BUND, NABU und WWF zur „Cuxhavener Erklärung“: Verzicht auf Verklappung von Baggergut vor Scharhörn ist gut, aber keine Lösung für das Leben in der Elbe

In einer "Cuxhavenener Erklärung" haben die grünen Umweltminister von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg ihren Vorschlag für den Umgang mit Baggergut aus dem Hamburger Hafen bekanntgegeben. Die im Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“ zusammengeschlossenen Umweltverbände WWF, BUND und NABU nehmen erleichtert zur Kenntnis, dass Scharhörn als weitere Verbringstelle für gebaggerte Sedimente nicht genutzt werden soll. Seit Jahren machen sich die Umweltverbände- auch zusammen mit regionalen politischen und gesellschaftlichen Akteuren im Raum Cuxhaven- dafür stark, die negativen ökologischen Auswirkungen der Verklappung von vielen Millionen Tonnen Sedimenten in diesem sensiblen Gebiet zu verhindern.

Anlässlich dieses Signals der grünen Umweltminister für den Erhalt des Weltnaturerbes Wattenmeer, weisen die Umweltverbände darauf hin, dass die eigentlichen Probleme woanders liegen. Denn nicht die Umweltminister der Elbanrainer sind verantwortlich für die Misere, sondern vor allem Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und die Hamburg Port Authority in Kooperation mit dem Bund und den deutschen Seehäfen im niedersächsischen Wilhelmshaven und Bremerhaven.

 „Kein Schlick vor Scharhörn – diese gute Nachricht wird getrübt und konterkariert, indem der Schlick stattdessen an anderer Stelle unmittelbar am Wattenmeer verklappt werden soll. So wird das Problem Hafenschlick verschoben, nicht gelöst. Nachhaltiges Sedimentmanagement muss früher ansetzen, um Elbe und Wattenmeer zu schützen“, erklären die Umweltverbände.

Scharhörn zu schonen, gleichzeitig aber die Schlickmengen am Neuen Lüchtergrund, einer Verbringstelle des Bundes im Mündungstrichter der Elbe, sowie an der Tonne E 3 auf Schleswig-Holsteiner Gebiet jetzt zu erhöhen, produziere weiterhin erhebliche ökologische Belastungen für Tideelbe und Wattenmeer. Zudem werde die Planung vorangetrieben, zukünftig zusätzlich Tausende von Tonnen in einem neuen Schlickfallgebiet in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zu verklappen. Es fehlt eine grundsätzliche Strategie zur Reduzierung gebaggerter Sedimentmengen.

Denn nur durch eine Kooperation der deutschen Seehäfen mit stärkerer Einflussnahme des Bundes kann eine nachhaltigere See- und Hafenwirtschaft organisiert werden, bei der ebenfalls beschworene politische Ziele wie der Schutz von Lebensräumen und Arten oder rechtliche Vorgaben zur Gewässerqualität eine ernsthafte Berücksichtigung finden, so die Verbände. „Wir brauchen dringend Maßnahmen zur Reduzierung der Baggermengen, um die Zerstörung des Ökosystems zu stoppen und die Ursachen für das „Verklappungsproblem“ zu bekämpfen. Dazu gehören eine Rücknahme der letzten Elbvertiefung sowie die Schaffung von Flutraum in den Seitenbereichen der Elbe.“

Auf internationalem Parkett bekennt Deutschland sich zum Schutz von Natur und Biodiversität, in und um die Elbe führt fehlende Weitsicht und mangelnde Abstimmung zwischen Bund und Ländern den Verlust von Lebensräumen herbei. „Angesichts des seit der letzten Elbvertiefung besonders dramatisch aus dem Ruder laufenden Tideelbesystems und der negativen Beeinträchtigung des Wattenmeers sind alle ökologischen An- und Aussprüche der politisch Verantwortlichen reines politisches BlaBla. Wenn sich das nicht endlich ändert, ist der Zusammenbruch des Stintaufkommens in der Elbe nur ein Vorbote von dem, was uns beim Thema Artenschwund in den eigenen Gewässern bevorsteht“, so die Umweltverbände WWF, BUND und NABU.

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz