WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“

In den Korallenriffen der Erde vollzieht sich seit Monaten eine Tragödie unermesslichen Ausmaßes. Die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten (NOAA) rief heute die vierte globale Massenbleiche aus. Rekordtemperaturen im Wasser lassen in den tropischen Meeren der ganzen Welt die Korallenriffe bleichen. Hält dieser Zustand länger an, drohen große Teile dieser ikonischen Lebensräume abzusterben. Der WWF Deutschland drängt auf wirksamen Klimaschutz, um die verbleibenden Korallen zu retten.

Während die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2023 fast 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag, erreichte auch die durchschnittliche globale Meeresoberflächentemperatur immer neue Extreme. „In den tropischen Meeren hat sich ein noch nie dagewesener Hitzestress aufgebaut. Schon im vergangenen Jahr begannen in der Karibik die Korallen zu bleichen. In Florida, Puerto Rico und Mexiko kam es bereits zu hohen Sterberaten wichtiger Korallen. Am Great Barrier Reef sind inzwischen mehr als 60 Prozent der Riffe von der momentan stattfindenden Bleiche betroffen und erste Zeichen von Mortalität sind zu sehen. Auch aus dem Indischen Ozean von den Küsten Kenias und Tansanias kommen die Alarmsignale. Die Regenwälder der Meere stehen förmlich auf der ganzen Welt in Flammen“, erläutert Dr. Laura Puk, Korallenexpertin beim WWF Deutschland.

Durch die Klimakrise bedingte Rekordtemperaturen treffen in diesem Jahr zusätzlich auf die aufheizenden Effekte des Wetterphänomens „El Niño“. Für Korallen sind solche Temperaturen ein Todesurteil. Sie stoßen unter dem Stress längerer Hitzewellen die farbigen Algen ab, die sie mit Nahrung versorgen. Dadurch erscheinen sie weiß oder produzieren grellleuchtende Farben, um sich zu schützen. Ohne ihre Symbiosepartner „verhungern“ die Korallen und sterben ab. Übrig bleiben Geröllwüsten aus weißen Kalkskeletten. Mehr als die Hälfte der tropischen Korallenriffe ist bereits abgestorben. Bei einer Erwärmung um 2°C erwarten Forscher, dass über 99 Prozent der Korallenriffe verschwinden werden. Mit den Riffen würde nicht nur ein wichtiger Lebensraum verloren gehen, sondern auch die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen, die von der Fischerei und vom Tourismus leben. Bei einer Erwärmung von 1,5°C haben die Korallenriffe eine bessere Chance zu überleben.

„Der einzige Ausweg aus dieser fatalen Tragödie ist sofortiger, wirksamer Klimaschutz. Wenn wir nicht mehr tun, wird eines der vielfältigsten Ökosysteme dieser Welt sterben. Nur wenn es gelingt, die Erderhitzung unter 2°C, besser noch 1,5°C, zu halten, werden wir diese wunderschönen und wichtigen Unterwasserwälder erhalten können. Die Verantwortung dafür tragen alle Länder, inklusive Deutschland. Das Überleben der Korallenriffe hängt auch mit der Einhaltung der deutschen Klimaziele zusammen“, betont Laura Puk.

Wie viele der Korallen in Folge der Massenbleiche absterben, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die letzten drei Massenbleichen fanden 1998, 2010 und 2015/2016 statt.
 

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

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