WWF: Nur wirksamer Klimaschutz kann Riffe weltweit retten „Für Korallen zählt jedes Zehntelgrad“

Dem Great Barrier Reef steht vermutlich eine Massenbleiche von Korallen bevor, warnt der WWF Deutschland.  Die australische Behörde Great Barrier Reef Marine Park Authority hat eine starke und umfangreiche Bleiche im südlichen Teil des Weltnaturerbes bestätigt. Um das exakte Ausmaß zu erfassen, werden in diesen Wochen zusätzliche Monitoring-Flüge sowie Untersuchungen unter Wasser durchgeführt.  Die Oberflächentemperaturen des Meeres liegen bis zu zwei Grad über dem Durchschnitt. In südlichen Regionen des Riffs halten die erhöhten Temperaturen teils schon seit 13 Wochen an. In den letzten neun Jahren haben bereits vier großflächige Korallenbleichen weite Teile des weltgrößten Riffs zerstört.

„Das Great Barrier Reef leidet massiv unter Hitzestress. Starke Korallenbleichen führen zum Absterben der Korallen und wenn diese in kurzen Abständen erfolgen, hat ein Riff keine Chance sich zu erholen. Es ist verheerend, dass jetzt am Great Barrier Reef die fünfte massive Bleiche innerhalb von zehn Jahren stattfindet “, sagt Dr. Laura Puk, Expertin für Korallen und Mangroven vom WWF Deutschland. Ausgelöst wird das Phänomen der Korallenbleiche von steigenden Temperaturen in den Ozeanen, die etwa 90 Prozent der globalen Erhitzung schlucken. Unter dem Stress längerer Hitzewellen stoßen die Korallenpolypen die farbigen Algen ab, die sie mit Nahrung versorgen. Sie erscheinen dadurch weiß oder produzieren grellleuchtende Farben in einem letzten Versuch sich zu schützen. Ohne ihre Symbiosepartner „verhungern“ die Korallen und sterben ab. Weiße Kalkskelette bleiben zurück, und werden bald von grün-braunen Algen überwachsen. „Nur ein baldiger Wetterumschwung, der dem Great Barrier Reef kurzfristig Abkühlung bringt, kann ein weiträumiges Absterben der geblichenen Korallen noch verhindern“, so Laura Puk weiter.

Am weltbekannten Great Barrier Reef offenbart sich beispielhaft, wie die Klimakrise Korallenriffe auf der ganzen Welt, bedroht. In diesem Jahr kommt die von der Klimakrise getriebene Erwärmung mit einem El Niño zusammen. „Das ist für Korallen eine tödliche Mischung. Die Tropenwälder des Ozeans stehen in Flammen. Für die Korallenriffe der Welt und zahlreiche Arten, die von Riffen abhängig sind, kommt eine ungebremste Erderhitzung einem Todesurteil gleich“, warnt Laura Puk vom WWF Deutschland. „Die Phase des globalen Massensterbens von Korallen hat schon begonnen. Nur sofortiger, wirksamer Klimaschutz kann die Riffe retten. Für die artenreichsten Lebensräume im Ozean zählt jedes Zehntelgrad vermiedene Erderhitzung“. Mehr als die Hälfte der tropischen Korallenriffe ist bereits abgestorben und selbst bei einer Erwärmung um “nur” 2°C erwarten Forscher, dass bis zu 99 Prozent der Korallenriffe verschwinden werden.

Der Verlust hätte weitreichende Folgen: Korallenriffe zählen zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde, sie wirken als natürliche Schutzbarriere gegen Überschwemmungen und Küstenerosion und sind die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen, die von der Fischerei und vom Tourismus leben. Ein Viertel aller bekannten marinen Arten lebt an Korallenriffen, obwohl diese nur 0,1 Prozent des Meeresbodens bedecken.

 

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz