Unternehmen brauchen ehrgeizige und wissenschaftsbasierte Klimaziele - EU-Politik muss entscheidenden und einheitlichen Rahmen setzen

Der WWF hat heute einen neuen Bericht veröffentlicht, der Unternehmen aufzeigt, wie sie ehrgeizige und glaubwürdige Klimaziele setzen können. Der Bericht mit dem Titel „Corporate Climate Targets: Ensuring the Credibility of EU-Regulated Commitments" gibt nicht nur einen Überblick über die rechtlichen Verpflichtungen von Unternehmen und Finanzinstituten in der EU, sondern auch methodische Empfehlungen, wie diese Ziele effektiv erreicht werden können.

Ein zentraler Punkt ist die Nutzung der methodischen Grundlagen, die von der Science Based Targets Initiative (SBTi) erarbeitet wurden. Die Validierung wissenschaftsbasierter Klimaziele durch die SBTi hilft Unternehmen dabei, den Anforderungen der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) gerecht zu werden und klimawirksame Steuerung unternehmerischen Handelns zu etablieren.

Antoine Pugliese, Autor des Berichts und Experte für nachhaltiges Finanzwesen beim WWF in Paris, betont: „Die Verschärfung der Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen ist ein Schlüsselelement des europäischen Green Deal. Das Hauptziel der CSRD ist es, strategische Nachhaltigkeitsdaten bereitzustellen, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Geschäftsmodelle auf eine nachhaltige Wirtschaft und an dem 1,5-Grad-Limit auszurichten, wie es das Pariser Abkommen vorsieht. Unser Bericht untersucht, wie Unternehmen, Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsbehörden die Glaubwürdigkeit von Klimazielen als erstes Element eines robusten Transitionsplans sicherstellen müssen.“

Die Hauptempfehlungen des Berichts sind:

Nutzen von SBTi-validierten Klimazielen: EU-Institutionen, Mitgliedsstaaten und Regulierungsbehörden sollten Unternehmen empfehlen, sich wissenschaftsbasierte Klimaziele mit der SBTi zu setzen, um die Einhaltung und Transparenz zu verbessern.

Entwicklung eines methodischen Bezugsrahmens für Klimazielsetzung auf Grundlage der SBTi: Dieser sollte glaubwürdige und vergleichbare Unternehmensziele gewährleisten, die sich am 1,5-Grad-Limit orientieren.

Überprüfung durch Regulierungs- und Aufsichtsbehörden: Diese sollten die Einhaltung der Klimaziele sicherstellen und die Fortschritte überwachen.

"Ein robuster Transitionsplan braucht wissenschaftsbasierte Klimaziele. Aber wissenschaftsbasierte Klimaziele machen noch keinen robusten Transitionsplan aus. Klimaziele setzen den Anspruch, aber nur mit umsetzbaren und validierten Transitionsplänen wird steuerbar, wie diese Ziele erreicht werden."

Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland

Der Bericht macht deutlich, dass die Festlegung wissenschaftsbasierter Ziele (SBTs) unerlässlich ist, betont aber auch, dass diese allein nicht ausreichen. Zur Zielerreichung sind umfassende Transitionspläne für die Umsetzungskonkretisierung notwendig, um so eine nachhaltige Dekarbonisierung zu gewährleisten. Auch der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung hat kürzlich in einem Diskussionspapier betont, dass Transitionspläne das Instrument sind, um Unternehmen auf ihrem Weg zu begleiten

Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland: „Ein robuster Transitionsplan braucht wissenschaftsbasierte Klimaziele. Aber wissenschaftsbasierte Klimaziele machen noch keinen robusten Transitionsplan aus. Klimaziele setzen den Anspruch, aber nur mit umsetzbaren und validierten Transitionsplänen wird steuerbar, wie diese Ziele erreicht werden. Entscheidend ist jedoch, dass die Politik den Regelungsrahmen schafft, der nicht nur die Festlegung von Klimazielen fördert, sondern auch deren Umsetzung durch praktikable Transitionspläne unterstützt und einforderbar macht. Bisher findet sich diese Bedeutung in keiner Gesetzgebung wieder, wird jedoch bereits in verschiedenen europäischen Regulierungsansätzen gefordert (CSRD und ESRS, CRR). Zudem warten wir in Deutschland noch immer auf den Referentenentwurf, wie die Bundesregierung die CSRD ins deutsche Recht überführen will. In Frankreich ist dieser Prozess bereits abgeschlossen.“ 

Der WWF betont die Dringlichkeit der Umsetzung dieser Empfehlungen, um die Glaubwürdigkeit und Ambition der Klimaziele von Unternehmen zu stärken. Dies steht im Einklang mit den EU-Klimazielen für 2030 und dem europäischen Green Deal, um langfristige Klimaresilienz und finanzielle Stabilität zu fördern. Auch nach den Europawahlen muss die Europäische Union in den nächsten fünf Jahren der wirtschaftlichen Transformation Priorität einräumen, denn nur so sichert Europa seinen Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit seiner wirtschaftlichen, industriellen und finanzwirtschaftlichen Basis. 

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz