WWF-Analyse zu Bächen und Flüssen in Süddeutschland: Nur rund ein Prozent sind noch „naturnah“

Zum Jahresauftakt hat der WWF Deutschland so genannte „Gewässerperlen“ in Süddeutschland bekanntgegeben. Eine vom WWF beauftragte Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass nur noch wenige Fließgewässer weitgehend naturnah und unangetastet sind. In Bayern sind dies 56 Gewässerabschnitte mit einer Gesamtlänge von 348,7 km (1,3% aller Fließgewässer), dazu zählen die oberbayerische Ammer, die Tirschenreuther Waldnaab in der Oberpfalz oder die Breitach im Allgäu. In Baden-Württemberg wurden 24 Abschnitte mit einer Länge von 125,8 km (0,9% aller Fließgewässer) identifiziert, darunter drei im Südschwarzwald, nämlich Wutach, Ibach und Schwarzenbach. Voraussetzung für diesen „Naturnahen Zustand“ sind eine natürliche Gewässerstruktur, eine natürliche Wasserführung, ein natürlicher Geschiebehaushalt und eine gute Wasserqualität, sowie keine oder nur eine geringfügige Verbauung.

Insgesamt beschränken sich die Abschnitte auf die Mittelgebirge sowie die (Vor-) Alpenregion. In Regionen mit höherer Landwirtschafts- und Siedlungsdichte sind die Fließgewässer bereits zu stark verändert. „Die Lage ist ernüchternd, kaum ein Bach oder Fluss fließt noch annähernd natürlich. Aber trotz der Hiobsbotschaften: Es gibt sie noch, die Perlen unter den Fließgewässern, die sich ihren natürlichen Charakter erhalten konnten. Die Menschen dort können stolz auf dieses besondere Stück Heimat sein!“, so Franka Lenz, Referentin Gewässerperlen beim WWF Deutschland. Sie stellen zudem wertvolle Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten dar und bieten außergewöhnliche Naturerlebnisse für Menschen.  

Nun gelte es, so der WWF, mit gemeinsamem Engagement vor Ort diese Gewässerperlen zu bewahren. Dafür brauche es einen nachhaltigen Entwicklungsplan, in dem Maßnahmen festgelegt werden, um den guten Zustand der Flussstrecke zu erhalten oder wo nötig zu verbessern, aber auch um die Erlebbarkeit für den Menschen zu ermöglichen, ohne dabei sensible Arten oder Lebensräume zu stören. Um diese Ziele zu erreichen, führt der WWF das Label „Gewässerperlen PLUS“ in Süddeutschland ein.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz