WWF filmt seltenes Aufeinandertreffen in Brasilien

Berlin/Rio de Janeiro, 24.01.2024: Was tun Naturschützer, wenn eine vom Aussterben bedrohte Art eine andere frisst? Mit dieser Frage sah sich der WWF bei einer Expedition im brasilianischen Amazonasgebiet konfrontiert. Auf der „Jaguarinsel“ Maracá Jipioca lief ihnen im September des vergangenen Jahres ein Jaguar vor die Kamera, der einen rosa Flussdelfin verspeist. Die Delfine sind auf der Roten Liste als gefährdet gelistet und auch den Jaguaren geht es schlecht – rund 60 Prozent ihres Verbreitungsgebiets haben sie bereits verloren.

Jaguare haben ein breites Nahrungsspektrum. Sie wurden zum Beispiel schon bei der Jagd auf Kaimane beobachtet und auch Fische gehören zu ihrem Beutespektrum. Dass allerdings Flussdelfine auf ihrem Speisezettel stehen, ist neu.

Dirk Embert, Südamerika-Referent beim WWF Deutschland, vermutet, dass der Delfin bereits tot oder sehr geschwächt war, als ihn der der Jaguar in die Fänge bekam: „Jaguare gehören zu den wenigen Katzenarten, die auch sehr gut im Wasser unterwegs sind. Aber dass sie einem gesunden Flussdelfin in seinem Element gefährlich werden können, ist eher unwahrscheinlich.“

Das Video zeigt, wie die Großkatze und ihre Jungen ihren Hunger am Flussufer stillen und den Rest der Beute danach ins Unterholz schleppen. Der Fall dürfte großen Seltenheitswert besitzen. „Flussdelfine sind nicht durch Jaguare bedroht, sondern durch den Menschen“, betont Embert. Der Goldabbau belastet die Flüsse mit Quecksilber und vergiftet die Tiere. Viele verenden als Beifang in den Netzen der Fischer. Zudem versperren Wasserkraftwerke ihnen den Weg und die Erderhitzung macht den Delfinen zunehmend zu schaffen. Zuletzt wurden knapp 270 Kadaver geborgen. Der Grund: die anhaltende historische Trockenheit im Amazonas und Wassertemperaturen von bis zu 39 Grad.

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  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

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