Neue WWF-Studie zeigt Kosten und Nutzen von Sanierungen für Verbraucher:innen und Klima

Berlin, 16.7.2024: Die Sanierung eines Einfamilienhauses ist auf die Zeitspanne bis 2045 betrachtet günstiger als nichts zu tun. Das ist ein Ergebnis einer großen neuen Studie des WWF Deutschlands. Darin hat die Prognos AG die Kosten etwa für die Energieerzeugung in unsanierten Bestandsgebäuden verschiedenen Sanierungsschritten und ihren Investitionen – aber auch den anschließenden Ersparnissen durch bessere Effizienz – gegenübergestellt. Betrachtet wurden dabei zwei übliche Referenzgebäude. Je nachdem, ob nur Einzelmaßnahmen für die Sanierung umgesetzt werden (wie die Dämmung des Daches und ein Fenstertausch) oder das Haus auf einen höherwertigen Effizienzstandard von EH 70 oder EH 55 gebracht wird, steigen zwar zunächst die Investitionskosten. Gleichzeitig aber wachsen die Ersparnisse. Außerdem profitieren Verbraucher:innen von finanziellen Fördermaßnahmen. Unterm Strich ist nichts zu tun die teuerste Option – auch für das Klima.

„Der Gebäudesektor ist eine Großbaustelle für den klimafreundlichen Umbau Deutschlands. Wir brauchen dringend neuen Schwung für nötige Sanierungen. Das wirkt sich nicht nur positiv aufs Klima auf, sondern zahlt sich insbesondere für Eigenheimbesitzer langfristig auch finanziell aus“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Bis Mitte des Jahrhunderts soll der Gebäudebestand Deutschlands klimaneutral sein. Doch noch hakt es bei den dafür nötigen Sanierungen. Die Sanierungsquote liegt aktuell bei etwa nur 0,7 Prozent im Jahr, müsste aber im Schnitt weit über 2 Prozent betragen, um das Ziel zu erreichen. Dazu sorgen aktuell noch zu viele fossile Heizungen für eine sehr hohe Emissionsbelastung. Ein zukunftsfitter Gebäudebestand würde eine energetisch sanierte Gebäudehülle mit einer klimafreundlichen Wärmeversorgung etwa übers Wärmenetz oder eine Wärmepumpe miteinander verknüpfen.

In der Studie zeigt sich, dass die Sanierung sich sogar schon unabhängig vom Wärmeerzeuger rechnet – mit klimafreundlichem Wärmeerzeuger aber noch höhere Kostenersparnisse möglich sind. So liegen die Gesamtkosten für das Einfamilienhaus im unsanierten Zustand mit einer Gasheizung bis 2045 bei gut 89.000 Euro. Durch die Sanierung auf die Effizienzhausstandards EH 70 und EH 55 und der Installation einer Wärmepumpe sinken sie auf gut 65.000 Euro ab. Kosten für den Energiebezug können sich so teils um 80 Prozent reduzieren. Und obwohl die Investitionskosten für die Vollsanierung am Anfang höher sind als für die Teilsanierung, ist sie auf lange Sicht günstiger. Neben der größeren Unabhängigkeit von Energiekosten können Verbraucher:innen mit einer Sanierung außerdem den Wert ihres Hauses steigern. Wichtig ist aber, die Förderung für die Sanierung noch zu verbessern, da die anfänglichen Investitionskosten Menschen mit weniger Einkommen überfordern können. „Hier könnte ein zusätzlicher Einkommensbonus helfen oder besonders günstige Kredite“, so Raddatz.

Komplizierter wird es bei den Mehrfamilienhäusern und der Kostenverteilung von Vermieter:innen und Mieter:innen. Zwar gehen die Gesamtkosten auch hier durch die Sanierung auf ein Effizienzhaus zurück, wenn auch weniger deutlich als beim Einfamilienhaus. Problematisch ist aber, dass die Kostenersparnis aufgrund aktueller Rahmenbedingungen nicht zwangsweise bei den Mieter:innen ankommt. Während Vermieter:innen über die Modernisierungsumlage nach der Sanierung so viel mehr Mieteinnahmen generieren können, dass diese die Investitionskosten übertreffen, erhöht sich bei Mieter:innen die Kaltmiete. Diese Erhöhung wird nicht durch Energieeinsparungen ausgeglichen. Sie profitieren demnach nicht direkt von der besseren Effizienz des Gebäudes. „Bei Mehrfamilienhäusern braucht es bessere Kostenfairness, damit sich auch hier die Sanierung für alle lohnt. Für eine gesellschaftlich verträgliche Sanierungsoffensive sollte mindestens die Warmmietenneutralität sichergestellt werden, das heißt, dass Mieter:innen nicht durch die Umlage der Sanierungskosten mehrbelastet werden, obwohl sie Energiekosten einsparen. Hier muss die Politik dringend aktiv werden, um die nötigen Sanierungen anzustoßen und langfristig auch alle finanziell daran profitieren zu lassen“, so Raddatz.

Für das Klima rechnen sich Sanierungen in jedem Fall: Während die Emissionen in einem unsanierten Einfamilienhaus mit Gaskessel bis 2045 101 Tausend Tonnen CO2-Äquivalente beträgt, sinkt dieser Wert im EH 55-Haus mit Wärmepumpe auf 5 Tausend Tonnen. Im Mehrfamilienhaus betragen die Werte entsprechend 310 Tausend Tonnen und 14 Tausend Tonnen.

Kontakt

Lea Vranicar

Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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