Berlin, 25.01.2024: Zum Ausklang der Internationalen Grünen Woche (IGW) lud die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland Donnerstag zum traditionellen „politischen Katerfrühstück“. Unter dem Titel „Bio in Krisenzeiten – eine gute Strategie?“ diskutierten Fachleuten aus Landwirtschaft, Politik, Handel und Wissenschaft den Status Quo und die Zukunftsaussichten der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland.
Zwar ist die Zahl der Bio-Betriebe zwischen 2020 und 2023 weiter gestiegen. Aber auch hier ist der Preisdruck groß. Die Landwirtinnen und Landwirte fordern faire Preise und Planungssicherheit durch verbindliche Rahmenbedingungen für die Zukunft.
David Henke vom Biobetrieb Gut Temmen Agrar GmbH & Co.KG betonte, dass man täglich die Herausforderung lebe, ökologische Landwirtschaft, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu verbinden. „Wir erbringen als Betrieb, der am Programm Landwirtschaft für Artenvielfalt teilnimmt, Naturschutzleistungen, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Wir sind auch bereit noch mehr zu tun, aber diese Leistungen müssen honoriert werden. Und wir brauchen passende, langfristige Rahmenbedingungen.“
Julia Vogel vom frisch gestarteten Verbundprojekt KOMBI - kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität unterstrich: „Ökolandbau fördert nachweislich die Artenvielfalt und ist die bereits am besten erprobte Lösung für eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Landwirtschaft. Aber er befindet sich flächenmäßig immer noch in einer Nische. Für mehr Nachhaltigkeit in der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft braucht es vor allem Anreize und Planungssicherheit für die landwirtschaftlichen Betriebe. Der WWF fordert faire Erzeugerpreise für Leistungen, die die Biodiversität schützen und wiederherstellen, wie sie das Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt seit vielen Jahren ermöglicht. Und wir brauchen eine Förderung, die den Agrarnaturschutz insgesamt effektiver macht. Einen vielversprechenden Ansatz dafür liefert das Projekt KOMBI, das den Weg für überbetriebliche Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft ebnen soll."
Dr. Robert Poschacher, Geschäftsführer Naturkind Lebensmittelvertriebs-GmbH, unterstrich den hohen Stellenwert von Bio-Produkten im EDEKA-Verbund und den Anspruch, die eigene Verantwortung bei der Preisgestaltung zu übernehmen: „Wir haben die größte Bio-Auswahl im deutschen Lebensmittelhandel und wollen den Anteil als Teil der EDEKA-Nachhaltigkeitsstrategie, bei der uns der WWF unterstützt, kontinuierlich weiter ausbauen. Dabei achten wir auf faire Preise und eine stets partnerschaftliche und faire Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft.“ Die hohe Nachfrage der Kundschaft bestätige den eingeschlagenen Weg. „Wir wollen an unserer Bio-Offensive festhalten. Auch unsere Partnerschaften mit den Bio-Verbänden untermauern das.“
Bis 2030 sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands ökologisch bewirtschaftet werden. So lautet das Ziel der Bundesregierung. Zum Vergleich: Österreich hat diese Marke mittlerweile fast erreicht. Der WWF Deutschland appelliert an die Bundesregierung, Bio in der Gemeinschaftsverpflegung zu fördern und auch preispolitische Instrumente zu nutzen, damit gesündere und nachhaltiger erzeugte Lebensmittel attraktiver und günstiger werden. Deutschland braucht mittelfristig eine Neuausrichtung der Lebensmittelbesteuerung in Form einer Nachhaltigkeitssteuer. Die Besteuerung sollte an ein verpflichtendes Nachhaltigkeitslabel gekoppelt werden. Davon profitierten dann auch ökologisch erzeugte Lebensmittel, so die Umweltschutzorganisation.
Hintergrund Ökologische Landwirtschaft in Deutschland:
Laut vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Angaben aus der Agrarstrukturerhebung 2023 belief sich die Zahl der Betriebe mit ökologischem Landbau im Jahr 2023 auf 28700. Das ist im Vergleich zur Landwirtschaftszählung 2020 ein Anstieg von rund 10 Prozent. Die Ökobetriebe machen damit einen Anteil von rund 11 Prozent an allen landwirtschaftlichen Betrieben aus. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche stieg im Vergleich zu 2020 um 16 Prozent auf rund 1,85 Millionen Hektar. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche belief sich damit ebenfalls auf etwa 11 Prozent.
Weitere Informationen zu KOMBI: https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/kombi
Weitere Informationen zu Landwirtschtschaft für Artenvielfalt: https://www.landwirtschaft-artenvielfalt.de/