer Wirtschaft enormen Schaden zufügen werden“, sagt Maud Abdelli, Leiterin der WWF-Zentralbankinitiative.  
 
Der WWF hält die nächsten fünf Jahre für entscheidend, um die Welt auf einen nachhaltigen Transformationspfad zu bringen und verweist darauf, dass die Kosten des Nichthandelns um ein Vielfaches höher und die Konsequenzen unberechenbar seien. Er fordert Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden deshalb auf, umweltbezogene Finanzrisiken im Finanzsystem durch stärkere Aufsichts- und Umsetzungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Hierzu dienen Regulierungsrahmenwerke mit einem Fokus auf Risikoanalyse und -management, Stresstestmodelle sowie qualitative und quantitative Offenlegungsprozesse. Die Aktionspläne der Banken- und Finanzaufsichten müssen aufschlüsseln, wie von der Staatengemeinschaft beschlossene Klima- und Umweltziele konkret erreicht werden sollen.

Kontakt

Jelena Admoni

Pressesprecherin für Unternehmenskooperationen / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

    Dürren, Überflutungen, Stürme: Immer häufiger und heftiger führt die Klimakrise zu Tod und Verwüstung. Mehr zur WWF-Klimaschutzarbeit