Auf der Jahrestagung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA, International Seabed Authority) in Jamaika wurde heute die Brasilianerin Leticia Carvahlo zur neuen Generalsekretärin gewählt. Kristín von Kistowski, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland, kommentiert:
„Der WWF begrüßt die Wahl von Leticia Carvahlo als neue Generalsekretärin der Internationalen Meeresbodenbehörde. Sie kann die Arbeit der Institution wieder auf einen wesentlichen Zweck der Behörde ausrichten - den Schutz des Meeresbodens. Wichtig dafür sind Transparenz und der Vorsorgeansatz bei allen Entscheidungen. Nur so lässt sich eine gesunde Tiefsee für zukünftige Generationen erhalten. In der noch laufenden Generalversammlung der ISA setzte sich vor allem Deutschland stark dafür ein, die Arbeitsprozesse in Zukunft transparenter zu gestalten und angemessen zu überprüfen.
Der internationale Widerstand gegen einen möglichen Tiefseebergbau wächst derweil ungebremst. In den vergangenen Wochen haben sich mit Österreich, Honduras, Guatemala, Tuvalu and Malta fünf weitere Länder der Forderung nach einem Moratorium, einer vorsorglichen Pause oder einem Verbot von Tiefseebergbau angeschlossen. Außerdem nehmen drei große Versicherer die Aktivität aus ihrer Versicherungsdeckung heraus. Der Software-Riese SAP trat einer Allianz aus inzwischen 52 Unternehmen bei, die sich für ein Moratorium für Tiefseebergbau aussprechen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass der Meeresboden durch einzelne Unternehmen zerstört wird. Den hohen Preis dafür werden die Meeresumwelt und die Menschheit zahlen, während sich einige wenige mit dem Profit davonmachen. Wir brauchen keinen Tiefseebergbau, sondern müssen Ressourcen verantwortungsvoller nutzen und Kreislaufwirtschaft fördern. Eine intakte Tiefsee ist für alles Leben auf unserem Planeten von entscheidender Bedeutung.“
Hintergrund:
Der WWF fordert ein weltweites Moratorium für Tiefseebergbau, bis alle Auswirkungen solcher Vorhaben durch wissenschaftliche Forschung bekannt sind und sichergestellt ist, dass der Rohstoffabbau in der Tiefsee keine Schäden an der Meeresumwelt verursacht. Forschende verfügen heute erst über 1,1 Prozent des Wissens, das erforderlich ist, um wissenschaftlich fundiert zu entscheiden, ob Tiefseebergbau vorangetrieben werden kann. Gerade kürzlich sorgte eine neue wissenschaftliche Veröffentlichung für Aufsehen, die Sauerstoffproduktion fernab vom Sonnenlicht auf dem mit Metallknollen bedeckten Meeresboden in tausenden Metern Tiefe nachweist.
Laut einem Bericht des WWF werden für den notwendigen Übergang zu einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe keine Mineralien aus der Tiefsee benötigt.
WWF: Neuausrichtung der Internationalen Meeresbodenbehörde dringend notwendig
Kontakt
Freya Duncker
Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg
- Bedrohte Arten
- Meeresschutz - ohne Meer kein Leben