Der Bundesrat hat heute auf Antrag Bayerns Bundesagrarminister Cem Özdemir aufgefordert, sich für eine von Bürokratie entschärfte Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung einzusetzen. Waldbesitzer und Forstbetriebe sollten demnach von vermeidbaren, zusätzlichen Vorschriften entlastet und die Umsetzungsfristen verlängert werden - insbesondere dort, wo kein Entwaldungsrisiko bestünde.
Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland, kritisiert die Entscheidung deutlich: „Wer jetzt nach noch längeren Übergangszeiten ruft, hat den Gesetzestext nicht genügend studiert und die Dringlichkeit der Biodiversitäts- und Klimakrise nicht verstanden. Großzügige Übergangsphasen und ein stark vereinfachter Dokumentationsaufwand für Kleinprivatwaldbesitzer sind extra in das EU-Gesetz (EUDR) aufgenommen worden, um diesen Gruppen die Mitwirkung zu vereinfachen. Das EU-Gesetz ermöglicht Kleinstunternehmen, die nicht in der Lage sind, die notwendigen Schritte selbst zu gestalten, diese durch Handelspartner der Lieferkette übernehmen zu lassen. Leider zeigt sich: Bevor wir den Wald schützen können, braucht nun erstmal die Entwaldungsverordnung unseren Schutz!
Auch die Forderung nach einer Ausnahme der EUDR für Wälder in Deutschland mit der Begründung, hier gäbe es keine Entwaldung, greift zu kurz, da die Verordnung auch Walddegradierung und Illegalität verhindern soll. Es gibt innerhalb der EU und teilweise auch in Deutschland sowohl illegalen Holzeinschläge als auch wirtschaftsbedingte Schädigungen von Wäldern. Eine Ausnahme für EU-Länder verbietet sich daher.
Fortschritt bedeutet Veränderung und wenn wir eine lebenswerte Zukunft wollen, dann müssen wir jetzt engagiert handeln. Es ist unredlich von der Seite reinzugrätschen und den jahrelang von Deutschland unterstützten und miterarbeiteten Gesetzesvorschlag auf der allerletzten Linie noch auszuhöhlen und den demokratisch legitimierten Prozess verlangsamen oder gar stoppen zu wollen.
Fakt ist, dass in großem Maßstab weltweit Wälder und andere wertvolle Ökosysteme vernichtet werden, um die EU mit Agrarprodukten zu versorgen und sogar Pläne in der EU auftauchen, wieder mehr Wald in landwirtschaftliche Flächen umzuwandeln. Ohne starke Rechtsgrundlage wird dieser Prozess ungebrochen fortgesetzt.“