Den Berliner Forsten geht noch schlechter als im Vorjahr. 96 Prozent der Bäume zeigen deutliche Schäden und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Berliner Waldzustandsberichts. Angesichts dieser bedrückenden Zahlen fordert der WWF ein umgehendes satellitengestütztes Monitoring der Berliner Waldflächen. „Die desolate Lage des Hauptstadtwaldes ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur dem Klimawandel geschuldet, sondern auch Ergebnis einer verfehlten Forstwirtschaft. Daher fordern wir maximale Transparenz, um mit Hilfe aller verfügbaren Daten die Ursachen für die aktuelle Misere herauszuarbeiten, um dann passgenau gegenzusteuern,“ sagt Susanne Winter, Programmleitung Wald beim WWF Deutschland.
Die Daten des Berliner Waldzustandsbericht sind aus der nationalen Waldzustandserfassung entnommen und umfassen nur 41 Stichpunkte. Um den aktuellen Zustand der Berliner Forsten flächig beurteilen zu können, sind Sattelitendaten und die gesamten Einschlagsdaten eine wichtige Ergänzung. Umso unverständlicher ist, dass das von der Berliner Umwelt-Staatssekretärin Britta Behrendt vor achten Monaten angeordnete Monitoring bislang von den Berliner Forsten nicht angepackt wurde.
Damit jedoch sollten die Intensität der Holznutzung und der Grad der Auflichtung besser beurteilt werden. Holznutzung stresst die verbleibenden Bäume. Gerade unter den aktuellen Bedingungen des Klimawandels bedarf es viel waldbauliches Feingefühl für das Waldökosystem, um es nicht noch stärker zu schädigen.
„Noch immer müssen die Berliner und Berlinerinnen auf einen naturnahen Wald warten. Vor Ort sieht man, dass der Waldumbau zu spät begonnen wurde. Junge Baumtriebe werden von den hohen Wildbeständen ständig abgefressen. Das verhindert den schnellen und kostengünstigen Waldumbau weg von Nadelholzbeständen hin zu Mischwäldern. Auch ist eine kahlschlagähnliche Bewirtschaftung ersichtlich, die zur Vergrasung und der weiteren Ausbreitung von invasiven Arten führt“, kritisiert Winter.
Mischwälder kommen besser mit den Folgen des Klimawandels zurecht und verstärken die Biodiversität. In Berlin bestehen die Forste immer noch zu fast der Hälfte aus Kiefern, vor allem in den Forsten im Ostteil der Stadt gibt es noch große Kiefernreinbestände.
Eine Protestwelle besorgter Bürger:innen hatte die Berliner Forsten im Frühjahr dieses Jahres erreicht, die sich über massive Rodungen beschwerten. Ob die Beobachtungen und Eindrücke der Bevölkerung bestätigt werden können, sollten die Einschlags- und Satellitendaten aufzeigen.
Die Mitgliederschaft des FSC (Forest Stewardship Council) hatten bereits vor Jahren den FSC-Vorstand mit Geschäftsstelle aufgefordert, mehr Transparenz von Daten und auch eine klare FSC-Wirkungsanalyse anhand von Waldmanagementdaten zu ermöglichen. Doch obwohl auch die Berliner Forsten Mitglied sind, ist die Herausgabe und Analyse der Daten bisher nicht erfolgt.
„Unsere Wälder leiden unter den unmittelbaren Auswirkungen der Klimakrise, wie anhaltender Trockenheit und steigenden Temperaturen. Und deshalb muss die Forstwirtschaft transparent aufzeigen, wie sie sich an diese neuen Bedingungen anpasst und den Wald besonders naturnah und Waldumbau besonders umsichtig durchführt. Denn alles andere ist unverantwortlich und schädigt nicht nur den Wald, sondern auch die Bürger“ so Susanne Winter.
WWF fordert satellitengestütztes Monitoring zur Ermittlung der Bewirtschaftungsintensität
Kontakt
Sylvia Ratzlaff
Pressesprecherin für die Partnerschaft EDEKA Verbund / Berlin
- Bedrohte Arten