Ab Montag verhandeln EU-Fischereiminister:innen über Ostsee-Fangmengen / WWF fordert für hiesigen Hering und Dorsch nur noch unvermeidbare Beifangmengen zuzulassen

Ab Montag verhandeln die Fischereiminister:innen der EU über die in der Ostsee erlaubten Fangmengen für das Jahr 2024. Der WWF fordert, die Fangmengenvergabe am kritischen Zustand vieler Fischbestände sowie des stark angeschlagenen Ökosystems Ostsee auszurichten. 

„Für die hiesigen Bestände von Hering und Dorsch dürfen nur noch die unvermeidbaren Beifänge in anderen Fischereien erlaubt werden, so schlecht ist der Zustand mittlerweile. Die aktive Fischerei sollte unbedingt geschlossen bleiben, wenn eine Chance auf Erholung der Bestände erreicht werden soll. Beim Dorsch zählt jeder Fisch, der im Wasser bleibt“, sagt Stella Nemecky, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland. In der Fischerei auf Sprottenschwärme geht immer auch Hering ins Netz, in der Schollenfischerei fällt Dorsch regelmäßig als Beifang an, weil das Fanggerät beide Arten vom Meeresboden aufscheucht und einfängt. Falls die Fangmengen für Scholle und Sprotte zu hoch angesetzt werden, würden allein die anfallenden Beifangmengen der Erholung von Dorsch und Hering im Wege stehen. Die Minister:innen sollten deshalb die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Limits für Fangmengen übernehmen, mahnt der WWF.

Um den Dorschbeifang zu minimieren, müsse endlich ostseeweit selektives Fanggerät in der Schollenfischerei verpflichtend vorgeschrieben werden. Die Umweltschützer:innen fordern zudem die Einrichtung von fischereifreien Schutz- bzw. Schongebieten und bessere Fischereikontrollen auf See, auch für die Freizeitfischerei. Die Freizeitfischerei auf Dorsch sollte vorerst ganz verboten werden.

Der schlechte Zustand der Fischbestände spiegelt auch den miserablen Gesamtzustand der Ostsee wider. Zusätzlich zum Fischereidruck beeinträchtigen die erhöhten Wassertemperaturen durch die Klimakrise, der abnehmende Salzgehalt und die viel zu hohen Düngemitteleinträge aus der Landwirtschaft die Lebensbedingungen und Nahrungsverfügbarkeit für viele Meeresarten.

„Das ökologische Gefüge der Ostsee ist von vielen Seiten unter Druck und braucht einen viel umfassenderen Schutz. Fischerei hat erhebliche Auswirkungen auf das Ökosystem und muss in einer so angespannten Lage erst recht umweltverträglich betrieben werden, auch um die Grundlagen für eine nachhaltige Fischerei der Zukunft zu sichern. Diesen Hebel haben die Fischereiminister:innen in der Hand, jetzt müssen sie bei den Verhandlungen über die Fangmengen den nötigen Weitblick beweisen“, so Stella Nemecky vom WWF.

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz