WWF und CDP plädieren dafür strengere Standards für global systemrelevante Banken einzuführen

Die strengen Standards, die nach der Finanzkrise für global systemrelevante Banken eingeführt wurden, müssen auch auf die Klima- und Naturkrise angewendet werden. Dies fordern der WWF und das CDP von den internationalen Regulierungsbehörden wie dem Financial Stability Board (FSB) und dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) sowie von den nationalen Regulierungs- und Finanzaufsichtsbehörden. Konkret bedeutet dies eine strengere Risikoüberwachung, zusätzliche Kapitalanforderungen und angepasste Stresstests, wie der heute veröffentlichte Report „Addressing the Giants: Integrating nature in regulations for systemically important banks“ (Link) zeigt.

Naturbedingte Risiken stellen eine erhebliche Bedrohung für die Finanzstabilität dar und haben das Potenzial, Kaskadeneffekte in globalen Finanzsystemen und Volkswirtschaften auszulösen. Systemrelevante Banken sind aufgrund ihrer Größe, Komplexität und Verflechtung mit der Weltwirtschaft besonders gefährdet. Diese Banken sind nicht nur mit naturbedingten Risiken konfrontiert, sondern tragen durch ihre Investitionen auch indirekt zur Naturzerstörung bei. Wenn diese Risiken unkontrolliert bleiben, können sie Finanzkrisen auslösen.

Maud Abdelli, Leiterin der WWF-Initiative zur Stärkung der Nachhaltigkeit der Finanzregulierung, sagte:

Die internationale Finanzregulierung muss weiterentwickelt werden, um naturbedingte Risiken und Auswirkungen zu berücksichtigen. Systemrelevante Banken spielen eine entscheidende Rolle für die Stabilität des Finanzsystems und ihre Widerstandsfähigkeit ist entscheidend, um Ausfälle zu verhindern, die zu weitreichenden Finanzkrisen führen könnten. Gleichzeitig haben systemrelevante Banken einen beträchtlichen ökologischen Fußabdruck und damit eine große Verantwortung, ihre negativen Auswirkungen auf die Natur zu reduzieren. Dies erfordert einen kohärenten und koordinierten Ansatz zwischen den Aufsichtsbehörden und das Eingreifen der internationalen Standardsetzer.“

Pietro Bertazzi, Global Director for Policy and External Affairs beim CDP, sagte:

Die Daten des CDP zeigen, dass die großen Banken immer noch blind sind für die vielen Risiken, die durch Naturschäden entstehen. Wir haben oft gehört, dass große Banken 'zu groß sind, um zu scheitern', aber das Versäumnis, die Naturrisiken offen zu legen und zu handeln, wird wahrscheinlich das Gegenteil beweisen. Die Aufsichtsbehörden müssen zeigen, dass sie aus dem Finanzcrash 2007 gelernt haben, und schnell handeln, um eine umfassende und ganzheitliche Umweltberichterstattung durchzusetzen und die finanzielle Stabilität von systemrelevanten Finanzdienstleistern zu sichern“.

Dem Report zufolge zeigt die aktuelle Landschaft der regulatorischen Erwartungen in Bezug auf naturbedingte Risiken eine eklatante Kluft zwischen den 11 bewerteten Ländern, wobei die USA, Kanada und das Vereinigte Königreich nur minimale Maßnahmen in diesem Bereich ergriffen haben, obwohl 13 der insgesamt 29 global systemrelevanten Banken in diesen Ländern ansässig sind.

Der WWF und das CDP empfehlen folgende Maßnahmen:

  1. FSB und BCBS müssen naturbedingte Risiken in die globale Finanzregulierung aufnehmen. Dies beinhaltet die Verbesserung der Standards von Risikomanagementpraktiken, die Anpassung von Kapital- und Liquiditätspuffern zur Berücksichtigung von Umweltrisiken, die Einbeziehung von Umweltmetriken in jährliche Aufsichtsbewertungen und die Erweiterung der Kriterien für Systemrelevanz um naturbedingte Risiken.
  2. Die nationalen Finanzregulierungs- und -aufsichtsbehörden müssen sowohl von den in ihrem Land ansässigen global systemrelevanten Banken (G-SIBs) als auch von den inländischen systemrelevanten Banken (D-SIBs) verlangen, dass sie naturbedingte Risiken in ihr Risikomanagement einbeziehen, spezifische Risikoszenarien für Naturrisiken entwickeln und Systemrisikopuffer für Naturrisiken vorhalten.
  3. Global systemrelevante Banken müssen durch Einhalten von Rahmenwerken wie der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) die Offenlegung von naturbezogenen Finanzrisiken verbessern. Dazu gehören die Harmonisierung von Klima- und Naturrisikomanagement und ihre Integration in alle Geschäftsstrategien.
  4. Die G20 sollte darauf hinwirken, dass FSB und BCBS naturbedingte Risiken in die Baseler Anforderungen und den G-SIB-Rahmen umfassend integrieren, verstärkte Transparenz- und Berichterstattungspflichten und naturbedingte Finanzrisikobewertungen standardisieren und eine strenge aufsichtliche Überwachung von G-SIBs etablieren.

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz