Nach dem Fund toter Fische bei Frankfurt/Oder und alarmierenden Messwerten entlang des Hauptstroms der Oder warnt die Naturschutzorganisation WWF Deutschland vor einer erneuten Zuspitzung der Lage in und an der Oder und fordert einen sofortigen Ausbaustopp des Grenzflusses. Hierzu erklärt Dr. Ruben van Treeck, Fluss- und Gewässerreferent beim WWF Deutschland:
"Laut den uns vorliegenden Informationen gibt es alarmierende Messwerte entlang des Hauptstroms der Oder, die auf eine erneute Algenblüte hindeuten. Allerdings gibt es in dem Bereich, in dem tote Fische gefunden wurden, nämlich vornehmlich im Winterhafen in Frankfurt an der Oder, keine Messstellen. Das bedeutet folglich keine Entwarnung. Viel mehr muss nun schnellstmöglich untersucht werden, was der Grund für das jüngste Fischsterben ist. Zwar wurden die Meldeketten und das Netz aus Messstationen seit 2022 verbessert und routiniert, doch die grundsätzlichen Probleme der Oder wurden in den vergangenen zwei Jahren nicht angegangen oder behoben. Noch immer finden Salzeinleitungen durch die Bergbauindustrie statt, oft ist über längere Zeiträume zu wenig Wasser im Hauptstrom und der aus WWF-Sicht widersinnige und ökologisch katastrophale Oderausbau auf polnischer wie deutscher Seite wird weiter vorangetrieben, obwohl es stattdessen dringend ein Rettungsplan für die Oder bräuchte."
Hintergrund
Die Oder ist eine der letzten naturnahen Flusslandschaften Mitteleuropas. Das deutsche Verkehrsministerium strebt nun einen Ausbau der Oder entlang der deutsch-polnischen Grenze an. Im Jahr 2015 unterzeichnete der deutsche Verkehrsminister ein umstrittenes deutsch-polnisches Wasserstraßenabkommen. Die Regierungen von Polen und Tschechien planen nun zudem, mit Schleusen- und Kanalprojekten eine neue Wasserstraße mitten durch Europa zu bauen: Die Wasserstraße „E30“ soll von Swinemünde (Świnoujście) an der Ostsee über den geplanten Donau-Oder-Elbe-Kanal bis nach Přerov in Tschechien verlaufen. Die Oder soll damit Teil eines Kanalsystems werden, das Ostsee, Nordsee und Schwarzes Meer verbinden soll.
Der Ausbau der Oder würde zerstören, wofür der Fluss berühmt ist, nämlich seine naturnahen Auen im verzweigten Unterlauf des Flusses. Der Ausbau würde auch Deutschlands einzigen Auen-Nationalpark gefährden, den Nationalpark Unteres Odertal. Auf einer Strecke von rund 500 Kilometern fließt die Oder noch frei und ungestaut bis zu ihrer Mündung in die Ostsee. Schon das macht die Oder besonders.
WWF-Statement zur Situation an der Oder
Kontakt
Roland Gramling
Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin
- Bedrohte Arten