Berlin, 09.12.2024: Die Waldbrandsaison in Brasilien ist beendet und der WWF zieht eine verheerende Bilanz: In den drei bedeutendsten Biomen – Amazonas, Cerrado und Pantanal – wurde laut Daten des Umweltsatellitenlabors (Lasa) und des Nationalen Weltrauminstituts (INPE) eine Rekordzahl an Waldbränden und der verwüsteten Flächen gemessen. Allein im brasilianischen Teil des Amazonasgebiets, dem größten Regenwald der Erde, brannte es zwischen dem 1. Januar und 30. November 2024 insgesamt rund 135.000 Mal. Das bedeutet einen Anstieg von fast 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und ist die höchste Zahl seit 2007. Die betroffene Fläche summierte sich bis zum 20. Oktober auf 13 Millionen Hektar.
Noch schlimmer sieht die Entwicklung in der Feuchtsavanne Cerrado und dem Feuchtgebiet Pantanal aus: Der Cerrado verzeichnete im Jahr 2024 fast 80.000 Brände, was einem Anstieg von 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und der höchste Wert seit 2012 ist. Über 14 Millionen Hektar Fläche fielen den Flammen 2024 zum Opfer und damit noch mehr als im Amazonas. Im Pantanal war es mit rund 14.500 Bränden das zweitschlimmste Jahr (nach 2020) seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1998. Die Steigerung im Vergleich zu 2023 beläuft sich hier auf 139 Prozent. 2,5 Millionen Hektar des Feuchtgebiets brannten ab.
Insgesamt addiert sich die Gesamtzahl der Brände in allen drei Gebieten auf 229.061 und die betroffene Fläche auf 30,1 Millionen Hektar, was in etwa der Größe Italiens entspricht.
Angesichts der Rekordbrände warnt der WWF vor einem Super-GAU für Biodiversität und Klimaschutz und fordert die brasilianische Regierung zum Handeln auf. „In den meisten Fällen ist gezielte Brandstiftung die Ursache der Feuer. Jahr für Jahr wird wertvoller Wald vor allem für Sojaplantagen und Rinderweiden abgefackelt“, sagt Dr. Konstantin Ochs, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland.
„Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die brasilianischen Biome untereinander vernetzt sind. So stören Brände und die Abholzung des Cerrado wichtige Wasserkreisläufe, was Dürren, Waldbrände und Hitzewellen im Amazonasgebiet und im Pantanal begünstigt. Wir können es uns nicht leisten, nur ein Biom zu schützen. Präsident Lula muss dafür sorgen, dass die Gesetze zum Schutz von Amazonas, Cerrado und Pantanal entschlossen durchgesetzt werden. Gleichzeitig tragen wir in Europa durch unseren Import von Soja und Rindfleisch zur Entwaldung bei. Eine große Schwäche der neuen Anti-Entwaldungsverordnung (EUDR) der EU ist, dass sie den Cerrado und andere weniger dicht bewaldete Gebiete nicht einschließt.“
Schon heute haben die Verwüstungen alarmierende Auswirkungen auf die Wasserversorgung der Menschen und der Landwirtschaft in Brasilien. Die langfristigen Folgen bekäme hingegen die gesamte Menschheit zu spüren, so Ochs. „Ohne die Wälder Brasiliens sind die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht zu erreichen. Ein Stopp der Entwaldung ist für den Klimaschutz unbedingt notwendig und unersetzlich.“