Berlin, 05.01.2024: Nachdem die Pegelstände an vielen Flüssen allmählich wieder zurückgehen, beginnt das große Aufräumen. Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland warnt davor, zur Tagesordnung überzugehen. „Die Schäden sind groß und die Menschen in den betroffenen Regionen benötigen nun kurzfristig schnelle Hilfe und Unterstützung. Zugleich müssen wir uns in Deutschland auf häufigere Fluten aber auch auf vermehrte Dürreperioden einstellen. Angesichts der Klimakrise müssen nicht nur die Hochwasserschutzkonzepte auf den Prüfstand. Vielmehr ist ein grundsätzliches Umdenken in Sachen Wasserhaushalt nötig“, fordert Stephan Zirpel, Leiter Naturschutz in Deutschland beim WWF. „Wir brauchen eine Art Tempolimit für das Regenwasser.“
Die Philosophie der Entwässerung müsse grundsätzlich in Frage gestellt werden, so der WWF. Dazu gehöre auch ein angepasster Waldumbau, Humusanreicherung der Böden und eine Entsiegelung der Landschaft. Es reiche nicht, Deiche zu erhöhen und andere technische Maßnahmen zu ergreifen. Fundamental sei es, das Wasser in der Landschaft zu halten und zu managen. „Jahrhundertlang haben wir versucht, Wasser aus der gesamten Landschaft möglichst schnell abfließen zu lassen. Ziel war es, Flächen für Siedlungen und Landwirtschaft zu erschließen. Eine Entwicklung auf Kosten der Natur, die uns immer häufiger auf die Füße fällt“ so Zirpel. „Durch die Kanalisierung der Flüsse und Bäche und die Zerstörung von über 80 Prozent der natürlichen Überflutungsflächen rauschen die Niederschläge mit hoher Geschwindigkeit ins Meer.“
Ein zentraler Punkt der WWF Forderungen ist es, Moore und Feuchtgebieten zu renaturieren. Dies sei nicht nur ein Beitrag zum Hochwasserschutz und gegen extreme Trockenheit, sondern zugleich ein Hebel zum langfristigen Erhalt der Wasserressourcen und ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Klimakrise, bei gleichzeitiger Steigerung der Biodiversität.