Berlin, 12.4.2024: Mit der Zustimmung des EU-Rats am Freitag zur europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD) ist laut WWF der Startschuss für eine europaweite Sanierungsoffensive gefallen. Damit nun eine wirksame Sanierungswelle ausgelöst wird, muss die Richtlinie schleunigst und ambitioniert in nationales Recht umgesetzt werden. Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, kommentiert:
„Die Bundesregierung muss sich nun in die Sanierungswelle werfen. Viel zu lang stand sie schon am Strand und baute lediglich kleine Sandtürmchen mit fraglicher Tragfähigkeit. Damit die Klimaschutzlücke des Gebäudesektors endlich schrumpft und schließlich ganz verschwindet, statt weiter zu wachsen, brauchen wir Mindesteffizienzstandards für alle Gebäude – auch für Wohngebäude. Besonders bei den ineffizientesten Gebäuden ist schnell viel herauszuholen, daher sollte vor allem nach dem ‚Worst First‘-Ansatz gehandelt werden.
Effiziente Gebäude kommen nicht nur dem Klima zugute, sondern verbessern auch die Wohnqualität vieler Menschen, sparen Energiekosten und fördern gleichzeitig die Konjunktur der Baubranche, die zuletzt stark gelitten hat. Die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie in nationales Recht muss aus all diesen Gründen sehr ambitioniert und vor allem zeitnah geschehen, sie darf nicht in die nächste Legislaturperiode verschoben werden.“
Weiterführende Informationen:
Zusammen mit Partnern der Gebäude-Allianz hat der WWF einen Maßnahmenplan zur klimapolitisch wirksamen und sozial gerechten Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie ausgearbeitet. Den 10 Punkte-Plan finden Sie hier: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klima/Massnahmenplan-Gebaeude-Allianz-EU-Gebaeuderichtlinie.pdf
Zum Hintergrund:
Die EU-Gebäuderichtlinie ist das letzte große Sektorvorhaben des Fit-for-55-Pakets als Teil vom europäischen Green Deal, mit dem sich die EU nachhaltiger aufstellen will. Die EPBD sollte der Motor der europäischen Transformation des Gebäudesektors sein – auch wenn sinnvolle Kernelemente wie die Mindesteffizienzstandards im Laufe der zähen Verhandlungen teils stark aufgeweicht wurden. Nun wird es auf die ambitionierte Umsetzung in den Mitgliedsstaaten ankommen. Insbesondere Deutschland hat großen Nachholbedarf: Bislang verfehlt der Gebäudesektor hierzulande seine Klimaziele zum wiederholten Male. Die Klimaschutzlücke wächst. Ohne Sanierung und mehr Effizienz im Gebäudesektor sind nicht nur die Sektorziele, sondern auch das Gesamtziel, bis 2045 spätestens klimaneutral zu sein, in Gefahr.
Die Bundesregierung hat nun zwei Jahre Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Bis zum 31. Dezember 2025 muss bereits der Entwurf eines Nationalen Sanierungsfahrplans an die Kommission gesandt werden.