Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Für die meisten in Deutschland gehört ein herrlich duftender Nadelbaum einfach zum Fest dazu. Doch sein Einsatz im Wohnzimmer ist von kurzer Dauer. Nach dem 6. Januar, dem Dreikönigstag, fliegt der Baum spätestens wieder raus. Die beste Wahl für die Umwelt ist daher, auf einen Christbaum zu verzichten. Manchen reicht daher auch ein schöner Strauß aus Tannenzweigen. Wer sich trotzdem für einen Baum entscheidet, für den hat Susanne Winter, Waldexpertin vom WWF, einige Tipps zusammengestellt, um die Umweltauswirkungen möglichst gering zu halten:
- Mit Siegel: Auch wenn Weihnachtsbäume von außen grün sind, ihr Anbau ist es oft nicht. Wer keine Pestizide in sein Wohnzimmer lassen will, sollte zu Bio- oder FSC-zertifizierten Weihnachtsbäumen greifen. FSC-Bäume wurden weder mit Pflanzenschutzmitteln noch mit Düngemitteln behandelt. Gleiches gilt auch für Weihnachtsbäume mit Bio-Labeln wie Naturland, Demeter sowie dem Bio-Siegel der EU.
- Baum von vor Ort: Weihnachtsbäume aus der Region haben kürzere Transportwege. Der Baum kann frischer erworben werden. An einer hellen Schnittfläche lässt sich erkennen, ob ein Baum vor kurzem geschlagen wurde. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann seinen Baum selbst schlagen. Forstämter, Baumschulen und Bauernhöfe laden zum Weihnachtsbaum schlagen ein. Idealerweise achten Sie auch hier darauf, dass die Bäume FSC- oder Bio-zertifiziert sind. Gerne gezielt fragen. Weihnachtszeit ist Zeit der Wünsche.
- Die Wahl des Christbaums: Am besten heimische Fichte, Kiefer oder Weißtanne wählen. Drei von vier Bäumen im weihnachtlichen Wohnzimmer sind inzwischen Nordmanntannen, die ursprünglich aus dem fernen Kaukasus stammen und nicht in unsere regionalen Ökosysteme gehören. Das eigentliche Problem: Inzwischen gibt es allein im Sauerland mindestens 18.000 Hektar Anbaufläche von Nordmanntannen. Das ist eine Fläche von 13,4 km Länge im Quadrat und reicht nur für rund ein Drittel der in Deutschland gekauften Nordmanntannen. Statt artenreiches Grünland oder vielfältige Mischwälder wachsen dort Weihnachtsbaumplantagen meist als Monokulturen heran, die häufig mit Pestizideinsatz auf Perfektion getrimmt werden. Dabei war der Weihnachtsbaum doch früher nur ein Nebenprodukt der Forstwirtschaft.
- Der Transport: Vermeiden Sie lange Anfahrtswege: Kaufen Sie wohnortsnah ein und versuchen Sie doch mal den Baum zu Fuß oder per Fahrrad-Anhänger zu transportieren. Denn der Weg mit dem Auto vom Händler nach Hause kann mehr CO2 freisetzen als im Baum gebunden ist.
- Erst im Wohnzimmer dann ab in den Garten? Die Idee, einen Baum mit Wurzelballen zu kaufen und nach dem Fest später im eigenen Garten anzupflanzen, geht nicht immer auf. Für eine erfolgreiche Zweitnutzung sollte der Baum möglichst wenig Zeit im warmen Wohnzimmer verbringen, auf dem Weg hinein und wieder hinaus muss er langsam akklimatisiert und genug bewässert werden. Auch sollte die Pflanze bereits im Topf gezüchtet worden sein. So ist sichergestellt, dass alle Wurzeln intakt sind.
- Der Plastikbaum – eine Alternative? Weihnachtsbäume aus Plastik sind praktisch. Sie nadeln nicht. Doch viele der Plastikbäume stammen aus Fernost und haben einen langen Transportweg hinter sich. Entscheidend für die Umweltbilanz ist, wie lange der Kunststoff-Kandidat genutzt wird, also wie viele pflanzliche Weihnachtsbäume er im Laufe der Jahre ersetzt: Bestenfalls sehr viele (>20). Kaputte künstliche Weihnachtsbäume gehören in die Restmülltonne.
- Baum richtig entsorgen: Viele Städte und Gemeinden bieten Abholtermine für Weihnachtsbäume an. Bitte vor dem Wegwerfen allen Baumschmuck und Verpackungsnetzreste entfernen. Bäume oder Äste sollten nicht selbst verbrannt werden, beispielsweise in einer Feuerschale im Garten. Dabei entstehen hohe Staubemissionen und Teerablagerungen, da das Holz noch sehr feucht ist.
- Zusatztipp: Die Kerzen! Verzichten Sie der Umwelt zuliebe auf Kerzen aus Paraffin, einem Erdölprodukt, oder Stearin, dass oft aus Palmöl hergestellt wird. Viele Kerzenhersteller nutzen leider kein nachhaltig zertifiziertes Palmöl. Die naturschonende Alternative sind Kerzen aus regionaler Biomasse. Dafür werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe wie Fette und Öle verwendet, die bei der Lebensmittelproduktion oder in der Gastronomie als Rest anfallen.
Weitere WWF-Tipps für umweltfreundlichere Festtage hier: Tipps für fröhliche und ökologische Weihnachten