WWF fordert Behörden auf, die Todesursache aufzuklären und sofortige Schutzmaßnahmen zu ergreifen / Temporäre Schließung von Reusen an betroffenen Küstenabschnitten und umfassender Robbenplan für Mecklenburg-Vorpommern nötig

Drei weitere tote Kegelrobben sind an Rügens Küste aufgefunden worden. Damit setzt sich eine besorgniserregende Serie von Totfunden fort, fast 30 verendete Tiere wurden seit Anfang Oktober gemeldet. Angesichts der alarmierenden Zahl toter Kegelrobben fordert der WWF eine schonungslose Aufklärung der Todesursache und drängt darauf, dass die Ergebnisse der vergangenen Obduktionen transparent veröffentlicht werden, ebenso wie die Parameter der Untersuchung. „Die Öffentlichkeit und alle Akteure in der Region haben ein Recht darauf, zu erfahren, was die Ursache für diese Häufung von Todesfällen ist,“ erklärt Finn Viehberg, Leiter WWF-Büro Ostsee in Stralsund. Eine umfassende Offenlegung der Obduktionsberichte und Untersuchungsergebnisse sei entscheidend, um mögliche Gefahren für die Robbenpopulation in der deutschen Ostsee zu identifizieren und rasch geeignete Schutzmaßnahmen umzusetzen.

Neben der Aufklärung fordert der WWF Deutschland die zuständigen Behörden auf, sofortige und langfristiger Schutzmaßnahmen in Kraft zu setzen. „Wir müssen dringend die Gefahrenquellen ermitteln und sofortige Schritte einleiten, um die ohnehin gefährdete Kegelrobbenpopulation in der Ostsee zu schützen,“ so Viehberg weiter. Um eine Epidemie auszuschließen, muss ein enges Monitoring der Robbenkolonie auf Ruden und der Greifswalder Oie vorgenommen werden. Dort würden kranke Tiere ja auffallen. Gleichzeitig braucht es  eine temporäre Schließung der Reusen in unmittelbar betroffenen Küstenbereichen. „Wenn unklar ist unter welchen Umständen die Robben verendet sind, sind die Behörden zur Vorsorge verpflichtet und müssen die Reusen schließen solange der Sachverhalt anhält“, fordert Finn Viehberg. „Ein robbensicheres Umfeld in den Küstengewässern ist im Interesse aller Beteiligter – der Fischer, des Naturschutzes und des Tourismus“. Deshalb sei auch die flächendeckende Einführung robbensicherer Vorrichtungen an Reusen notwendig, um das Ertrinken weiterer Tiere zu verhindern.

Der WWF betont die Notwendigkeit, den von ihm geforderten umfassenden Robbenplan zu erarbeiten und umzusetzen, um eine nachhaltige Koexistenz der Kegelrobben mit der Fischerei sicherzustellen und die Wiederherstellung gesunder Küstenökosysteme voranzutreiben. Gleichzeitig begrüßt der WWF ausdrücklich die Entschädigungszahlungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern an betroffene Fischer für Fraß- und Netzschäden als einen bedeutenden Schritt, um Zusammenarbeit im Robbenschutz zu fördern und die wirtschaftlichen Folgen für die Küstenfischerei abzufedern.

Die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) unterstreicht die Schutzverpflichtung für die Kegelrobbe als europäische Prioritätsart. Der WWF weist darauf hin, dass der Schutz der Robben in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur ökologisch geboten, sondern eine Investition in ein widerstandsfähiges Küstenökosystem ist. „Der Schutz der Kegelrobben stärkt die regionale Biodiversität und bringt ökologischen und ökonomischen Mehrwert, insbesondere für den Naturtourismus und die Küstenbewohner,“ fügt Viehberg hinzu. Ein robbenfreundliches Fischereimanagement ist daher von überragendem Interesse für die Ostsee und ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der FFH-Richtlinie in Deutschland.

 

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz