Die neue EU-Kommission plant, zentrale Nachhaltigkeitsregeln für die Wirtschaft durch ein sogenanntes Omnibus-Gesetz zu verwässern. CSRD, CSDDD und die EU-Taxonomie sollen als abgespeckte Versionen in ein einziges Gesetz überführt werden. Der Vorschlag schafft keine Klarheit, sondern eine noch nie dagewesene Rechtsunsicherheit. In einer gemeinsamen Erklärung mit dem WWF (Link) sagen mehr als 90 Organisationen, Verbände und Institute, dass dieser Plan mehr Probleme schafft, als er löst. Wer jetzt die EU-Nachhaltigkeitsregeln aufweicht, verspielt unsere wirtschaftliche Zukunft. Das neue WWF-Papier "Leitplanken für zukunftsfähige Entscheidungen" zeigt, wie CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie wie Zahnräder ineinandergreifen.
„Für Ausreden und einen ‚Wettlauf nach unten‘ haben wir angesichts der vielen Krisen keine Zeit“, betont Laura Niederdrenk, Sustainable-Finance-Expertin beim WWF Deutschland. „Die bisherige EU-Regulatorik ist praxistauglich und notwendig. Sie hilft Unternehmen dabei, zukunftsfähig zu werden. Die Zahlen sprechen für sich: Ohne schnelles Handeln drohen allein Deutschland bis 2050 BIP-Verluste von bis zu 19 Prozent. Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank gehört Deutschland zu den vier europäischen Ländern, die am stärksten von naturbezogenen Risiken betroffen sein werden. Die Transformation zur Klimaneutralität ist die größte wirtschaftliche Chance seit der industriellen Revolution. Aber sie gelingt nur mit klaren Regeln. Jeder weitere Monat der Verzögerung kostet uns wertvolle Zeit und Geld.“
Das neue WWF-Papier zeigt: Die EU-Nachhaltigkeitsregeln sind ein starker Hebel für die Transformation. Sie schaffen Transparenz und ermöglichen gezielte Investitionen in zukunftsfähige Geschäftsmodelle. Viele Unternehmen, auch aus dem Mittelstand, begreifen die Regeln bereits als Chance für Innovationen und Wettbewerbsvorteile. „Die Vermeidungskosten sind sechsmal geringer als die drohenden Klimaschäden“, betont Niederdrenk. „Wer heute investiert, spart morgen.“ Die EU-Nachhaltigkeitsregeln nutzen gezielt das Finanzsystem als Hebel für Veränderung. „Banken und Versicherungen schauen heute genau hin, wie zukunftsfähig ein Geschäftsmodell ist“, sagt Niederdrenk.
Wirtschaft und Finanzmarkt brauchen keine radikale Überarbeitung der Regulierungslandschaft. Sie brauchen eine durchdachte, strategische Umsetzung von Maßnahmen, die Europa und Deutschland beim Erfüllen seiner Verpflichtungen zum Green Deal und zur Nachhaltigkeit voranbringen. Nachhaltigkeitsdaten sollen künftig einheitlich und maschinenlesbar erfasst werden. „Statt den bürokratischen Aufwand zu beschwören, ist es auch Aufgabe der Bundesregierung mit Hilfsformaten zu zeigen, wie die notwendigen Daten schlank und effizient zusammengeführt werden können. Viele der geforderten Daten werden heute schon standardmäßig erfasst.“ Die Regeln helfen auch, Greenwashing zu verhindern und echte Transformationsleistungen sichtbar zu machen.