Zentralafrika: WWF Deutschland und IBM schützen Waldelefanten mit künstlicher Intelligenz

Berlin, 10.08.2024: Der WWF Deutschland und IBM schließen sich zusammen, um die Entwicklung neuer technischer Lösungen für den besseren Schutz von Afrikas Waldelefanten zu erforschen. Das gaben die Umweltschützer und das Technologie- und Beratungsunternehmen anlässlich des Welt-Elefanten-Tages am Montag bekannt. Ziel der Kooperation ist es, mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) das bislang schwierige und relativ ungenaue Monitoring der Tiere zu verbessern, die im Gegensatz zu Savannenelefanten nicht aus der Luft gezählt werden können, da sie im Dickicht des Regenwaldes vorkommen. Mit den so gewonnen Erkenntnissen und neuen Informationen sollen die passenden Schutzmaßnahmen der kritisch bedrohten Waldelefanten verbessert werden.

Hierzu wird die KI-Software „IBM Maximo Visual Inspection“ Bilder aus Kamerafallen analysieren, wodurch Elefanten mit hoher Treffsicherheit individuell identifiziert werden können. Das erleichtert nicht nur die Zählung der Dickhäuter, sondern gibt erstmals auch verlässliche Einblicke darüber, auf welchen Routen sich die Tiere bewegen. Darüber hinaus wollen die Partner mit weiterer Technologie von IBM die oberirdische Biomasse und Vegetation in bestimmten Gebieten analysieren. Das soll dazu beitragen, genauere Vorhersagen über die zukünftigen Aufenthaltsorte der Elefanten zu ermöglichen und Erkenntnisse zu liefern, um Wildtierkorridore zu schützen.

„Die Zählung afrikanischer Waldelefanten ist bislang schwierig und die dabei gewonnen Bestandszahlen sind leider nicht besonders präzise. Die Möglichkeit, mithilfe künstlicher Intelligenz einzelne Elefanten auf Kamerafallenbildern zu identifizieren hat das Potential, das Elefantenmonitoring im Regenwald zu revolutionieren. Mit der KI können wir nicht nur zuverlässigere Populationsschätzungen abgeben, sondern erstmals auch nachvollziehen, wann sich welche Individuen wo befinden und welche Wege sie nutzen. Mit diesen Erkenntnissen können wir dann beispielsweise Wanderkorridore besser schützen und Mensch-Tier-Konflikte entschärfen“, sagt Dr. Thomas Breuer, Referent für Zentralafrika beim WWF Deutschland.

Nur wenige Tierbestände stehen weltweit derart unter Druck wie die der zentralafrikanischen Waldelefanten, die mittlerweile wegen ihrer enormen Bestandrückgänge als vom Aussterben bedroht gelten. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der Dickhäuter im Kongobecken in den vergangenen rund drei Jahrzehnten um über 80 Prozent eingebrochen ist auf weniger als 150.000 Tiere. Hauptgründe sind der illegale Elfenbeinhandel und die damit einhergehende Wilderei sowie verstärkt der Lebensraumverlust.

Zur Rettung der Waldelefanten setzt der WWF unter anderem auf einen besseren Schutz der Gebiete vor Ort, eine Stärkung der Gesetzgebung und Durchsetzung der Gesetze entlang der gesamten Elfenbein-Handelskette sowie auf einen inklusiven Naturschutz. Dieser soll sicherstellt, dass die Gemeinden vor Ort vom Schutz der Waldelefanten und ihrer Lebensräume profitieren und mit den Elefanten koexistieren können. Der WWF Deutschland engagiert sich im Kongobecken seit Jahrzehnten für den Schutz der Waldelefanten in und um mehrere wichtige Schutzgebiete, darunter Dzanga-Sangha im Südwesten der Zentralafrikanischen Republik, Lobéké im Südosten Kameruns und Salonga in der Demokratischen Republik Kongo. Erste Erkenntnisse aus der KI-Initiative für die Unterstützung ihrer Arbeit erhoffen sich die Umweltschützer in den nächsten Monaten.

„Bei IBM streben wir danach, einen dauerhaften, positiven Einfluss auszuüben – auf die Geschäftswelt, unsere Umwelt und die Gemeinschaften, in denen wir arbeiten und leben. Unsere Zusammenarbeit mit dem WWF ist ein bedeutender Schritt nach vorn in diesem Bemühen. Indem wir unser Fachwissen in den Bereichen Technologie und Nachhaltigkeit mit dem Fachwissen des WWF im Bereich Naturschutz kombinieren, wollen wir die Vorteile nutzen, die die Technologie uns bietet, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen.“ – Oday Abbosh, Global Sustainability Services Leader, IBM Consulting.

„Unsere Technologie wird eine entscheidende Rolle bei der Optimierung des Identifizierungs- und Erfassungsprozesses einzelner Elefanten spielen. Es handelt sich um eine spannende neue Anwendung der IBM Software, die in Kombination mit unseren Beratungsleistungen und dem umfassenden Wissen des WWF über die Natur dazu beitragen kann, neue Wege zu finden, um die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen zu beschleunigen.“ – Kendra Dekeyrel, VP of ESG and Asset Management bei IBM.

Kontakt

Immo Fischer

Pressesprecher für Afrika, Lateinamerika, Wald & Holz, menschenrechtliche Sorgfaltspflicht / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz