Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit der Biodiversitäts- und Klimakrise stellt die Naturschutzorganisation WWF Deutschland die Weichen dafür, die konkrete Wirksamkeit der eigenen Arbeit weiter zu erhöhen. Anlässlich des zu Ende gehenden Finanzjahrs 2023/24 hat der Vorstand daher eine neue, strategische Fokussierung bekannt gegeben, die zugleich mit einer organisatorischen Neuaufstellung und Konsolidierung einhergeht. Dies teilte der Vorstand des WWF Deutschland in einem Pressestatement am Donnerstag mit.
„Die Biodiversitäts- und Klimakrise erfordert immer dringender konkretes Handeln. Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, dass der WWF die Wirksamkeit seiner Arbeit stetig überprüft und, wo möglich, noch weiter erhöht. Es ist unser Anspruch an die eigene Arbeit, aber auch die berechtigte Erwartung unserer Spender und Partner, maximale Wirkung zu ermöglichen“, erklärt Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland. So würden einzelne Themenfelder, wie etwa die nationale Landwirtschaftspolitik oder das klassische Umweltbildungsangebot, zukünftig nicht mehr im Fokus der Arbeit stehen. Das Engagement in den weltweiten Schutzgebieten, zum Erhalt der Artenvielfalt, oder auch der Kampf gegen die Klimakrise und die Plastikvermüllung würden unvermindert und in gewohnter Art und Weise fortgeführt. Schwerpunkt bleibt das internationale Engagement, etwa in Afrika, Asien und Südamerika. In der politischen Arbeit und der Zusammenarbeit mit Unternehmen lege man den Fokus auf die gesellschaftliche und ökonomische Transformation – national wie international. Ziel sei es, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in einem sich wandelnden Umfeld weiterhin effizient und verantwortungsvoll arbeiten zu können.
Die inhaltliche Neuaufstellung ist mit organisatorischen Veränderungen und Einschnitten verbunden. Ziel dieser sei die stärkere Integration des Engagements in den schutzwürdigen Landschaften und in den relevanten Wirtschaftssektoren. Dort, wo man sich von Themen- und Arbeitsschwerpunkten trenne oder sich aus einzelnen Regionen zurückziehe, seien bedauerlicherweise auch betriebsbedingte Kündigungen notwendig. Die Belegschaft des WWF wurde hierzu am 20. Juni informiert.
Hintergrund: Neuer Vorstand des WWF Deutschland
Im November 2023 hat der neue, fünfköpfige Vorstand des WWF Deutschland sein Amt angetreten. Der Vorstand löste damit die bisherige Struktur mit zwei Vorständen und vier Mitgliedern der Geschäftsleitung ab. Dieser Neubeginn war, nach einer mehr als einjährigen Übergangszeit, notwendig - aber auch herausfordernd. Die über ein Jahrzehnt gültige Wachstumsmaxime des WWF Deutschland hat zu einem starken Ausbau der öffentlich geförderten Projektarbeit geführt. Das war ein klarer Auftrag der ehemaligen Geschäftsleitung, welcher jedoch mit ansteigenden Folgekosten verbunden war. Der neue Vorstand hat sich nach einer Bestandsaufnahme und intensiver Prüfung entschieden, die Organisation weg von einer Wachstumsmaxime hin zu einer langfristigen Entwicklungsperspektive zu führen. Alles mit dem Ziel dort maximal zu wirken, wo es am dringendsten ist.
Hintergrund: Einnahmen und Ausgaben WWF Deutschland
Die Gesamteinnahmen im Finanzjahr 2022/2023 (Juli 2022 bis Juni 2023) lagen mit 124,7 Millionen Euro über denen des Vorjahres (114 Millionen Euro). Die Ausgaben stiegen auf 122,4 Millionen Euro (Vorjahr: 114,6 Millionen Euro). Beim WWF Deutschland standen in den vergangenen Jahren generell steigenden (Spenden-)Einnahmen auch steigende Kosten gegenüber. Um diese, bzw. verschiedene Einmaleffekte, zu decken, wurden Rücklagen teilweise abgebaut. Dies war zur kurzfristigen Absicherung ein probates Vorgehen, stellt aber keine langfristige Lösung dar. Um sicherzustellen, dass der WWF Deutschland in den kommenden Jahren, falls es etwa zu unvorhergesehenen Spendeneinbrüchen kommen sollte, maximal wirkungsfähig bleibt, war es nach Auffassung des neuen Vorstands unabdingbar, einen strategischen Fokussierungskurs inklusive einer organisatorischen Neuaufstellung anzugehen. Dieses Umsteuern sowie die ersten Schritte hierzu wurden bereits in der ersten Jahreshälfte 2024 entsprechend intern kommuniziert und umgesetzt.
Hintergrund: Spendenmarkt
Die getroffenen Entscheidungen sind darüber hinaus auch eine Reaktion auf eine komplexe Situation auf dem Spendenmarkt. Die Spendenbereitschaft ist generell rückläufig und zudem verstärkt sich der Fokus auf konkrete, nachvollziehbare Projekte. In der Folge könnten zunehmend weniger frei zur Verfügung stehende Mittel bereitstehen, die nicht konkreten Projekten zugeordnet sind. Der WWF-Vorstand ist überzeugt, dass die Organisation mit einer klaren Fokussierung innerhalb der nächsten Jahre die Wirksamkeit in ihrer Arbeit signifikant erhöhen wird.