WWF-Studie zeigt Fördermöglichkeiten für Erneuerbare auf dem Weg zum klimaneutralen Stromsystem bis 2035/Ausgestaltung von CfDs und PPAs wichtige Säulen zum Erreichen der Klimaziele/Bundesregierung muss bei EEG-Überarbeitung Marktanreize mitdenken

Berlin, 2.2.2024: Für ein klimaneutrales Stromsystem bis 2035 braucht es die Förderung erneuerbarer Energien etwa über staatliche Differenzverträge auch über einen Kohleausstieg bis 2030 hinaus. Das ist das Ergebnis einer Studie von Aurora Energy Research im Auftrag des WWF Deutschlands. Die Bundesregierung ist gefragt, auf den Erkenntnissen der Plattform Klimaneutrales Stromsystem (PKNS) aufzubauen und den ambitionierten Erneuerbaren-Ausbau und die Abkehr von fossilen Energien im Stromsystem auf sichere Füße zu stellen. Bis Ende März 2024 muss sie gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen Vorschlag für die weitere Finanzierung der Erneuerbaren nach Vollendung des Kohleausstiegs vorlegen.

„Wir müssen der Transformation den Weg bereiten. Ein klimaneutrales Stromsystem erfordert umfassende Maßnahmen: Dafür braucht es jetzt einen schnelleren Netzausbau, den verstärkten Einsatz intelligenter Messsysteme und den Abbau von verbleibenden Hürden bei Genehmigungsverfahren, Flächenverfügbarkeit und Realisierungsdauer für den Ausbau Erneuerbarer. Ein Fördersystem für Erneuerbare muss so ausgestaltet werden, dass es effizient auf Angebot und Nachfrage reagiert. Zudem muss der Markt für Stromabnahmeverträge gestärkt werden“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Bis 2035 muss sich für ein klimaneutrales Stromsystem die Kapazität von Wind- und Solarkraft verdreifachen. Aufgrund des erforderlichen starken Ausbaus und der Tatsache, dass beide Stromerzeugungsarten in bestimmten Phasen zeitgleich viel Strom erzeugen, kann es in der Übergangsphase bis 2035 zu sinkenden Marktwerten kommen. Um dem zu begegnen, braucht es gezielte Förderung, bis das Stromsystem perspektivisch immer stärker marktgetrieben finanziert wird.

Dabei muss sich Deutschland künftig auch an europäischen Vorgaben orientieren. Dies gilt insbesondere mit Blick auf eine mögliche Umstellung von der gleitenden Marktprämie auf Differenzverträge (Contracts for Difference, CfDs). Um etwa den Windausbau endlich in die Fläche Deutschlands zu bringen, statt sich auf den Norden zu konzentrieren und Flexibilitätsanreize zu erhalten, kann es sinnvoll sein, bei Differenzverträgen die Förderzahlungen von der anlagenspezifischen Erzeugung zu entkoppeln. So entsteht der Anreiz, die Einspeisung zu reduzieren, wenn gerade viel Strom aus Erneuerbaren im Netz ist und Anlagen an Standorten zu errichten, an denen es häufiger zu Knappheiten kommt.

Gleichzeitig braucht es weiterhin Stromabnahmeverträge für Unternehmen (Power-Purchase-Agreements, PPAs). Um die Vereinbarkeit von CfDs und PPAs zu gewährleisten, könnten Projektentwickler zum Beispiel nur einen Teil ihrer Anlagenkapazität über einen CfD fördern lassen, den anderen Teil über einen PPA vermarkten. PPAs könnten auch dadurch gestärkt werden, dass über staatliche Garantien das Kreditausfallrisiko übernommen wird oder Kapitalkosten bezuschusst werden.

„Unternehmen sollten die Energiewende mitgestalten, denn nur so bleibt der Standort zukunftsfähig. Viele Unternehmen wollen und müssen schneller ihre Transformation vorantreiben. Die Stärkung von PPAs kann sie auf diesem Weg besser unterstützen. Hierbei müssen auch Hürden für kleine und mittelständische Unternehmen abgebaut werden“, so Raddatz.

„Es liegt nun an der Politik, den Rahmen für ein zukunftsfähiges Stromsystem auch über das nächste Jahrzehnt so zu setzen, dass der Erneuerbaren-Zubau schnell und wirtschaftlich gelingt. Es ist richtig und wichtig, Gelder dorthin zu lenken, wo sie dem Erreichen unserer Klimaziele und dem Erhalt unser Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen zuträglich sind.“

Kontakt

Lea Vranicar

Pressesprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik / Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

    Dürren, Überflutungen, Stürme: Immer häufiger und heftiger führt die Klimakrise zu Tod und Verwüstung. Mehr zur WWF-Klimaschutzarbeit