Lebensgrundlagen auf der Kippe

Der erwartete Bundeshaushalt für 2025 vernachlässigt voraussichtlich die finanzielle Unterstützung zum Erhalt der weltweiten Ökosysteme und Artenvielfalt. Das kritisiert der WWF Deutschland anlässlich des Internationalen Tags der Biodiversität am 22. Mai. In Nairobi finden aktuell die Vorverhandlungen für die nächste Weltnaturkonferenz (CBD COP16) im Oktober statt. Der WWF warnt davor, dass der Sparkurs von Bundesfinanzminister Christian Lindner den Erfolg der Konferenz gefährdet und damit auf Kosten unserer Lebensgrundlagen geht.  

„Am Tag der Biodiversität feiern wir das Rückgrat unserer Erde. Das System, in dem wir leben, basiert auf der Vielfalt und dem Zusammenspiel von Millionen von Arten und Lebensräumen. Sie versorgen uns mit Wasser, frischer Luft und fruchtbaren Böden. Intakte Ökosysteme sorgen aber auch für Nahrungsmittelsicherheit, Gesundheit und Wohlstand. Zerstören wir sie, gefährdet das die Stabilität und den Frieden in der Welt, löst Migrationsströme aus und bringt unsere gesamte Gesellschaft ins Wanken“, erklärt Florian Titze, Experte für internationale Politik und Biodiversität beim WWF Deutschland. 

Im September 2022 versprach Bundeskanzler Scholz vor der UN in New York 1,5 Milliarden Euro jährlich für den weltweiten Schutz von Artenvielfalt und Lebensräumen. Dieses Versprechen war essenziell für das Zustandekommen des historischen Weltnaturabkommens in Montréal. Vor allem Länder des globalen Südens verließen sich damals auf Scholz Versprechen, als sie dem Abkommen zustimmten. Sie benötigen die Finanzhilfen aus dem globalen Norden, um die Bedingungen aus dem Abkommen umsetzen zu können.  

Das bis spätestens 2025 versprochene Geld ist bislang nicht geflossen. Der Großteil der deutschen Mittel zur internationalen Biodiversitätsfinanzierung liegt im Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Dieser Topf ist durch die aus dem Finanzministerium vorgegebenen Sparzwänge heftig unter Druck.  

„Der Sparkurs von Finanzminister Lindner ist verantwortungslos und ignoriert die Überlebensfragen zukünftiger Generationen. Bei der Bewahrung unserer Lebensgrundlagen dürfen wir keine weitere Zeit verlieren, sonst sind die vereinbarten Ziele nicht zu halten. Die daraus resultierenden Kosten werden unsere Vorstellungskraft übersteigen. Eine Verfehlung der deutschen Zusagen würde auch einen massiven Verlust der Glaubwürdigkeit Deutschlands verursachen und würde den Erfolg der COP16 und somit der Umsetzung des gesamten Weltnaturabkommens gefährden“, warnt Florian Titze.  

Große Industriestaaten wie Deutschland tragen eine besondere Verantwortung, nicht zuletzt wegen des immensen nicht-nachhaltigen Konsums und dem damit verursachten Druck auf die natürlichen Ressourcen und Ökosysteme der Erde.  

Auf der COP16 sollen die Staaten erstmals ihre Umsetzungspläne für das Weltnaturabkommen vorstellen. Der WWF befürchtet, dass viele Staaten keine ausreichenden Pläne vorlegen werden. Auch die bisherigen Entwürfe der deutschen Strategie sind nicht ambitioniert genug. Das Abkommen ist die letzte Chance für das gemeinsame Vorgehen aller Länder zum Schutz der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. 

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz