WWF-Studie: Ökonomischer Wert von Wasser 55 Billionen Euro jährlich

  • Welternährungstag 16. Oktober: Stabile Ernährungssicherheit geht nur zusammen mit dem Schutz von Süßwasserökosystemen
  • Wert von Wasser entspricht 60 % des jährlichen, globalen Bruttoinlandsprodukts
  • Feuchtgebiete verschwinden dreimal schneller als Wälder: Gefahren für Mensch, Natur und Wirtschaft 

Der aktuelle Bericht der Naturschutzorganisation WWF The High Cost of Cheap Water hat erstmals den ökonomischen Wert von Wasser und Süßwasserökosystemen ermittelt. Zusammen stellen sie Leistungen im Wert von jährlich 58 Billionen US-Dollar (rund 55 Billionen Euro) zur Verfügung - das entspricht 60% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Der direkte wirtschaftliche Nutzen, der u.a. den Wasserverbrauch von Haushalten, Bewässerungslandwirtschaft und Industrie beinhaltet, macht davon jährlich mindestens 7,5 Billionen US-Dollar aus. Der oft übersehene, weil indirekte wirtschaftliche Nutzen von Flüssen, Seen und Feuchtgebieten, beläuft sich auf etwa 50 Billionen US-Dollar. Er umfasst Leistungen wie die Verbesserung der Bodengesundheit, Kohlenstoffspeicherung und die Abmilderung von extremen Hochwasser- oder Dürreereignissen. Der WWF warnt dementsprechend vor den enormen Folgen von Wasserverschwendung, Missmanagement und Raubbau. Anlässlich des Welternährungstags am 16. Oktober erklärt der WWF, dass sich langfristige und stabile Ernährungssicherheit für die Weltbevölkerung nur mit dem Schutz von Wasserressourcen und den sie bereitstellenden Ökosystemen erreichen lasse. 

„Der Zustand von Süßwasserökosystemen ist weltweit im freien Fall. Dabei ist Wasser ist unsere wertvollste Ressource und gleichzeitig ökonomisch vollkommen unterbewertet. Gesunde Flüsse, Seen und Feuchtgebiete sind von entscheidender Bedeutung für die Wasser- und Ernährungssicherheit, die Anpassung an den Klimawandel und den Schutz der biologischen Vielfalt. Darüber hinaus sind sie von kulturellem und spirituellem Wert für das menschliche Wohlergehen", fasst Theresa Schiller, Wasserexpertin des WWF Deutschland, die Ergebnisse der Studie zusammen.

Alarmierend sei, dass zwei Drittel der großen Flüsse der Welt nicht mehr frei fließen, während Feuchtgebiete weiterhin dreimal schneller verschwinden als Wälder. Die Ökosystemverluste spiegeln sich auch in den Bestandseinbrüchen unter Süßwasserarten wider, die in den letzten 50 Jahren um 83 Prozent zurückgegangen sind. Zugleich haben Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und die Wasserrisiken für Unternehmen und Volkswirtschaften wachsen.

"Der Schlüssel zur Bewältigung der globalen Wasserkrise liegt in Stopp und Umkehr des voranschreitenden Verlustes unserer Süßwasserökosystemen.  Wir müssen uns bewusst machen, dass Wasser nicht einfach aus dem Hahn kommt, sondern aus der Natur stammt. ‚Wasser für alle‘ hängt von gesunden Süßwasserökosystemen ab", erklärt Theresa Schiller. Es brauche dringend Maßnahmen zur Verbesserung des Wassermanagements, den Abbau schädlicher Subventionen sowie Investitionen in Schutz und Wiederherstellung von Süßwasserökosystemen und nachhaltige Wasserinfrastruktur. Gleichzeitig warnt der WWF vor veraltetem Denken, das die Ursachen des Problems völlig verkennt: „Die Wasserkrise lässt sich nur zusammen mit der Natur, mit gesunden Süßwasserökosystemen lösen, nicht gegen sie.“

Regierungen sollten sich der auf der UN-Wasserkonferenz gestarteten Freshwater Challenge anschließen. Die ländergeführte Initiative hat das Ziel 300.000 Kilometer degradierter Flüsse und 350 Millionen Hektar Feuchtgebiete bis 2030 zu renaturieren. Auch die Bundesrepublik sieht WWF-Expertin Schiller hier in der Pflicht.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin

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