Ende der Konferenz ist ein trauriges Sinnbild für den Stand des globalen Biodiversitätserhalts

Die Weltnaturkonferenz ist heute Morgen in Cali mit einer Blamage zu Ende gegangen. Nach einem zwölfstündigen Schlussplenum musste die Konferenz trotz ausstehender Agendapunkte abrupt beendet werden. Es waren nicht mehr genug Delegierte im Raum, um beschlussfähig zu sein. Viele Vertreter:innen waren bereits abgereist. Inhaltlich ist das Ergebnis durchwachsen. Einerseits konnten sich 196 Länder erfolgreich darauf einigen, wie Unternehmensprofite aus der Nutzung genetischer Ressourcen aus der Natur in den globalen Süden fließen sollen. Andererseits scheiterten die Staaten daran, die Zukunft des globalen Biodiversitätsfonds zu beschließen. Das trifft das bereits schwer belastete Vertrauensverhältnis zwischen Industriestaaten und den Ländern im globalen Süden empfindlich. Die Verabschiedung einer Finanzierungsstrategie blieb aus. Und ohne Einigung bei der Finanzierung und wegen der fehlenden Beschlussfähigkeit in halbleerem Raum, flog schließlich auch der Mechanismus aus dem finalen Beschluss, mit dem die Länder ihre Umsetzungsergebnisse messen sollen. Der WWF bewertet das Ende der Konferenz als Blamage.

Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland, kommentiert:

„Wirtschaftszweige wie die Pharmaindustrie, die Kosmetikindustrie und der Agrar- und Ernährungssektor verdienen seit Jahrzehnten Milliarden mit der Natur. Ein neuer Fonds ist ein wichtiger Schritt zur Angleichung der Wettbewerbsbedingungen und der globalen Gerechtigkeit. Er stellt sicher, dass Unternehmen, die von der Natur profitieren, einen fairen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt leisten. Außerdem lenkt er wichtige Finanzmittel zu den Menschen und Orten, die sie am meisten benötigen.“

Lichtblicke in Cali sind außerdem ein Durchbruch für den Schutz biodiversitätsreicher Meeresgebiete und die stärkere Beteiligung indigener Bevölkerungen, lokaler Gemeinschaften und ihrem traditionellen Wissen in der Konvention. Neue Ergänzungen des Textes beziehen zudem zentrale Wirtschaftssektoren wie Infrastruktur und Finanzen in die Umsetzung des Weltnaturabkommens mit ein und erkennen die Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Gesundheit an. Durch bessere Zusammenarbeit zwischen den internationalen Abkommen zu Klimaschutz und Biodiversitätserhalt soll es zukünftig einfacher werden, Klima- und Biodiversitätskrise gleichzeitig entgegenzuwirken.

Dass sich die Staaten aber nicht weiter über die Mechanismen der Finanzierung einig wurden, könnte die Umsetzung des Weltnaturabkommens zurückwerfen. Florian Titze sieht das mit Sorge: „Das Ziel, die Naturzerstörung bis 2030 aufzuhalten und sogar rückgängig zu machen, verbleibt nach dieser Konferenz noch in weiter Ferne. Die Länder haben es auch nicht geschafft final zu klären, wie sie den Fortschritt der Umsetzung überprüfen wollen. Dafür fehlte am Ende das sogenannte Quorum. Zu viele Delegierte waren bereits abgereist, Beschlüsse somit nicht mehr möglich. Ein trauriges Sinnbild für den Stand des globalen Biodiversitätserhalts.“

Der Preis für das unvollständige Ende könnte höher nicht sein. Hinter den vielen Textpassagen und Verhandlungs-Klammern steht in der Realität der unschätzbare Wert der Natur und ihrer Leistungen, die sie für uns Menschen erbringt. Intakte Ökosysteme liefern sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Rohstoffversorgung, Widerstandfähigkeit gegen Krankheiten und Pandemien und geeignete Lebensbedingungen für uns Menschen. All das steht auf dem Spiel, wenn das Weltnaturabkommen nicht umgesetzt wird.

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz