Diese Strategie ist wichtiger Schritt zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, Pro-Kopf-Verbrauch von Primärrohstoffen braucht aber gesetzliche Verankerung

Der WWF Deutschland begrüßt den Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) als entscheidendes Vorhaben, um die Kreislaufwirtschaft in Deutschland zu fördern. Das Bundesumweltministerium stellt den Entwurf noch bis Dienstag zur öffentlichen Stellungnahme bereit, parallel hat die Ressortabstimmung innerhalb der Bundesregierung begonnen. Der WWF unterstützt den umfassenden Ansatz mit einem klaren Reduktionsziel pro Kopf, fordert jedoch, die Strategie in ein verbindliches Ressourcenschutzgesetz zu überführen. Dafür ist es jetzt wichtig, die Strategie schnell zu verabschieden und die Umsetzung noch in dieser Legislatur auf den Weg zu bringen.

Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland, sagt: „Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel, der gleichzeitig Wege aus der dreifachen Krise eröffnet – aus der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der Übernutzung unserer planetaren Ressourcen. Jede Ressource, die wir vermeiden, jedes Produkt dessen Leben wir verlängern und jedes Material, das wir im Kreislauf halten, verringert unsere Abhängigkeit von Importen, auch aus kritischen Ländern und Regionen. Die Kreislaufwirtschaft stärkt langfristig den Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa. Diese Aufgabe kann nur gelingen, wenn die Bundesregierung sie integrativ über alle Ressorts hinweg noch in dieser Legislatur angeht. Deshalb ist die Strategie, bei gesicherter Finanzierung der Maßnahmen, ein guter Aufschlag, der analog zum deutschen Klimaschutzgesetz in ein Ressourcenschutzgesetz münden muss.“

Bisher fehlen in Deutschland verbindliche Kreislaufwirtschaftsziele und Leitplanken, um die Wirtschaft schnell und zielgerichtet umzubauen. Ressourcenziele sind wie Klimaziele entscheidend für die Zukunft unseres Planeten. Der WWF begrüßt das Ziel, den Primärrohstoffverbrauch bis 2045 auf 8 Tonnen pro Kopf und Jahr zu senken. Der WWF fordert jedoch ein noch ambitionierteres Ziel von 7 Tonnen Rohstoffverbrauch pro Kopf, wie es Österreich in der eigenen Kreislaufwirtschaftsstrategie festgelegt hat.

"Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel, der gleichzeitig Wege aus der dreifachen Krise eröffnet – aus der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der Übernutzung unserer planetaren Ressourcen. Jede Ressource, die wir vermeiden, jedes Produkt dessen Leben wir verlängern und jedes Material, das wir im Kreislauf halten, verringert unsere Abhängigkeit von Importen, auch aus kritischen Ländern und Regionen."

Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland

Ein wichtiger Punkt für den Erfolg der Kreislaufwirtschaft wird die gesellschaftliche Akzeptanz und die Aktivierung der Menschen sein, ihre Konsum- und Verhaltensmuster zu ändern. Hier ist die Strategie bisher zu technologiezentriert. Es sollten unter anderem Maßnahmen zum Ausbau von Leih- und Mietangeboten, zur Stärkung flächendeckender Rücknahme- oder Mehrwegsysteme und zur Kompetenzstärkung bei Verbraucher aufgenommen werden.

Kritisch sieht der WWF auch, dass fiskalische und steuerliche Instrumente zu wenig berücksichtigt werden. Ein zentraler finanzpolitischer Hebel ist der Abbau von Subventionen und steuerlichen Regelungen, die ressourcenintensive Praktiken und Technologien begünstigen. Beispiele sind die derzeit reduzierte Mehrwertsteuer auf tierische Produkte, die Entfernungspauschale, das sogenannte Dienstwagenprivileg oder der Verzicht auf die Besteuerung von Flugkerosin. Zugleich sollte eine Mehrwertsteuerreform dazu führen, dass Dienstleistungen und ressourcenarme Praktiken gestärkt werden, beispielsweise pflanzliche Ernährung oder öffentliche und geteilte Mobilitätslösungen.

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz