WWF: Rückgang bitter nötig - Entwaldungsrate im Amazonas muss weiter sinken

Berlin, 07.11.2024: Laut Regierungsangaben ist die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet auf den niedrigsten Wert seit neun Jahren zurückgegangen. Das Umweltministerium teilte unter Berufung auf Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) mit, dass die abgeholzte Fläche in der Region zwischen August 2023 und Juli 2024 6.288 Quadratkilometer betrug. Das entspräche einem Rückgang von 30,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (9.064 Quadratkilometer). Roberto Maldonado, Leiter des Bereichs Lateinamerika beim WWF Deutschland, freut sich zwar über Fortschritte der brasilianischen Regierung beim Kampf gegen kriminelle Abholzung und Brandrodung. Aber er sieht dennoch keinen Grund zur Entwarnung für die grüne Lunge Lateinamerikas:

„Unter der Regierung Bolsonaro hatte die kriminelle Abholzung und Entwaldung traurige Rekordniveaus erreicht. Der jetzt verzeichnete Rückgang ist bitter nötig, aber die Entwaldungsrate bleibt weiter zu hoch und muss zügig weiter sinken. Rund 20 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes sind bereits zerstört. Ab einer zerstörten Fläche von ungefähr 25 Prozent der natürlichen Waldfläche könnte ein Kipppunkt erreicht sein. Der Amazonas könnte sich dann großflächig in eine Steppe verwandeln und noch mehr CO2 freisetzen als jetzt schon.

Die brasilianischen Entwaldungsprogramme wirken. Aber immer noch gehen über 6.000 Quadratkilometer Regenwald verloren – der Großteil davon durch illegale Abholzung und Brandrodung. Gerade in den letzten Wochen haben wir Rekordzahlen bei den Waldbränden im Amazonas erlebt. Präsident Lula muss bestehendes Recht zum Schutz Indigener Völker und ihrer Territorien sowie von Amazonas, Cerrado und Pantanal noch entschlossener durchsetzen. Die sozialen Folgen der fortschreitenden Entwaldung sind massiv. Der Verlust von Wald bedeutet den Verlust von Heimat für Indigene. Sie brauchen besseren Schutz und mehr Unterstützung im Kampf gegen illegale Abholzung.

Vor allem im Agrarsektor müssen Konzepte für eine langfristige nachhaltige Landwirtschaft entstehen – 100 Prozent entwaldungs- und umwandlungsfrei muss das Ziel sein. Dazu braucht es Druck in der Lieferkette. Hier steht die EU als größter Handelspartner Brasiliens massiv in der Verantwortung. Die Entwaldungsverordnung muss daher zügig in Kraft treten.“

 

Zur Inpe-Webseite: https://terrabrasilis.dpi.inpe.br/app/dashboard/deforestation/biomes/legal_amazon/rates

Zur PM des WWF Brasilien: https://www.wwf.org.br/?90180/Em-um-ano-desmatamento-cai-306-Amazonia-e-257-no-Cerrado

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Agrarrohstoffe, Biodiversität und Bergbau / Berlin

  • Der Amazonas in Peru © Brent Stirton / Getty Images WWF-Projekte in Südamerika

    Südamerika ist ein Kontinent der Superlative. Hier liegt der größte Regenwald der Erde. Vom Amazonas bis zum Orinoco, vom Pantanal bis nach Galapagos – der WWF ist in Südamerika in vielen Regionen aktiv. Mehr zu den WWF-Projekten in Südamerika