WWF: Großlandwirte attackieren den brasilianischen Regenwald

Berlin, 13.12.2024: Um die brasilianischen Regenwälder zu schützen, wurde 2006 das Soja-Moratorium eingeführt. In diesem branchenübergreifenden Abkommen vereinbarten Erzeuger, Händler, Zivilgesellschaft, Industrie und Regierung, dass der Handel, die Finanzierung und der Kauf von Soja untersagt ist, wenn es von Flächen stammt, für die nach 2008 Regenwald gerodet wurde. Nun startet eine Gruppe brasilianischer Großlandwirte eine Attacke auf das Moratorium. Sie zielt insbesondere darauf ab, das Moratorium über neue Gesetze auszuhebeln. So soll im Bundesstaat Mato Grosso ab 2025 ein neues Gesetz dafür sorgen, dass Unternehmen, die an Vereinbarungen, Verträgen oder Verpflichtungen teilnehmen, die die landwirtschaftliche Expansion in Gebieten einschränken, welche nicht durch spezielle Umweltgesetze geschützt sind, bestimmte Steuervorteile oder gar Landkonzessionen verlieren. Eine Gruppe von 30 brasilianischen Organisationen verurteilt den Angriff auf das Soja-Moratorium in einem Manifest gegen diese koordinierte Aktion. Das Manifest wurde von NGOs wie Greenpeace, WWF-Brazil, Action Aid, World Animal Protection und lokalen Organisationen wie SOS Amazônia, IVC, Kabu Institute und Centro de Trabalho Indigenista unterzeichnet. Die Zeichnenden fordern unter anderem, dass Unternehmen in der Sojakette ihre Verpflichtung zur Null-Abholzung und ihre Teilnahme am Soja-Moratorium beibehalten. Dazu sagt Roberto Maldonado, Leiter des Bereichs Lateinamerika beim WWF Deutschland:

„Kommen die neuen Gesetze, dann werden Unternehmen dafür bestraft, dass sie den Regenwald achten und bewahren. Das Soja-Moratorium wird so ausbluten. Das Moratorium ist nicht perfekt. Aber es hat die Zerstörung von Regenwald für den Anbau von Soja eingedämmt. Die Sojalandwirte sind oft auf bereits gerodete Flächen ausgewichen, um ihre Produktion auszuweiten. Jeder Versuch, das Moratorium über Gesetze sturmreif zu schießen, ist ein Angriff auf den Regenwald. Fällt das Moratorium, dann wird in der Folge Soja von dafür gerodeten Flächen seinen Weg in den Handel finden.“

Das Soja-Moratorium hat die Abholzung durch die Ausweitung der Sojaproduktion im Amazonasgebiet eingedämmt, den Anbau in der Region jedoch nicht behindert. Seit seiner Einführung ist die Sojaanbaufläche im Amazonasgebiet von 1,64 Millionen Hektar im Jahr 2007 auf 7,28 Millionen Hektar im Jahr 2022 gewachsen, wobei nur 250.000 Hektar aus Gebieten stammen, die nach 2008, dem Basisjahr des Abkommens, abgeholzt wurden. Dieses Wachstum war möglich, weil der Anbau auf bereits gerodeten Flächen voranschritt.

Link zur Pressemitteilung des WWF Brasilien

Link zum NGO-Manifest

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Agrarrohstoffe, Biodiversität und Bergbau / Berlin

  • Der Amazonas in Peru © Brent Stirton / Getty Images WWF-Projekte in Südamerika

    Südamerika ist ein Kontinent der Superlative. Hier liegt der größte Regenwald der Erde. Vom Amazonas bis zum Orinoco, vom Pantanal bis nach Galapagos – der WWF ist in Südamerika in vielen Regionen aktiv. Mehr zu den WWF-Projekten in Südamerika