Umschichtung könnte helfen, die jährliche Finanzierungslücke von 18 Milliarden Euro für die EU-Biodiversitätsstrategie zu schließen

Der heute veröffentlichte WWF-Bericht „Can your money do better?“ zeigt: Die EU-Mitgliedstaaten pumpen mit ihren Beiträgen für den EU-Haushalt jährlich zwischen 34 und 48 Milliarden Euro an EU-Subventionen in naturschädliche Aktivitäten. Die schädlichen Subventionen betreffen alle wichtigen Wirtschaftssektoren in Europa. Der größte Teil stammt aus der Landwirtschaft, aber auch aus dem Verkehrs- und Wassersektor. Für eine zukunftsfähige und resiliente Gesellschaft fordert der WWF Deutschland die EU-Mitgliederstaaten auf, die Subvention angesichts der Klima- und Naturkrise dringend um- und abzubauen.

Florian Titze, Experte für internationale Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland, sagt dazu: „Es ist den zukünftigen Generationen nicht zu vermitteln: Jährlich fehlen uns in Europa 18 Milliarden Euro für die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030, die für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sorgen soll. Das heißt, es fehlt unter anderem das Geld für den Schutz von Lebensräumen und der für Klimaschutz und Biodiversitätserhalt wichtigen natürlichen CO2-Speicher, wie Wälder, Meere und Moore. Im EU-Haushalt stehen zudem Mittel für die Wiederherstellung bereits zerstörter Ökosysteme und für die ökologische Transformation der Wirtschaft nur unzureichende Finanzmittel zu Verfügung.“

Zusammenfassend sagt Florian Titze: „So unterstützen die naturschädigenden Subventionen sogar mit mehr als dem doppelten Wert aktiv ein Wirtschaften gegen die Natur! Um die biologische Vielfalt und unsere Ökosysteme – und damit unsere Lebensgrundlagen – zu erhalten, muss die EU die öffentlichen Mittel umschichten und die Finanzierungslücke für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa vollständig schließen.“

Zwischen 2021 und 2030 werden jährlich etwa 48 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt und den nationalen Haushalten der Mitgliedstaaten benötigt, um die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 umzusetzen. Das entspricht 0,34 Prozent des gesamten BIP in der EU. Dagegen stehen die Zahlen aus der neuen WWF-Studie. Mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geben die EU-Länder jährlich 32,1 Milliarden Euro für Aktivitäten aus, die eine nicht nachhaltige Landwirtschaft in großem Maßstab fördern. Dazu tragen direkte Subventionen in anderen Sektoren wie Fischerei (zwischen 59 und 138 Millionen Euro), Verkehrsinfrastruktur (zwischen 1,7 und 14,1 Milliarden Euro) und Wasserinfrastruktur (zwischen 1,3 und 2 Milliarden Euro) ebenfalls erheblich zum Naturverlust bei.

Die Zahlen beziehen sich dabei ausschließlich auf den mehrjährigen Finanzrahmen der EU von 2021-2027 und beinhalten nicht die zusätzlichen schädlichen Subventionen aus den nationalen Budgets der EU-Mitgliedstaaten. Zum Vergleich: Die deutsche Bundesregierung gibt jährlich allein rund 65 Milliarden Euro für naturschädigende Subventionen aus.

"Es ist den zukünftigen Generationen nicht zu vermitteln: Jährlich fehlen uns in Europa 18 Milliarden Euro für die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030, die für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sorgen soll."

Florian Titze, Experte für internationale Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland

„Kurz vor den EU-Wahlen im Juni sind diese Ergebnisse ein lauter Weckruf. Die Regierungen in der EU müssen ihre öffentlichen Ausgaben dringend auf ökologische und soziale Bedürfnisse ausrichten. Konkret werden diese Gelder benötigt, um Aktivitäten von Landwirten, Landbesitzern, ländlichen Gemeinden und Küstengemeinden zum wirksamen Schutz und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt zu unterstützen. Mit den richtigen Maßnahmen hat es die EU in der Hand, das Wohlergehen und die Sicherheit der Menschen in Europa und weltweit zu verbessern und die Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit Europas zu stärken“, sagt Florian Titze.

Der WWF fordert die EU und ihre Mitglieder auf, einen rechtsverbindlichen Rahmen zu schaffen, um einen schnellen und sozialgerechten Um- und Abbau von schädlichen Subventionen zu gewährleisten und sie auf naturbasierte Lösungen umzulenken. Diese schützen die europäischen Bürger:innen besser vor den Auswirkungen der Natur- und Klimakrise und sorgen für ein widerstandsfähiges Ernährungssystem, ohne die soziale Ungleichheiten in Europa zu erhöhen.

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

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