WWF beteiligt sich an Rettungsaktion für Flussdelfine

Im Lago de Tefé, einem gewaltigen See an einem der Amazonaszuflüsse verenden seit einer Woche massenweise der bedrohten rosa Flussdelphine. Mehr als 120 Tiere sind der anhaltende Dürre im Amazonasgebiet bereits zum Opfer gefallen. „Das ist schon jetzt etwa 15 Prozent des dortigen Bestands und die Trockenzeit hat gerade erst begonnen“, berichtet Dirk Embert vom WWF Deutschland. „Wir versuchen, die Überlebenden zu retten, doch es ist ein Rennen gegen die Zeit.“

Gemeinsam mit Experten vom staatlichen Mamirauá-Institut bringen die Naturschützer die geschwächten Tiere von den Flachwasserzonen des Sees am Ufer in tiefere Gewässer, wo die Tiere bessere Überlebenschancenhaben. Ein Transport in nahegelegene Flüsse ist nur bedingt sinnvoll, weil auch dort die Bedingungen oft nur wenig besser sind.

Parallel versucht man die Kadaver der verendeten Tiere zu bergen. Das ist wichtig, um eine zusätzliche Belastung des Sees einzugrenzen. Außerdem werden Gewebeproben genommen, um der Ursachen des Massensterbens auf den Grund zu gehen. Bislang gehen die Fachleute davon aus, dass anhaltende Hitze und Trockenheit die Auslöser des Massensterbens sind. Es wurden Wassertemperaturen von bis zu 39 Grad gemessen.

Der WWF befürchtet, dass sich die aktuelle Situation verschärft. Schon jetzt seien 59 Gemeinden in der Region von Wassermangel betroffen. Der Pegelstand der Flüsse sinke, die Schifffahrt, Hauptverkehrsmittel in der abgelegenen Region, sei beeinträchtigt und die Versorgung der Menschen mit Fisch werde schwieriger.

Inzwischen wurden auch aus anderen Teilen des Amazonasgebietes Totfunde von Delfinen gemeldet. Es trifft eine ohnehin bedroht Spezies. Im Amazonasgebiet leben drei verschiedene Delfinarte. Sie werden auf der Roten Liste als „gefährdet“ gelistet.

Die Tiere sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Sie leiden unter dem illegalen Goldabbau, der die Flüsse mit Quecksilber belastet. Wasserkraftwerke blockieren ihre Wanderwege. Viele verenden auch als Beifang in den Netzen der Fischer. Mit dem Klimawandel und den Auswirkungen des sich abzeichnenden El Nino Effekts kommen jetzt weitere Bedrohungsfaktoren hinzu.

Die Notfall-Mobilisierung zur Rettung von Delfinen am Tefé-See (Bundesstaat Amazonas) wird unterstützt durch Institutionen und Teams der Rescue and Animals in Disaster Group (GRAD Brasilien), WWF-Brasilien, R3 Animal, Aquasis, Lapcom-USP, Aquatic Mammals Center-ICMBio, Baleia Jubarte Institute, Sea Shepherd Brasilien, Aqualie Institute, Nilton Lins University.

 

Korrektur: In einer ursprünglichen Version hieß es, es seien 25 Prozent des dortigen Bestands. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. (06.10.23 12:00 Uhr)

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz