WWF anlässlich WHO-Verhandlungen: Pandemieprävention braucht Natur- und Artenschutz

  • Verhandlungen über Pandemievertrag: Wissenschaftsgremium warnt
  • Illegaler Wildtierhandel bedroht globale Gesundheit
  • WWF: One Health Ansatz muss in Abkommen integriert werden

Anlässlich der in Genf laufenden Verhandlungen zum internationalen WHO-Pandemieabkommen fordert der WWF Deutschland, bei der Prävention den Natur- und Artenschutz stärker in den Fokus zu rücken. Zoonosen, also Krankheiten, die die Artenbarriere von Tier zum Menschen überwinden können, stellen nach WWF-Einschätzung das größte Risiko hinsichtlich neuer Pandemien dar. Die rasante Verbreitung der Vogelgrippe über den gesamten Globus hinweg bis in die Antarktis bezeichnete der WWF in diesem Zusammenhang als „erschreckendes Alarmsignal“. Über den finalen Text des „Pandemievertrags“ soll im Mai 2024 anlässlich der 77. Weltgesundheitsversammlung der WHO in Genf abgestimmt werden.

Dr. May Hokan vom WWF Deutschland erklärt hierzu: „Pandemieprävention ohne Arten- und Naturschutz zu berücksichtigen ist wie eine Ritterrüstung aus Seidenpapier – egal wie perfekt designt sie ist, sie bliebt weitgehend wirkungslos. Bei Pandemien auf Sicht zu fahren, bedroht Gesundheit wie Wohlstand der Menschen weltweit. Investitionen in den Naturschutz sind nicht nur eine kosteneffektive Methode, um Pandemien zu vermeiden, sondern auch lebensrettend für uns Menschen. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Zerstörung natürlicher Lebensräume zu beenden, den legalen Wildtierhandel strenger zu regulieren und den illegalen zu stoppen. Ohne den Schutz der Natur bleiben wir verwundbar gegenüber zukünftigen Pandemien, gefährden am Ende unser eigenes gesundes und sicheres Leben.“

In seinen Forderungen nach konkreten Maßnahmen sieht sich der WWF auch durch ein aktuelles Papier der „Lancet-PPATS Commission on Prevention of Viral Spillover“ bestätigt. Die Wissenschaftler des Gremiums kritisieren darin, dass der aktuelle Entwurf der WHO-Pandemievereinbarung die Primärprävention zu wenig berücksichtige. Unter Anwendung des One Health Ansatzes gelte es, die Ursachen neuer Pandemien im Abkommen klar zu adressieren. Zu diesen zählten auch die Zerstörung von Natur, Fragmentierung von Lebensräumen und der Verlust der Biodiversität. Außerdem müsste die Regulierung und das Management des Wildtierhandels durch das Abkommen verbessert werden.

Die Gefahren zukünftiger Pandemien, die möglicherweise schädlicher als COVID-19 sind, seien, so der WWF, „erschreckend real.“ Zum Beispiel könne das hochpathogene Vogelgrippevirus H5N1, das die Geflügelindustrie und globale Wildvogelpopulationen verwüstet hat, bis in die Antarktis vordringen konnte und nun auch zahlreiche Säugetierarten bedroht, Merkmale entwickeln, die eine nachhaltige Ausbreitung beim Menschen ermögliche.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher für Asien, Artenschutz, Deutschland, Palmöl, Wasser & Dürre / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz